Neues vom TiG: Stephan Bach berauscht Bamberg

20.2.2016, 12:01 Uhr
Neues vom TiG: Stephan Bach berauscht Bamberg

© Werner Lorenz

Nach "Casanova" in der Gärtnerei Niedermaier, dem Bürostück "Push Up" im Kolping-Center und zuletzt "Die Unzertrennlichen" in der Klangwerkstatt zog das Team vom TiG gemäß seinem Credo, das Bamberger Gärtnerviertel zur Bühne zu machen, eine Station weiter und versammelte seine theateraffinen Gäste zu einer Inszenierung von Nina Lorenz in der Weinhandlung "Vino e Camino".

Leutselig begrüßt Bach alias Christian Sigismund Ahlberg die gemütlich um Tische platzierten Gäste. Sie erfahren, dass er aus Dänemark stamme, altem Adel angehöre und deshalb quasi von Gottes Gnaden den Beruf "Sohn" ausübe. Als Zeitvertreib habe er sich ein Weingut zugelegt. Und da im Wein bekanntlich die Wahrheit liegt, gesteht er, dass das Ergebnis seiner Weinlese zwischen ekelhaft und ungenießbar changiert. In Bambergs Mittelstraße sei dies dagegen selbstredend etwas ganz anderes.

Literarisch-theatrale Verkostung im Gärtnerviertel

Sodann beginnt der vinophile Mann einige Ausführungen über das "Götterwerk der Daseinswonne". Er sinniert über makedonische Orgien, in deren Verlauf es galt den Herkulesbecher in einem Zug zu leeren, ebenso wie über folgenreiche Trinkwetten um 1910. Derlei "gesta bibendi" beschreibt er wortreich als heroische Großtaten. Derweil ist er sich gewiss, dass "Spielern, Trinkern und Umbringern" die Bewunderung aller zuteilwerde.

Neues vom TiG: Stephan Bach berauscht Bamberg

© Werner Lorenz

Anschließend schlüpft er in seine erste Rolle und inszeniert intermedial die gleichsam hinterlistige wie todbringende Rache des Montrésor an seinem Freund Fortunato, diesem arroganten "Prahlhans und Weinkenner". Denn Montrésor befindet: "Niemand kränkt mich ungestraft." Nach einer feinen Überleitung weg von Edgar Allan Poes "Fass Amontillado" bekommen die Gäste zum Wein eine variantenreiche italienische Platte serviert.

Von Allan Poe bis Oscar Wilde

Im Anschluss an das kulinarische Angebot wird es wieder theatral. Ahlberg übt sich in einer pfiffigen Bildanalyse oder weingeschwängerten Reimen: "Haste die Geisha missfällt der Fächer – haste den Wein so fehlt der Becher." Bevor er auf seine literarische Hausapotheke für alle Stimmungslagen zu sprechen kommt, prostet Ahlenberg dem Publikum zu, schließlich sei er die ganze Pause trocken geblieben. Seine Werksammlung umfasst auch Oscar Wilde. Ahlberg lässt es sich nicht nehmen die Kurzgeschichte "Lord Arthur Saviles Verbrechen" des irischen Autors zum Besten zu geben. Wandlungsfähig und mit viel Empathie deckt Bach stückintern gleich mehrere Rollen ab und fungiert so etwa als gastierende Herzogin oder als Lord selbst. Die Rolle des "berufsmäßigen Chiromanten" und Scharlatans Mr. Septimus R. Podgers aus der 103A West Moon Street scheint ihm dabei wie auf den Leib geschneidert.   

Ab April zeigt das TiG "Like Me", ein aktuelles Stück über Cybermobbing, mit Olga Seehafer, Elena Weber und Martin Habermeyer in der Alten Seilerei auf dem modernisierten Schaefflergelände.

"Er ist reif" - Weinseliges mit Bach. Inszenierung: Nina Lorenz. Weitere Spieltermine: 26.2., 27.2., 5.3., 18.3., 2.4., 8.4., 9.4., 14.4., 17.4.2016. Dazu auf Wunsch: Tagliere misto italiano (gemischte italienische Platte) + 1 Glas Wein.

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