Neues Buskonzept bleibt ein Reizthema bei Anwohnern

24.7.2013, 20:16 Uhr

Ute Lechner von der Interessengemeinschaft „Stoppt die West“ meint: „Die Menschen sind hier massiv aufgebracht.“ Die Anwohnerinitiative organisierte am Montag ein Treffen in der Turnhalle TSV Buch: „Das kam sehr gut an, wir hatten rund 300 Besucher. Ziel war es, die Leute zu informieren und das weitere Vorgehen zu besprechen.“

Für Empörung hat der Vorschlag beim Entwicklungsgutachten für den Flughafen gesorgt, neben der Nordanbindung auch eine zusätzliche Straßenanbindung an die B4 zu realisieren. Konkrete Pläne gibt es nicht, doch die Menschen in Almoshof und den benachbarten Stadtteilen sind alarmiert. „Wir haben rund 700 Unterschriften gegen eine Westanbindung gesammelt: Wenn wir 1000 Stück haben, wollen wir die Liste dem Oberbürgermeister übergeben.“

Die Überlegungen für ein neues Busnetz standen am Dienstag bei einer Veranstaltung des Vorstadtvereins Nürnberg-Nord im Mittelpunkt. Frank Jülich, Leiter des Verkehrsplanungsamtes, und John Borchers, Planer bei der VAG, stellten die ersten Pläne vor — und mussten sich viele kritische Fragen der rund 100 Zuhörer gefallen lassen. Tobias Schmidt, der Vorsitzende des Vorstadtvereins Nürnberg-Nord, bilanziert: „Das war für die Verwaltung kein Vergnügen. Es gab hier eine sehr kontroverse Diskussion.“

Mit der beschlossenen Verlängerung der Straßenbahn von Thon zur Haltestelle „Am Wegfeld“ (in der Nähe der Metro) soll es auch ein neues Buskonzept geben: Der aus Erlangen kommende Bus der Linie 30 soll die künftige Haltestelle „Am Wegfeld“ anfahren. Dazu sagt Verkehrsplaner Frank Jülich: „Die Frage lautet: Wie kann diese Linie an den Flughafen angebunden werden?“ Langfristig sei klar, dass der Flughafen sich weiter Richtung Westen ausdehnt und eine Verlegung der Irrhainstraße im Raum steht. Die künftige Buslinie könnte von der Erlanger Straße über eine „Neue Irrhainstraße“ zum Flughafen führen. Eine Entscheidung habe man hier noch nicht getroffen. Jülich: „Wir stehen beim Planungsablauf ganz am Anfang.“

Die Anwohner, so berichtet Tobias Schmidt, haben hier allerdings eine weitere Sorge: „Man hat Furcht, dass die neue Irrhainstraße ein Tor zur Westanbindung ist.“

Die VAG wiederum wirbt für eine direkte Busanbindung von der Haltestelle „Am Wegfeld“ über Almoshof zum Flughafen. Gerade für Fahrgäste aus Erlangen sei dies eine gute Lösung, wie VAG-Sprecherin Elisabeth Seitzinger sagt: „Diese Strecke hätte erhebliches Potenzial.“

Angst vor Enteignung

Problematisch könnte allerdings werden, dass diese „neue Irrhainstraße“ über landwirtschaftliche, im Privatbesitz befindliche Flächen führen soll. Werden die Grundstücksbesitzer ihr Land verkaufen? Jülich erklärt: „Wir wollen eine möglichst verträgliche Lösung.“ Die letzte Möglichkeit sei die Enteignung. Doch Tobias Schmidt vom Vorstadtverein Nürnberg-Nord gibt zu bedenken: „Das ist natürlich für alle Betroffenen extrem belastend. Will man das? Ein Enteignungsverfahren kann wegen einer möglichen gerichtlichen Auseinandersetzung lange dauern.“

Auch im Bereich der künftigen Haltestelle „Am Wegfeld“ sind immer noch Grundstücke in Privatbesitz. Dazu erklärt Liegenschaftsamtschef Claus Fleischmann: „Wir verhandeln derzeit mit den Eigentümern.“ Mit zwei von insgesamt zehn Grundstücksbesitzern konnte man sich einigen, bei einem Besitzer sei eine Lösung in Sicht.

Trotz der heftigen Auseinandersetzungen beim Informationsabend unterstreicht Frank Jülich: „Wir brauchen die Akzeptanz zur Planung. Man muss mit den Betroffenen reden, die Beteiligung der Anwohner ist wichtig.“ Nun, um mangelnde Bürgerbeteiligung braucht sich der Chef-Verkehrsplaner keine Sorgen machen: Die Interessengemeinschaft „Stoppt die West“ wird sich noch in dieser Woche im kleinen Kreis zusammensetzen und die weitere Strategie besprechen.

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