Sie kämpft um ihren Ruf: Tatjana Gsell will Entschädigung

8.3.2016, 06:00 Uhr
Kämpft um ihre Ehre: Millionärs-Witwe Tatjana Gsell.

© Hippel Kämpft um ihre Ehre: Millionärs-Witwe Tatjana Gsell.

Vor 13 Jahren, im Januar 2003, wurde Franz Gsell (76) in seiner Villa im Nürnberger Stadtteil Erlenstegen von Einbrechern so schwer verletzt, dass er später an den Folgen des Überfalls starb. Sein Tod sorgte bundesweit für Schlagzeilen, hieß es doch zunächst, seine 40 Jahre jüngere Frau Tatjana und deren Jugendfreund, ein Ex-Staatsanwalt, hätten ihm Autoschieber auf den Hals gehetzt. Gsell, der Ex-Staatsanwalt und zwei Autoschieber wurden später, basierend auf falschen Geständnissen, wegen Versicherungsbetruges verurteilt.

Erst im Dezember 2014 stellte sich heraus, dass der Arzt Opfer zweier Einbrecher wurde. Diese beiden Männer wurden in der Neuauflage des Falls vor zwei Jahren wegen Raubes mit Todesfolge zu jeweils elf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Ein Urteil, das der Bundesgerichtshof bereits im vergangenen Herbst bestätigte. Nun streben Tatjana Gsell und der Ex-Staatsanwalt ein Wiederaufnahmeverfahren an.

Um einen erneuten Medienrummel zu vermeiden, hat Gsells Anwältin Nicole Obert im schriftlichen Verfahren die Aufhebung des früheren Urteils gegen Tatjana Gsell beantragt. Die Anwältin und die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth sind einhellig der Meinung, dass Gsell Entschädigung zusteht.

Auch der Ex-Staatsanwalt strebt mit seinem Anwalt Martin Reymann-Brauer ein Wiederaufnahmeverfahren an. Es ist bereits sein zweiter Anlauf, ein erster Versuch; eine Wiederaufnahme zu erreichen, war abgelehnt worden. In diesem Fall ist das Landgericht Regensburg zuständig. Der Ex-Staatsanwalt verlor damals seinen Beamtenstatus. Er arbeitet seither als Assessor.