Funklöcher willkommen: Handyfreie Zonen sind ein Segen

18.10.2017, 05:57 Uhr
Immer und überall erreichbar? Für Redakteur Markus Steiner ist das auf keinen Fall erstrebenswert.

© A4468/_Daniel Naupold Immer und überall erreichbar? Für Redakteur Markus Steiner ist das auf keinen Fall erstrebenswert.

Allerorten hat sich das Smartphone in unseren Alltag eingeschlichen und scheint vielen ans Ohr oder in die Hand gewachsen zu sein. Eine andere, schleichende Gefahr, die mit dem Mobilfunk einhergeht, scheint dagegen in Vergessenheit geraten zu sein: Wer ein besseres Mobilfunknetz möchte, der muss auch mehr Mobilfunkmasten in Kauf nehmen. Die sollten dann aber wiederum möglichst weit weg vom eigenen Haus stehen, aber gerade noch nah genug, um einen guten Empfang zu haben. Auch bei Mobilfunkmasten scheint das Sankt-Florians-Prinzip zu regieren, wenngleich sich viele offenbar nicht mehr darum scheren, welche Folgen ein dicht ausgebautes Netz mit sich bringt.

Dabei ist es Fakt, dass der fortschreitende Ausbau der Mobilfunknetze zu einer deutlichen Erhöhung der elektromagnetischen Strahlenbelastung beiträgt. Zwar haben Wissenschaftler bislang keine Beweise für einen Zusammenhang von Handynutzung und einem erhöhten Krebsrisiko gefunden; das Bundesamt für Strahlenschutz rät aber immerhin zur Vorsicht und zum möglichst eingeschränkten Umgang mit dem Mobiltelefon. Vor allem Kinder sollten ganz auf Handys verzichten, raten Experten.

Dumm durch Smartphones: Professor warnt

Der Gehirnforscher Professor Manfred Spitzer behauptet sogar, dass der übermäßige Gebrauch von Smartphones dumm mache. Der Wissenschaftler glaubt, dass Smartphones für Kinder gefährlicher sind als Asbest und teilt diese Einschätzung mit der WHO. Spitzer nennt das Phänomen, das sich bei übermäßiger Handynutzung einstellt "Digitale Demenz".

Inzwischen darf getrost bezweifelt werden, dass das Smartphone wirklich smart macht. Im Alltag gibt es genügend Beispiele, die das Gegenteil belegen. Man sieht Frauen und Männer, die selbst auf der mittleren Spur der Autobahn am Steuer mit dem Handy telefonieren, eine SMS schreiben oder ihre Nachrichten checken. Man sieht Eltern, die Kinderwagen schiebend über den Zebrastreifen laufen, ohne auf den Verkehr oder ihr Kind zu achten, weil sie auf ihr Handy starren.

Funklöcher sollten nicht gestopft werden

Lückenlose Mobilfunknetze braucht niemand wirklich, schließlich landen Anrufe nicht im Funkloch, sondern auf dem Anrufbeantworter. Rettungsdienste, Sanitäter und die Polizei sind ohnehin nicht auf Mobilfunknetze angewiesen, sondern nutzen Digitalfunk, der inzwischen 99 Prozent der Fläche Deutschlands versorgt.

Handyfreie Zonen können dagegen wie ein Segen wirken und unseren Alltag entschleunigen. Inzwischen gibt es Urlaubsregionen, die gezielt mit Funklöchern in ihren Gebieten werben. Ein engmaschiges Mobilfunknetz wird von vielen heute als Grundrecht gesehen. Dabei schafft gerade das Ausschalten ganz neue Freiräume. Wer smart ist, der kann sich auch an Funklöchern erfreuen.

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