Ehe für alle: So stimmten die Abgeordneten aus der Region

30.6.2017, 17:51 Uhr
Die Ehe für alle ist beschlossene Sache. Ein paar Abgeordnete sträuben sich aber weiter - mit Blick auf die Verfassung.

© Collage: nordbayern.de Die Ehe für alle ist beschlossene Sache. Ein paar Abgeordnete sträuben sich aber weiter - mit Blick auf die Verfassung.

Die Liste ist lang - und prominent: Gleich 75 Frauen und Männer aus der CDU und CSU sind für die Ehe für alle. Offiziell, denn sie votierten am Freitag bei der Bundestagsabstimmung für die Gleichstellung von homosexuellen Paaren. Die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ist dabei, Kanzleramtsminister Peter Altmaier und CDU-Generalsekretär Peter Tauber auch.

Innerhalb der fränkischen CSU fällt die Zahl geringer aus. Immerhin zwei Abgeordnete - Hans Michelbach (Coburg/Kronach) und Dagmar Wöhrl (Nürnberg-Nord) aus Nordbayern stimmten für die Ehe für alle. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, fehlte bei der Abstimmung wegen eines Todesfalls in der Familie.

Die Nürnbergerin Dagmar Wöhrl bezeichnet die gleichgeschlechtliche Ehe als "ihr Projekt". Seit Jahren engagiere sie sich dafür, erklärte die Unionspolitikerin den Nürnberger Nachrichten. "Das Familienbild Vater-Mutter-Kind war in der Lebensrealität der Menschen längst nicht mehr der einzige Entwurf." Die Anpassung der Gesetzeslage sei demnach nur der logische Schritt. Ein Schritt, der längst überfällig ist.


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Ein anderer Nürnberger, Michael Frieser (Nürnberg-Süd), kündigte bereits im Vorfeld sein Nein an. "In der Kürze der Zeit können wichtige Fragen nicht geklärt werden, etwa der verfassungsrechtliche Aspekt, bei dem ich Vorbehalte sehe", sagte der CSU-Abgeordnete der Nürnberger Zeitung. "Es gefällt mir nicht, dass (...) Fragen wegen der Kurzschlussreaktion aus wahltaktischen Gründen nun nicht beantwortet werden."

Bedenken, die auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt hat. "Ich bin der Meinung, es sollte beim traditionellen Eheverständnis bleiben", sagt der Fürther CSU-Politiker. "Ich sehe darin keine Zurücksetzung oder Missachtung von gleichgeschlechtlichen Paaren. Sie übernehmen genauso wie Ehepaare dauerhaft die Verantwortung für den Partner, schenken einander Fürsorge und Unterstützung und bereichern somit unsere Gesellschaft – ganz unabhängig von der Bezeichnung."

Deutlich wird auch der CSU-Bundestagsabgeordnete Alois Karl aus Neumarkt. Fast 1000 Bürger hätten sich in den vergangenen Tagen wegen des Themas an ihn gewandt. Karl habe sich die Entscheidung reichlich überlegt, glaube aber, dass dem Bedürfnis gleichgeschlechtlicher Lebenspartner nach Anerkennung und rechtlicher Absicherung mit dem Lebenspartnerschaftsgesetz bereits umfassend Rechnung getragen sei. Keine Gleichstellung könne es beim Adoptionsrecht geben.

"Das ist ein guter und ein historischer Tag für unser Land", sagte Natascha Kohnen, Landesvorsitzende der Bayern-SPD. Deutschland sei nun in die Lebenswirklichkeit des 21. Jahrhunderts eingetreten.

Fast ein Viertel aller CDU-CSU-Abgeordnerter stimmte für die Gleichstellung. Das überrascht Beobachter, denn mit so vielen Befürwortern aus den Reihen der Union hatte kaum jemand gerechnet. Bundeskanzlerin Angela Merkel allerdings entschied sich gegen die Ehe für alle. Sie sei zwar durchaus dafür, sagte sie bei einem Statement vor Fernsehkameras, dass homosexuelle Paare zum Beispiel bei den Adoptionsrechten vollends gleichgestellt würden. Den Begriff "Ehe" wolle sie aber trotzdem weiterhin auf die Beziehung von Mann und Frau begrenzen.

Die Übersicht - so stimmten die Abgeordneten aus der Region ab:

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