Jäger Gert Hügel geht mitten in Nürnberg auf die Pirsch

16.10.2014, 06:00 Uhr
Mitten in der Stadt jagen - das löst bei vielen Menschen kein gutes Gefühl aus. (Symbolbild)

© dpa Mitten in der Stadt jagen - das löst bei vielen Menschen kein gutes Gefühl aus. (Symbolbild)

Als die Vogelgrippe grassierte, ging Gert Hügel zusammen mit dem Jäger, der das Gebiet am Wöhrder See gepachtet hat, im Auftrag der Stadt auf die Pirsch. Tagsüber erkundete er das Gelände, prägte es sich ein, im frühen Morgengrauen kam er wieder. Gänse, Enten und Schwäne mussten damals daran glauben. Die Tiere wurden anschließend auf Vogelgrippe hin untersucht.

Dort auf die Jagd zu gehen, wo sich in unmittelbarer Nähe Menschen aufhalten, ist nicht ungefährlich und löst bei Anwohnern mindestens ein mulmiges Gefühl aus. Selbst wenn die Sicherheitsvorkehrungen noch so groß sind, kann ein Restrisiko "nie hundertprozentig" ausgeschlossen werden, gibt Hügel zu.

Doch die Jagd auf Gänse am Wöhrder See ist erst einmal vom Tisch. Damals, zu Vogelgrippe-Zeiten, feuerte Hügel Stahlschrot auf die Wasservögel ab. Das sei über Gewässern vorgeschrieben, sagt er. Denn Blei ist tabu, weil Enten und Gänse beim Gründeln nicht nur kleine Steinchen, sondern auch Bleikügelchen aufnehmen würden. Pures Gift für die Wasservögel und andere Tiere am Ende der Nahrungskette. "Mit Stahlkugeln wird eine Ente dagegen fertig."

Jäger Gert Hügel geht mitten in Nürnberg auf die Pirsch

© Michael Matejka

Die Stadt ist in elf Jagdreviere unterteilt, die verpachtet sind. Stadtjäger Hügel tritt in Aktion, wenn die eigentlichen Pächter nicht selbst jagen wollen oder es nicht alleine schaffen. Neben den offiziellen Jagdrevieren gibt es befriedete Gebiete, in denen die Jagd nicht erlaubt ist. Eigentlich. Denn jedes Jahr erteilt die Stadt etwa zehn Ausnahmegenehmigungen. Dann darf auch auf Sportplätzen, Friedhöfen, in Parks oder zum Beispiel auf dem Gelände der Verkehrsbetriebe VAG gejagt werden.

Meistens geht es darum, einer Überpopulation Herr zu werden. In der Regel werden Kaninchen gejagt. Manchmal schießt Hügel auch Füchse, Krähen oder Elstern. Nach Aussage des Stadtjägers werden auch Waschbären wieder zum Problem. Der 59-Jährige geht aber auch dann auf die Pirsch, wenn Wildschweine den Menschen gefährlich nahe kommen.

Immer wieder tauchen die Tiere in Vorgärten auf. Zuletzt war das laut Hügel in Fischbach der Fall. Nach seiner Meinung ist das Problem oft hausgemacht. Manche Menschen würden die Wildschweine und ihre Jungen sogar füttern. Kein Wunder, dass die dann wiederkämen, zürnt der Jäger.

Zumindest in Fischbach gibt es jetzt eine Wildsau weniger. Der Stadtjäger hat eine am Eisweiherweg erlegt. Hügel: "Die war vom Feinsten."

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