Inferno auf A9: "Reisebus stand sofort in Flammen"

3.7.2017, 22:59 Uhr
Der Bus, in dem 18 Menschen den Tod fanden, ist komplett zerstört.

© afp Der Bus, in dem 18 Menschen den Tod fanden, ist komplett zerstört.

Nur noch das Gerippe ist übrig. Völlig verkohlt steht das Wrack des Reisebusses auf der A9 bei Münchberg, die Scheiben sind herausgesprungen, die Karosserie schwer deformiert. Hier starben 18 Menschen, das bestätigte die Polizei Oberfranken am frühen Montagnachmittag noch einmal. Experten sind sich schon jetzt einig: Es handelt sich um eines der schwersten Verkehrsunglücke in Bayern.

Der Unglücksort.

Der Unglücksort. © nn

"Was wir gesehen haben, ist erschreckend, wie man es sich kaum vorstellen kann", sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, der mit einer CSU-Delegation in einem Helikopter an die Unfallstelle flog. Auch der Politiker zeigte sich schockiert, wie schnell das Feuer den kompletten Bus erfasste. "Er muss sofort in Flammen gestanden haben", sagte Dobrindt mit Verweis auf die derzeitigen Ermittlungen. "Das war eine enorme Hitze, an einen Rettungseinsatz war nicht zu denken." Die Feuerwehr konnte lediglich den Bus ablöschen, die Überlebenden retteten sich selbst ins Freie. Nur zehn Minuten nach der Alarmierung waren die allesamt ehrenamtlichen Retter am Unfallort.

Die Brandursache ist noch völlig unklar, das betont das zuständige Polizeipräsidium Oberfranken. Ein Experte des Tüv Rheinland aber brachte eine abgerissene Kraftstoffleitung als mögliche Ursache ins Spiel. "Im Fall eines Unfalls kann es sein, dass eine Kraftstoffleitung abreißt und der Kraftstoff auf heiße Fahrzeugteile gelangt und das Ganze anfängt zu brennen", skizzierte er gegenüber der Deutschen Presse-Agentur einen möglichen Ablauf der Katastrophe. Der Tank befinde sich in der Mitte oder im hinteren Bereich des Busses, könnte bis zu 500 Liter Kraftstoff enthalten. "Wenn er dann unter dem Bus herläuft und alles brennt, geht es rasend schnell."

"Im Einsatz funktionierst du"

Das aber ist nur eine These. Die rund 200 Retter, die fast zwölf Stunden an der Unfallstelle arbeiteten, sind mit der Realität konfrontiert. "Das ist eine ganz schwierige Situation für sie", sagte Verkehrsminister Dobrindt. Kriseninterventionsteams, die speziell für den Umgang mit solchen Situationen geschult sind, betreuen die Einsatzkräfte. Unter anderem Bundeskanzlerin Merkel dankte ihnen (mehr Reaktionen aus der Politik lesen Sie hier).

"Im Einsatz funktionierst du, die Bilder kommen erst hinterher, wenn du zur Ruhe kommst", sagte Andreas Hentschel von der Feuerwehr Münchberg der Deutschen Presse-Agentur. Er und seine Kollegen waren mit die ersten am Unfallort. Mittlerweile hat die Spurensicherung an der A9 übernommen, noch sind einige der Leichname nicht identifiziert. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen.

Hoffnung auf Überlebende zerschlug sich schnell

Neben den 18 Toten wurden 30 Menschen teils schwer verletzt. Dass sich weitere Überlebende auf das Gelände neben der Autobahn gerettet haben könnten, schlossen Polizei und Feuerwehr aus. Dort seien Wildschutzzäune angebracht, die hätte niemand so leicht überklettern können. Die Hoffnung auf ein Wunder dürfte sich damit zerschlagen haben. Sie war ohnehin nicht groß, sagen die Retter.

Die Fahrgäste sollen größtenteils aus dem Großraum Dresden stammen, der Bus eigentlich nach Nürnberg fahren. Auch vier Brandenburger befanden sich zum Zeitpunkt des Infernos im Inneren, sie überlebten. Einer der Busfahrer aber starb. Er war seit zehn Jahren bei dem sächsischen Unternehmen beschäftigt und 2013 für langjähriges unfallfreies und sicheres Fahren ausgezeichnet worden. An der Reise namen "Männer und Frauen im Alter von 41 bis 81" teil, bestätigte die Polizei - konkreter wird sie nicht. Für Angehörige wurde eine Notfallnummer (0800 7766350) eingerichtet.

Auch Joachim Herrmann besuchte am Montag die Unfallstelle auf der A9 zwischen Münchberg und Gefrees. Dort beklagte Bayerns Innenminister das "völlig unverantwortliche Verhalten" mancher Autofahrer. Sie bildeten wohl nicht sofort eine Rettungsgasse. Das erschwerte den Einsatz der Retter zusätzlich.

Die A9 blieb fast zwölf Stunden lang in Richtung Süden gesperrt. Erst gegen 21.30 Uhr konnte der Unglücks-Bus mit einem Autokran von der Fahrbahn gehievt werden. Die Nachrichtenagentur News5 berichtet von Chaos auf den Ausweichstraßen rund um Münchberg.

Dieser Artikel wurde mehrfach aktualisiert, zuletzt um 23.00 Uhr.