DNA-Spuren belasten Grapscher vom Wöhrder See

2.11.2016, 19:12 Uhr
Nach etlichen Grabsch-Attacken rund um den Wöhrder See ist nun ein Tatverdächtiger gefasst worden.

© dpa Nach etlichen Grabsch-Attacken rund um den Wöhrder See ist nun ein Tatverdächtiger gefasst worden.

Der Zugriff erfolgte bereits am 29. September: Drei Zeugen beobachteten gegen 19.30 Uhr, wie am Wöhrder See ein Radfahrer einer Joggerin an den Po fasste und weiterfuhr. Die Sportlerin ließ sich davon nicht beirren und setzte ihren Lauf fort. Die Zeugen allerdings nahmen die Verfolgung auf.

Per Handy hielten sie Kontakt zur Polizei und gaben die Positionen des Täters durch. Da die Sicherheitsbehörden das Areal rund um den See schon länger im Visier haben, zumal seit Mitte 2015 mehr als 40 ähnlich gelagerte Fälle angezeigt wurden, waren auch an diesem Abend Einsatzkräfte in der Nähe. Im Rahmen der sofortigen Fahndung stoppten Beamte des Nürnberger Unterstützungskommandos (USK) auf Rädern den 32-Jährigen am Nordufer des Sees.

"Wir mussten die DNA-Ergebnisse abwarten"

Der stark alkoholisierte Mann wurde der Kripo überstellt. Warum aber die Sicherheitsbehörden die Öffentlichkeit mehr als einen Monat nach der Festnahme informieren, erklärt Oberstaatsanwältin Anita Traud so: "Wir mussten die DNA-Ergebnisse abwarten, um Gewissheit zu haben." Die Kripo Nürnberg sammelte seit Mitte 2015 Spuren, Kleidungsstücke von belästigten Joggerinnen wurden untersucht. Denn alleine durch die Berührung hinterlässt der Täter seinen genetischen Fingerabdruck. "Wir hatten aber nur Mischspuren", erklärt Kriminalhauptkommissar Horst Hanschmann.

Das heißt: Es fanden sich viele DNA-Spuren, sicher auch die des gesuchten Täters. Ab dem 29. September wurde es spannend: Der Beschuldigte gab eine Speichelprobe ab. Ob seine DNA wohl mit einer der Spuren auf den Kleidungsstücken übereinstimmt? Während der Pressekonferenz wurde dann bekannt: "Fünf exakte Treffer haben sich mit dem Abgleich herausgestellt", so Hanschmann. Vier weitere Fälle seien dem Tatverdächtigen durch Lichtbildvorlagen zuzuordnen. Die Auswertungen von weiteren sechs DNA-Spuren seien noch nicht abgeschlossen. "Wir haben gegen den Mann ein Ermittlungsverfahren eingeleitet", ergänzt Oberstaatsanwältin Traud.

Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen

Der Beschuldigte, der keine Vorstrafen hat, habe bei den Vernehmungen keine Angaben zu den Tatvorwürfen gemacht. Mit richterlichem Beschluss durchsuchten Kriminalbeamte am 17. Oktober die Wohnung des 32-Jährigen in Nürnberg. Die Polizisten fanden ein weiteres Fahrrad, ein Mobiltelefon und Bekleidung, das als Tatkleidung infrage kommen könnte. Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen.

Monatelang wurden Joggerinnen am Wöhrder See sexuell belästigt. Der Täter radelte von hinten auf seine Opfer zu, grapschte ihnen an den Po und machte sich dann aus dem Staub. "Die Täterbeschreibungen waren sehr unterschiedlich, ein einheitliches Bild ergab sich nicht", sagt Heinz Hegendörfer, Leiter der zuständigen Polizeiinspektion Ost. "Die wenigsten Frauen konnten einen Fahrradfahrer mit dem Übergriff in Zusammenhang bringen, weil alles recht schnell ging."

In den Wintermonaten hörte diese Form der Übergriffe "schlagartig" auf. "Bis wir im Juni 2016 wieder eine gleichgelagerte Mitteilung bekamen", so der Polizeidirektor.

Daraufhin wurde unter der Federführung der Inspektion Ost ein Einsatzkonzept entwickelt, bei dem zivile und uniformierte Beamte am Wöhrder See verstärkt unterwegs waren. Ob die Serie sexueller Übergriffe am See mit diesem Ermittlungserfolg nun beendet ist, lässt sich nicht sagen. Der Beschuldigte ist auf freiem Fuß. Juristisch gesehen handelt es sich bei den Taten "nur" um Beleidigungen. Das Einsatzkonzept der Polizei läuft aber weiter. Heinz Hegendörfer: "Wir werden am Wöhrder See weiterhin auf Streife sein."