Zerstört und wieder aufgebaut: Das Nürnberger Tucherschloss

2.2.2016, 06:00 Uhr
Bei der großflächigen Bombardierung Nürnbergs am 2. Januar 1945 fiel auch das Denkmal aus der Frührenaissance in Schutt und Asche. Hier ist das Tucherschloss in der Hirschelgasse vor seiner Zerstörung um 1935 zu sehen.
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Bei der großflächigen Bombardierung Nürnbergs am 2. Januar 1945 fiel auch das Denkmal aus der Frührenaissance in Schutt und Asche. Hier ist das Tucherschloss in der Hirschelgasse vor seiner Zerstörung um 1935 zu sehen. © Stadtarchiv Nürnberg

Die Hirschelgasse nach Westen gesehen mit ihrer engen mittelalterlichen Bebauung. Rechts hinten ist das Tucherschloss an den charakteristischen Türmchen erkennbar.
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Die Hirschelgasse nach Westen gesehen mit ihrer engen mittelalterlichen Bebauung. Rechts hinten ist das Tucherschloss an den charakteristischen Türmchen erkennbar. © Stadtarchiv Nürnberg

Im 19. Jahrhundert beherbergte das Tucherschloss die "Kunstanstalt" von C. W. Fleischmann, eine Papiermaché-Fabrik. Dort wurden unter anderem architektonische Dekorationen sowie Nachbildungen von Kunstwerken und anatomischen Gliedmaßen hergestellt.
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Im 19. Jahrhundert beherbergte das Tucherschloss die "Kunstanstalt" von C. W. Fleischmann, eine Papiermaché-Fabrik. Dort wurden unter anderem architektonische Dekorationen sowie Nachbildungen von Kunstwerken und anatomischen Gliedmaßen hergestellt. © Stadtarchiv Nürnberg

Nach der Bombardierung 1945 blieben von dem kunstvollen Bau aus den Jahren 1533 bis 1544 nur drei Außenwände und ein Teil des markanten Treppenturms stehen. Fast zwei Jahrzehnte blieb es eine Ruine.
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Nach der Bombardierung 1945 blieben von dem kunstvollen Bau aus den Jahren 1533 bis 1544 nur drei Außenwände und ein Teil des markanten Treppenturms stehen. Fast zwei Jahrzehnte blieb es eine Ruine. © Stadtarchiv Nürnberg

Doch Eigentümer Hans Christoph von Tucher wollte das Stadtschloss unbedingt wieder aufbauen. "Er steckte jeden Pfennig in das Projekt, es war eine Obsession", meint sein Sohn Hans Martin von Tucher, der noch im originalen alten Gemäuer an der Hirschelgasse getauft worden war.
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Doch Eigentümer Hans Christoph von Tucher wollte das Stadtschloss unbedingt wieder aufbauen. "Er steckte jeden Pfennig in das Projekt, es war eine Obsession", meint sein Sohn Hans Martin von Tucher, der noch im originalen alten Gemäuer an der Hirschelgasse getauft worden war. © Stadtarchiv Nürnberg

Der Besitzer setzte sein Verhandlungsgeschick, sein Vermögen sowie Förderung von Freistaat und Stadt Nürnberg und einen Kredit ein, um das Märchen(-schloss) Wirklichkeit werden zu lassen. Es sollte sein Alterswohnsitz werden, aber auch ein Museum, das über das Leben der Nürnberger Patrizier im 16. Jahrhundert informiert - so der Plan.
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Der Besitzer setzte sein Verhandlungsgeschick, sein Vermögen sowie Förderung von Freistaat und Stadt Nürnberg und einen Kredit ein, um das Märchen(-schloss) Wirklichkeit werden zu lassen. Es sollte sein Alterswohnsitz werden, aber auch ein Museum, das über das Leben der Nürnberger Patrizier im 16. Jahrhundert informiert - so der Plan. © Stadtarchiv Nürnberg

