Volles Tierheim: Urlauber setzen ihre Vierbeiner aus

Nürnberg - Die illegalen Welpentransporte, die immer wieder rund um Nürnberg von der Polizei gestoppt werden, bringen das Tierheim an der Stadenstraße ohnehin schon an seine Grenzen. Jetzt sorgt auch noch die Ferienzeit für zusätzlichen Andrang: Viele Urlauber setzten ihre Vierbeiner einfach aus, statt eine Betreuung für sie daheim zu organisieren.

 

Wie jedes Jahr im August platzt das Tierheim Nürnberg auch heuer aus allen Nähten. © Stefan Hippel

Sie sollte für 50 Euro über eBay verscherbelt werden. Aber keiner wollte sie. Also haben sich die Besitzer der fünfjährigen Hündin einfach anderweitig entledigt. Jetzt sitzt Shiva im Tierheim Nürnberg. Wie ihr ergeht es laut Tierschutzbund in der Urlaubszeit deutschlandweit jährlich etwa 70 000 Haustieren, darunter sehr viele Hunde. Die Tierheime melden unisono „Land unter“.

Wenn sich im Tierheim Nürnberg die Tür mit der Aufschrift „Aufnahme“ öffnet, dann geht es rund. Was vier Beine hat, rennt an die Glasscheibe, springt hoch und bellt was das Zeug hält. Alle buhlen um Aufmerksamkeit, und jeder hat seine eigene Geschichte. Ein älterer namenloser Shi-Tzu-Mix wurde in Langwasser herrenlos und krank aufgefunden — Herzleiden, Husten, eitrige Augen und Ohren. Die hübsche Dalmatinerhündin Zinka brachte es innerhalb zweier Wochen auf sechs Besitzer. Der letzte hatte sie am Dutzendteich an einen Baum festgebunden und war abgehauen. Wie viele der großen Fundhunde wurde auch Rocko einfach irgendwo laufengelassen, während sich die Halter aus dem Staub machten.

Bereits in den ersten Ferientagen hat das Tierheim Nürnberg rund 30 ausgesetzte Hunde aufgenommen. Dort ist immer noch ein ganzer Trakt mit den 55 Hunden aus einem illegalen Welpentransport aus Tschechien belegt, weil die Eigentumsverhältnisse noch nicht geklärt sind. „Jeder Raum wird umfunktioniert, um Platz für Notaufnahmen zu schaffen“, beschreibt Heimleiterin Heike Weber die Situation.

Gute Vermittlungsquote

Momentan geht es in dem Haus in der Stadenstraße zu wie in einem Taubenschlag. Vater, Mutter, Kinder – viele Familien interessieren sich für ein neues vierbeiniges Mitglied. Anders als bisher, seien die Sommermonate in diesem Jahr keine Einbahnstraße mehr, wo immer nur Tiere hereinkämen und kaum welche heraus, bilanziert Weber. „Die Vermittlungsquote ist derzeit gut — ein Lichtblick in schwieriger Zeit“

Tierheime sind verpflichtet, ausgesetzte oder entlaufene Tiere aufzunehmen. Da Fundtiere unter das Fundrecht (Paragrafen 965 – 984 BGB) fallen, dürfen sie dort nicht einfach behalten werden. Vielmehr muss intensiv recherchiert werden, wer der Besitzer ist - eine zeitaufwendige Arbeit. „Könnte ja sein, dass das Tier vermisst wird“, sagt Weber.

Geldstrafe droht

Das Aussetzen oder Zurücklassen eines Tieres, um sich seiner zu entledigen oder sich der Halter- oder Betreuerpflicht zu entziehen, ist laut Tierschutzgesetz verboten. Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldstrafe von bis zu 25.000 Euro geahndet werden. Dessen ungeachtet werden Hunde und Katzen, die nicht in die Urlaubsplanung passen, an Autobahnraststätten einfach aus dem Auto geworfen und Katzen in Papierkörben entsorgt.

Wer sein Tier, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr haben will, sollte sich frühzeitig an das Tierheim wenden und die Abgabe längerfristig planen. Sie ist für den Besitzer kostenlos; er muss bestenfalls eine fällige Impfung bezahlen.

Um Tierleid zu verhindern, rät Expertin Heike Weber, den Urlaub mit Haustier — Unterbringung, Beschaffung von Dokumenten wie den EU Heimtierausweis für das Reisen mit Tieren — rechtzeitig und sorgfältig zu planen.

Doch es geht auch anders: Hier haben wir einige Anlaufstellen für Betreuungsangebotefür Haustiere in Nürnberg und Umgebung.

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Nürnberg

14.8.2014, 06:00 Uhr

Einfach ausgesetzt: In den Ferien ist das Tierheim Nürnberg überfüllt