Kommentar: Gesundheitschecks bei Senioren retten Leben

6.11.2013, 07:00 Uhr
Vielleicht hätte ein Gesundheitscheck diesen Unfall mit fünf Verletzten verhindert. Ein 89-Jähriger hatte Mitte Oktober auf der Regensburger Straße in Nürnberg gewendet, weil er sich verfahren hatte und nicht mehr wusste, wo er ist.

© ToMa Vielleicht hätte ein Gesundheitscheck diesen Unfall mit fünf Verletzten verhindert. Ein 89-Jähriger hatte Mitte Oktober auf der Regensburger Straße in Nürnberg gewendet, weil er sich verfahren hatte und nicht mehr wusste, wo er ist.

Auch wenn es ein unschöner Gedanke ist: Der menschliche Körper hat ein Verfallsdatum. Mit zunehmendem Alter verabschieden sich langsam und schleichend unsere körperlichen Fähigkeiten. Die Sehkraft lässt nach, das Gehör, die Beweglichkeit - also lässt man als alternder Mensch irgendwann bestimmte Dinge einfach bleiben. Wohl kaum ein 80-Jähriger würde sich noch freiwillig auf ein Skateboard stellen oder zum Freeclimbing gehen: Der Körper macht solche Aktivitäten einfach nicht mehr mit.

Aber Autofahren - für die meisten Menschen eine liebgewonnene Gewohnheit und Selbstverständlichkeit - das geht vermeintlich immer. Schließlich sitzt man dabei nur, und sonderlich anstrengend ist es auch nicht. Dabei wird eines gerne vergessen: Im höheren Alter steigt die Unfallwahrscheinlichkeit dramatisch an. Neben Fahranfängern sind Senioren die größte Risikogruppe im Straßenverkehr.

Rund 80 Prozent höher als bei einem Durchschnittfsfahrer ist die Wahrscheinlichkeit eines 75-Jährigen, einen Unfall zu verursachen, wie die Statistik eines Neuropsychologen der Universität Zürich im April dieses Jahres zeigte. Bei Menschen über 80 ist diese Wahrscheinlichkeit mehr als dreimal so hoch. Das schlägt sich auch in den tatsächlichen Unfallstatistiken nieder: Mehr als drei Viertel aller Menschen über 75, die in einen Unfall verwickelt sind, waren auch die Unfallverursacher.

In einigen Ländern Europas wie beispielsweise Großbritannien oder Schweden ist daher ein regelmäßiger Gesundheitscheck ab 70 Pflicht - in Deutschland allerdings ist eine derartige Regelung bislang nicht in Sicht. Kein Wunder: Wer möchte schon im Land der Autofahrer Senioren ihren Führerschein wegnehmen?

Eigentlich sollte jeder Mensch selbst merken, wenn er altersbedingt nicht mehr in der Lage ist, ein tonnenschweres Gefährt sicher durch den Straßenverkehr zu bewegen. Da diese Einsicht aber nicht selten fehlt, ist hier der Gesetzgeber in der Pflicht. Regelmäßige Überprüfungen der Fahrtauglichkeit ab einem bestimmten Alter können Leben retten. Schließlich ist niemand alleine auf der Straße.

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