Architekt Fritz Mayer, der auch den Wiederaufbau des Pellerhauses realisiert hat, war mit seinem Sohn für die Rekonstruktion des feudalen Anwesens zuständig. Da nur wenige Pläne bestanden, orientierte man sich an historischen Fotografien von außen. Außerdem hatte der Bauherr starke Erinnerungen an den Wohnort seiner Eltern, die er für die Innenaufteilung einfließen ließ.
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Architekt Fritz Mayer, der auch den Wiederaufbau des Pellerhauses realisiert hat, war mit seinem Sohn für die Rekonstruktion des feudalen Anwesens zuständig. Da nur wenige Pläne bestanden, orientierte man sich an historischen Fotografien von außen. Außerdem hatte der Bauherr starke Erinnerungen an den Wohnort seiner Eltern, die er für die Innenaufteilung einfließen ließ. © Stadtarchiv Nürnberg

Dann die Tragödie: Kurz vor der Einweihung des neu errichteten Sandsteingebäudes im Herbst 1968 starb Hans Christoph von Tucher urplötzlich - ohne auch nur ein einziges Mal in seinem Lebensprojekt übernachtet zu haben. Seine beiden Söhne haben die Museumsidee in zähen Verhandlungen mit der Stadt verwirklicht.
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Dann die Tragödie: Kurz vor der Einweihung des neu errichteten Sandsteingebäudes im Herbst 1968 starb Hans Christoph von Tucher urplötzlich - ohne auch nur ein einziges Mal in seinem Lebensprojekt übernachtet zu haben. Seine beiden Söhne haben die Museumsidee in zähen Verhandlungen mit der Stadt verwirklicht. © Stadtarchiv Nürnberg

Der große Vorteil war, dass die originale Einrichtung mit Schränken, Tischen, Stühlen, Lampen und vielen Accessoires den Krieg überstanden hatte. Die Eigentümer hatten sie noch 1944 in entferntere Landsitze ausgelagert. So präsentieren sich die Räume heute äußerst authentisch — auch wenn wertvolle Wandvertäfelungen oder kostbare Stuckdecken 1945 vernichtet wurden. Der Bauherr legte aber großen Wert darauf, noch vorhandenes originales Baumaterial wieder zu verwenden.
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Der große Vorteil war, dass die originale Einrichtung mit Schränken, Tischen, Stühlen, Lampen und vielen Accessoires den Krieg überstanden hatte. Die Eigentümer hatten sie noch 1944 in entferntere Landsitze ausgelagert. So präsentieren sich die Räume heute äußerst authentisch — auch wenn wertvolle Wandvertäfelungen oder kostbare Stuckdecken 1945 vernichtet wurden. Der Bauherr legte aber großen Wert darauf, noch vorhandenes originales Baumaterial wieder zu verwenden. © Stadtarchiv Nürnberg

Ab 1950 - insgesamt fast 20 Jahre lang - wurde das stark beschädigte Schloss gegen Witterungsschäden und vor Vandalismus notdürftig mit einem hölzernen Notdach geschützt.
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Ab 1950 - insgesamt fast 20 Jahre lang - wurde das stark beschädigte Schloss gegen Witterungsschäden und vor Vandalismus notdürftig mit einem hölzernen Notdach geschützt. © Stadtarchiv Nürnberg

Vier Jahre lang, von 1964 bis 1968, wurde der Patriziersitz aufgebaut und als Museum für das Leben der Nürnberger Oberschicht im 16. Jahrhundert gestaltet.
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Vier Jahre lang, von 1964 bis 1968, wurde der Patriziersitz aufgebaut und als Museum für das Leben der Nürnberger Oberschicht im 16. Jahrhundert gestaltet. © Fotos: Eduard Weigert

Noch in den 1980er Jahren waren freie Flächen im Bereich der früheren "Sebalder Steppe" zu sehen, der Bereich gegenüber dem Tucherschloss in der Hirschelgasse wurde erst in den 1990er Jahren baulich wiedererschlossen.
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Noch in den 1980er Jahren waren freie Flächen im Bereich der früheren "Sebalder Steppe" zu sehen, der Bereich gegenüber dem Tucherschloss in der Hirschelgasse wurde erst in den 1990er Jahren baulich wiedererschlossen. © Stadtarchiv Nürnberg

Nach dem Wiederaufbau wurde das Tucherschloss als Museum, zunächst betreut vom Germanischen Nationalmuseum, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
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Nach dem Wiederaufbau wurde das Tucherschloss als Museum, zunächst betreut vom Germanischen Nationalmuseum, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. © Stadtarchiv Nürnberg

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