Trotz Festnahmen: Müllsammler lassen sich nicht vertreiben

6.11.2015, 16:58 Uhr
Was am Ende bleibt: heikle Verkehrssituationen und jede Menge Müll.

© Eduard Weigert Was am Ende bleibt: heikle Verkehrssituationen und jede Menge Müll.

Mit den Müll-Sammlern am Pferdemarkt muss man immer rechnen. Mit Gesten versuchen sie auf sich aufmerksam zu machen, stellen sich auf die Straße und klopfen an Fensterscheiben. Oft genug haben sie Erfolg. Denn immer wieder halten Autofahrer an und überlassen der kleinen Gruppe von Männern und Frauen ihren Müll, statt ihn am Recyclinghof im entsprechenden Container zu entsorgen.

Die Folge sind heikle Verkehrssituationen und jede Menge Müll, der am Ende liegen bleibt. Denn die „Abfallbettler“ nehmen zunächst alles, doch was am Ende nicht weiterverkauft werden kann, landet meist am Straßenrand. Das Geschäft mit dem Müll scheint lukrativ zu sein. Das sagt auch die Leiterin des Nürnberger Ordnungsamtes Katrin Kurr. „Hier wird nicht für karitative Zwecke gesammelt, es handelt sich vielmehr um einen knallharten Handel von Müll als wertvolles Wirtschaftsgut.“

Bereits vor gut einem Jahr hatte der Servicebetrieb öffentlicher Raum (Sör) einen etwa drei Meter hohen Zaun hochgezogen, um sein Grundstück gegenüber des Wertstoffhofs vor größeren Müllmengen zu schützen. Eine etwa eine Meter hohe Betonleinwand entlang des Gehsteigs sollte die Müllsammler von der Straße fernhalten - ohne Erfolg: Inzwischen stehen sie grundsätzlich auf der Straße.

Härteres Vorgehen der Polizei

Aber auch die härtere Gangart von Polizei und Verwaltung bringt keine Beruhigung. Es wurden Platzverweise ausgesprochen, Bußgelder, Aufenthaltsverbote und Zwangsgelder verhängt und sogar Personen vorübergehend in Gewahrsam genommen. Die Menschen tauchten dennoch immer wieder auf.

Der Pferdemarkt gilt längst als einer der Schwerpunkte der Polizeiinspektion West. Auch im ersten Halbjahr 2015 erstattete die Polizei wieder acht Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten und erteilte 32 Platzverweise oder sprach Belehrungen aus.

Seit Mitte Juli gilt nun eine Allgemeinverfügung, die das Betteln und Sammeln im Bereich des Wertstoffhofes verbietet - bei Verstößen können die zum Müllsammeln verwendeten Autos somit (quasi als Zwangsmittel) abgeschleppt werden.

Fünf mal wurden inzwischen Fahrzeuge abgeschleppt. Die Betroffenen konnten dann ihr Fahrzeug wieder auf einem Autohof auslösen - für 300 bis 500 Euro, je nach Fahrzeugtyp. Dennoch: Vertrieben hat das die Sammler nicht. „Nachhaltig hat das bislang nichts gebracht“, sagt die Ordnungsamtsleiterin. „Wir werden dennoch nicht aufgeben. Den längeren Atem haben am Ende wir.“

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