Das Delfin-Dilemma

Hollywood und Disney machen’s vor: Könnte so die Zukunft des Delfinariums in Nürnberg aussehen?

Carolin Heilig

Volontärin

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7.5.2024, 05:00 Uhr
Kinder begegnen dem Roboter-Delfin: ein magischer Moment.

© Roger Holzberg Kinder begegnen dem Roboter-Delfin: ein magischer Moment.

Ein kleiner Junge besucht mit seinem Vater ein Delfinarium. Ein Delfin taucht aus dem dunklen Wasser auf und schwimmt auf den Jungen zu. Der Kleine versteckt sich hinter seinem Vater. Der fragt: "Hast Du Angst?". Der Junge erwidert: "Ja, ich habe Angst vor Haien." Aber das sei doch gar kein Hai, sondern ein Delfin. Und diese Tiere würden die Menschen sogar vor Haien beschützen.

Der Kleine blickt den Delfin an und fragt: "Hast Du Angst vor Haien?" - und der Delfin nickt. Das Tier, das täuschend echt aussieht und hier mit dem kleinen Jungen kommuniziert, ist in Wahrheit eine Attrappe, ein Delfin-Roboter. Er kann Drehungen machen und zum Atem an die Wasseroberfläche kommen, genau wie seine echten Artgenossen.

Ein magischer Moment

Der Junge verliert nach dem Nicken seine Angst und streichelt den Delfin. Ein magischer Moment – so nennt es Roger Holzberg. Er ist einer der Köpfe hinter der Erfindung des Roboter-Delfins. Seine Anfänge machte der Roboter-Delfin in Filmen, wie "Flipper" und "Free Willy".

Roger Holzberg ist einer der Köpfe hinter der Erfindung des Roboter-Delfins.

Roger Holzberg ist einer der Köpfe hinter der Erfindung des Roboter-Delfins. © Roger Holzberg

Die Kritik an der Delfinhaltung, wie im Nürnberger Tiergarten, ist laut. Aktivisten fordern das Ende der Haltung. Aber was wäre die Alternative? Hollywood macht es vor: Die echten Tiere könnten durch elektrische Artgenossen ersetzt werden.

Tierquälerei – Polizei alarmiert

Wie echt die Roboter-Delfine aussehen, zeigt eine andere Geschichte, von der Holzberg berichtet. Bei einer Delfinshow kommt ein Roboter zum Einsatz. Auf dem Kopf des Tieres wird eine Kamera montiert, damit die Zuschauer durch die Augen des Delfins sehen können. Dazu trägt der Roboter eine Art Weste. Die Zuschauer müssen sogar ein Dokument unterschreiben, dass sie einen Roboter zu sehen bekommen.

Dann beginnt die Show. Kurze Zeit später rennt eine Frau zum Ausgang, löst den Sicherheitsalarm aus und ruft die Polizei: Tierquäler würden einen echten Delfin als Roboter ausgeben, hätten das Tier in ein Kostüm gesteckt und ihm eine Kamera auf den Kopf geschraubt. Die Polizei solle sofort kommen und die Tierquäler festnehmen.

Großer Knackpunkt: das Geld

Die Roboter sehen offenbar so realistisch aus, dass sie eine gute Option für Zoos und Tiergärten sein könnten, einziger Haken: der Preis. Ein Roboter-Delfin kostet je nach Modell und Fähigkeiten rund drei Millionen US-Dollar. Das ist erstmal ein großer Haufen Geld. In der Anschaffung sind die Roboter-Delfine richtig teuer. Teurer auch als ein echter Artgenosse.

Aber auf Dauer fallen die Kosten für Haltung, Nahrung und medizinische Versorgung, weil der Delfin-Roboter da wesentlich pflegeleichter ist als ein echter Delfin. Nach fünf Jahren lohnt sich der Roboter-Delfin. Dann spart man im Vergleich zu den echten Tieren sogar Geld, rechnet Holzberg vor.

Roger Holzberg und der Roboter-Delfin.

Roger Holzberg und der Roboter-Delfin. © Roger Holzberg

Armin Fritz, Revierleiter im Nürnberger Delfinarium, kann dem Roboter-Delfinen überhaupt nichts abgewinnen. "Ich kann mir vorstellen, dass so ein Delfin im Museum schwimmt, wo alles tot ist, oder in einem Freizeitpark. Beim Zoo sehe ich da eine andere Rolle. Das wird immer mit lebenden Individuen zu tun haben."

Folge 5: Ausgeflippert?

In Folge fünf von "Das Delfin-Dilemma" schauen wir uns an, wie es den Tümmlern im Nürnberger Delfinarium geht. Wir treffen noch einmal auf Delfin-Legende Moby und auf seine Enkelin Nami – eine waschechte Nürnbergerin. Und wir gehen weg vom Status Quo, schauen in die Zukunft: Wie könnten Delfinarien beispielsweise im Jahr 2070 aussehen?

Die fünfte Folge von "Das Delfin-Dilemma", dem neuen Storytelling-Podcast des Verlags Nürnberger Presse, heißt "Ausgeflippert?", zu hören ab jetzt – überall dort, wo es Podcasts gibt.

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