Web Week: Erlanger Geschichten aus dem Nähkästchen

12.5.2017, 15:46 Uhr
Web Week: Erlanger Geschichten aus dem Nähkästchen

© Foto: Katharina Tontsch

Vielleicht schafft es auch diese Geschichte in ihren Blog. Es ist eine Geschichte aus dem Alltag einer Maßschneiderin, einer preisgekrönten Handwerkerin, die vor allem eines will: Menschen glücklich machen. Susanne Spitz erzählt ihre Geschichte gerne und mit Witz, wenn man sie in ihrem Atelier mit Industrie-Charme besucht.

Eingebung "aus dem Bauch heraus"

Eine Kundin war zu Besuch, eine zukünftige Braut auf der Suche nach dem perfekten Outfit. "Sie hatte ein Foto von einem Brautkleid dabei, das sie cool fand", sagt Spitz. "Nach zwei Minuten Gespräch dachte ich mir aber schon: Ne." Falsche Farbe, Schnitt passt nicht. "Ich hatte gleich ein Bild im Kopf, wie ich sie sehen würde." Eine Eingebung "aus dem Bauch heraus".

Umso länger das Gespräch dauerte, umso mehr rückte die 39-Jährige mit ihrer Idee heraus: kein Kleid, sondern eine Kombination aus Hose und Bluse, extravagant, besonders, speziell. Die Kundin war begeistert. "Ich zeichne ihr das nun auf", sagt Spitz. "Mich würde es nicht wundern, wenn es das am Ende wird."

Spitz möchte "das Optimale rausholen für das Individuum. Freiheit und Sicherheit verkaufen. Die Kunden wissen, es passt, wissen, es steht ihnen. Das Thema Klamotte ist abgehakt."

Die Erlangerin verbindet Funktionales mit Kreativität, sie liebt die Arbeit mit den Händen. Direkt nach dem Abitur begann sie die Schneider-ausbildung. Studieren wollte Susanne Spitz nie.

"Im Flow schreibe ich 15 Blog-Artikel am Stück"

Jetzt führt sie ihre Maßschneiderei und seit fünf Jahren auch das Geschäft "Bellaventi" in der Erlanger Innenstadt. Sie hat zwei Mitarbeiter im Atelier und vier in ihrem Laden. Spitz ist engagiert in der Stadt, ist Obermeisterin der Innung des Maßschneiderhandwerks Nürnberg-Fürth-Erlangen. Im Oktober erhielt sie im deutschlandweiten Atelierwettbewerb die Silbermedaille. Das ausgezeichnete Abendkleid – blaue Spitze, eine raffinierte braune Weste darüber – stellt Spitz noch in ihrem Atelier aus.

Auch darüber hat sie in ihrem Blog geschrieben, wie über so vieles seit 2008. "Ich hatte eine HTML-basierte Internetseite. Es war umständlich." Deshalb hat sich Spitz stattdessen für einen Blog entschieden. "Ich habe schnell gemerkt, dass es Spaß macht. Also habe ich auch von hier aus dem Atelier etwas geschrieben." Alle drei Tage gibt es einen neuen Eintrag. "Ich mache das im Voraus. Wenn ich einen Flow habe, schreibe ich sogar 15 Artikel am Stück."

Durch den Blog ist Spitz besser bei Google auffindbar. Ob sie damit direkt ihre Kunden erreicht, weiß die Schneiderin nicht: "Meine Zielgruppe hat ein Problem: Sie hat keine Zeit, im Internet zu surfen. Wir sind natürlich teurer als Stange." Die Kunden brauchen ein gutes Einkommen, um sich Kleidung nach Maß leisten zu können. Dennoch schätzt Spitz, etwa 70 Prozent der Neukunden werden über das Internet auf sie aufmerksam. Und nicht wenigen geht es am Ende so wie der Braut und ihrem Traum vom Hochzeitskleid.

Teil eins unserer Firmenporträts im Rahmen der Web Week: Nähbar in Herzogenaurach

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