Nach Germania-Aus: Die Urlauber in Nürnberg sind bedient

5.2.2019, 15:46 Uhr
Nach Germania-Aus: Die Urlauber in Nürnberg sind bedient

© Johannes Handl

Eigentlich sollten die Urlauber hier gerade Schlange stehen. Doch am Dienstagmittag ist an den Schaltern 66 und 67 nur "Geschlossen/Closed" zu lesen. Die Reisenden haben Pech. Die Germania-Maschinen heben heute nicht ab - und auch in Zukunft nicht  mehr. Nachdem die Fluggesellschaft in der Nacht zum Dienstag bekanntgegeben hat, dass sie Insolvenz anmelden musste, stellt sie den Betrieb noch in derselben Nacht ein. Die Info vom Germania-Aus hat jedoch längst nicht jeden rechtzeitig erreicht.

Nach Germania-Aus: Die Urlauber in Nürnberg sind bedient

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"Ich habe gestern sogar noch online eingecheckt", sagt Gabi Schiebel, die 14 Tage in Hurghada entspannen wollte. Nun sitzt sie mit gepackten Koffern in der Nürnberger Abflughalle und hofft auf eine alternative Reisemöglichkeit. "Es sieht allerdings nicht so aus, als ob sie einen Plan B hätten", sagt Schiebel.

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Ursprünglich hatte sie überlegt, von München aus zu fliegen. Aufgrund der für sie günstigeren Abflugzeit ist sie aus Neuburg an der Donau aber nach Nürnberg gefahren. "Ich konnte es erst gar nicht fassen", erinnert sich Schiebel an den Moment, als sie erfuhr, dass ihr Flug gestrichen wurde. Jetzt aber hat sie ihr Lächeln wiedergefunden und gibt sich pragmatisch. Schließlich gebe es Schlimmeres. Nach Ägypten will sie auf jeden Fall noch reisen, auch wenn sie dafür womöglich ein, zwei Tage Geduld aufbringen und vielleicht von einem anderen Flughafen aus starten muss.

"Was soll man machen?", fragt auch Christa Gebhard, ohne eine Antwort zu erwarten. Was sie allerdings wirklich ärgert, ist die fehlende Informationspolitik der Airline. "Meine Tochter hat mich heute Morgen um 6 Uhr angerufen und mir alles erzählt", sagt die 68-Jährige. Am Airport selbst stand Gebhard, die um 12.40 Uhr für eine Woche nach Funchal auf der portugiesischen Insel Madeira fliegen wolle, vor einem geschlossenen Schalter. Flughafenmitarbeiter verwiesen sie an ihren Reiseveranstalter. Der hat jedoch erst um 10 Uhr geöffnet, während Gebhard schon um 8.30 Uhr vor Ort wartete.

"Heute geht gar nichts mehr", lautet das Fazit der bedröppelt dreinblickenden Eckentalerin, die erst einmal wieder nach Hause fahren möchte. Vielleicht kann sie am Donnerstag noch aus München auf die portugiesische Insel Madeira fliegen. Einen Platz dafür konnte sie sich immerhin reservieren lassen.

Lieber in den Thüringer Wald

Ein Paar, das zwei schwarze Koffer hinter sich herzieht, hat seine Reise soeben storniert. Zwar wussten die Coburger, dass ihre Flüge gecancelt wurden, ihr Reiseveranstalter bestand jedoch darauf, dass sie persönlich am Flughafenschalter vorbeischauen. Also nahmen die Ü60er die Strecke von 100 Kilometern einfach notgedrungen auf sich, wie sie erzählen. Das Angebot, das sie erhalten haben, taugte ihnen allerdings ganz und gar nicht. Statt in die Ferne zu fliegen, ziehen sie es nun vor, im Thüringer Wald Langlaufen zu gehen.

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Lieselotte Freimann wollte sich vor Ort ein Bild von der Situation machen. Die Nürnbergerin hat für den 17. Februar einen Flug nach Teneriffa gebucht – unglücklicherweise direkt über die Airline. Während Touristen, die eine Paulschalreise über ihren Reiseveranstalter gebucht haben, auf einen Ersatzflug oder Entschädigung hoffen dürfen, muss sich Freimann wohl nach einem alternativen Flug auf eigene Kosten umsehen. Wie Germania auf seiner Homepage schreibt, besteht "aufgrund der gültigen Gesetzeslage bedauerlicherweise kein Anspruch auf Ersatzbeförderung".

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Freimann hatte befürchtet, dass ihr Flug gestrichen wird und die Meldungen über die Airline verfolgt. Ganz nachvollziehen kann sie die Entwicklung bei Germania aber nicht: "Erst hieß es ja, es sei ein Investor gefunden worden. Jetzt wohl doch nicht."

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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