"Spinnerte Ideen haben wir schon immer gehabt"

1.5.2012, 00:00 Uhr

© Michael Matejka

Ein sehr gestyltes Konzept kann unter Umständen ebenso langweilen wie ein allzu wenig überlegtes, das dann im Einheitsbrei unter- oder einfach komplett schiefgeht. Anzuführen hier wäre der nicht sterben wollende Trend, seinen Laden mit irgendwas Witzigem mit „Bar“ zu taufen. Bar Racuda. Wunder Bar. Bar Bie. Rha Bar Ber. Über „Arsch & Friedrich“ zu stolpern, kam also einer Offenbarung gleich. Alles, was die Recherche dann an Informationen erbrachte, ebenfalls: „Die logische Konsequenz aus acht Semestern Sozialpädagogik-Studium: Erstmal ne Kneipe aufmachen! Zwei bärtige Kerle, ne Prise Dada und ein Faible für Kitsch, Trash & Subkultur. Rustikaler Wirtshauscharme, garniert mit einem bunten Anstrich und einem Hauch von toter Oma.“ Ganz klar: Das gehört sich angeschaut.

„Arsch“ und „Friedrich“ heißen eigentlich Matthias Schmied (25) und Matthias Harter (28). Letzterer fertiger, ersterer angehender Sozialpädagoge. „Die Kneipe ist uns einfach passiert!“ Spinnerte Ideen, sagen sie, haben sie immer schon gehabt. Und umgesetzt. Mit Erfolg. So fanden sie sich kurz nach der Gründung der „weltschlechtesten Band“ als Vorgruppe der „Kassierer“ wieder.

Und jetzt eben, kurz nachdem sie gehört hatten, die „Fränkische Bierkiste“ würde schließen, als Betreiber der Nachfolger-Kneipe. Da sind sie nicht ganz so locker-flockig und blauäugig hineingegangen, wie man auf den ersten Blick meinen könnte. „Wir machen das nicht hauptberuflich, sondern eher so als bezahltes Hobby. Wir werden beide in unserem Beruf als Sozialpädagogen weiterarbeiten“, erzählen sie. Und dass sie sich tief eingearbeitet haben in die ganze Materie.

Über die Einrichtung der alten Pils-Bar (dunkles Holz und... – wie man das eben so kennt) wurde kurzum ein bisschen farbig drübergestrichen und außenrum und mittendrin mit Kitsch und Trash dekoriert. Überm Tresen wohnt ein Einhorn, im Herrenklo kleben Panini-Bilder. Die quadratischen Holzpaneele eignen sich hervorragend für Tetris-Installationen, und überall finden sich in dicken Goldrahmen abgewandelte Versionen bekannter Motive. Alles in allem eine ungewöhnliche, höchst sympathische Mischung. Die in Schallplattencover geklebte Karte sieht irgendwie ... kraklig aus? Die hat ja auch eine Achtjährige gestaltet. Der Papa hat diktiert, sie hat geschrieben, „was sie verstanden hat“. Und gleich dazu gemalt. Neben dem „Teekiller“ findet sich deswegen eine „Schnaps-Daumen-runter“- Zeichnung. Dabei gibt’s von dem neben den verschiedenen Bieren reichlich. Außerdem einen Kicker, den man nicht mit Münzen füttern muss, ein selbst gezimmertes DJ-Pult und eine Leinwand, auf die man Dinge beamen kann. Fußballübertragungen zum

Beispiel. Oder ein „Super Mario Kart“-Turnier. Oder den Film eines Kleinkünstlers, denn „wir haben den Anspruch, Kultur zu fördern, ohne einen Reibach draus zu machen“. Eine Plattform also für kulturelle Konzepte verschiedenster Art. Lesungen, Liedermacher, Ausstellungen. Dazu Vegetarisches aus der Volxküche. Vielleicht, mal schauen.

Mehr Informationen über das Arsch & Friedrich in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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