Die 354, bitte - Schdaddworschd!

5.7.2011, 00:00 Uhr
Die 354, bitte - Schdaddworschd!

© Günter Distler

Im „Steinbrüchlein“ geht’s leger zu, die Kleiderordnung wird vom Wetter, vom Wohl- und Bauchgefühl bestimmt. Die ruhige, friedliche Idylle im südlichen Lorenzer Reichswald, weitab vom Schuss, bietet unbeschwerte Sommerfrische wie einst. Kinderlachen, Blätterrauschen, Gezwitscher — selbst der gleichmäßige Motorensound von der nahen Autobahn erscheint als natürliches Gesumm. Bis der Lautsprecher plärrt: „Die 354, bitte: die Schdaddworschd!“ Das klingt nach Stationsvorsteher — und klingt doch verlockend für den, der schon lange auf sein Essen gewartet hat.

Es gibt Brotzeit und Braten, das Übliche, was es in Waldschänken halt so gibt. Bratwürste, Fleischkäs mit Spiegelei, Tellersülze. Schäufele ist aus; aber der Schweinsbraten sieht gut aus, meint Kellner Simon. Ein guter Tipp. Die Portion mit Kloß und Salat (7,20 Euro) ist riesig und schmeckt, da kann man nicht meckern, auch wenn die Soße übern Tellerrand schwappt. Weniger gelungen dagegen der Kaiserschmarrn — „wie auf der Hüttn“ – mit Apfelmus (5,80 Euro).

Das ist die Crux solcher Ausflugslokale: Knallt die Sonne vom Himmel, zieht es Heerscharen von Städtern ins Grüne unter schattige Bäume. Diesem meist plötzlichen Ansturm sind jedoch die wenigsten Küchen gewachsen, da greift mancher Koch gern zu Fertigprodukten. Und die Küche im „Steinbrüchlein“ ist besonders klein.

Unzulänglich ist hier vieles. Doch die beliebte Traditionsgaststätte steht unter dem besonderen Schutz ihrer Fans. Nach dem Tod der alten Pächterin Gusti Brunner formierte sich eine Bürgerinitiative, die OB Maly das Versprechen abrang, dass alles so bleibt, wie es ist.

Für das, was ist, gibt es viele schöne Adjektive: idyllisch, urig, nostalgisch, beschaulich, romantisch. Man spricht liebevoll vom morbiden Charme der maroden Gebäude. Werner Blödel spricht von „Schrottimmobilie“. Vor zwei Jahren hat der Besitzer des Gasthauses „Grüner Baum“ in Kornburg das „Staabrüchla“ übernommen — viel verändern konnte, sollte, durfte er nicht.

Noch immer gibt es keinen Kanal und folglich nur eine Container-Toilette. Bis 2013 jedenfalls soll die Wirtschaft auch so ursprünglich bleiben. Was danach geplant ist, wollen Blödel und Tucher nicht verraten — da herrscht Schweigen im Walde.

Unterm Strich:

Wer laut darüber nachdenkt, wie schön das doch wäre, wenn hier draußen so eine Art Menterschwaige entstünde, macht sich schnell unbeliebt. Münchner Biergärten mögen Nürnberger nur in München. Dabei gäbe gerade die Menterschwaige ein gutes Vorbild fürs „Steinbrüchlein“ — nicht nur gastronomisch. So bleibt nur noch anzumerken, dass es einen Bedienungsbereich gibt und einen Selbstbedienungsbereich (die Bestellnummern für die Essen werden, wie erwähnt, donnernd laut ausgerufen), dass die Preise für beide Bereiche gleich und moderat sind. Die eigene Brotzeit darf man nicht mitbringen. Die Radlerhalbe kostet 2,40 Euro, ebenso das Tucher vom Fass, doch wir wünschten, es würden mehr Biere der fränkischen Landbrauereien ausgeschenkt.

Mehr Informationen über die Waldwirtschaft Steinbrüchlein in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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