Die Rückkehr des Bibers nach Schwabach

19.2.2015, 08:04 Uhr
Die Rückkehr des Bibers nach Schwabach

Denn seine Spuren sind unverkennbar. Äste und Bäumstämme mit der Form einer Sanduhr: So nagt sonst niemand.  „Das ist das erste Mal, seit die Tiere hier ausgerottet worden waren. Jetzt ist der erste zurück.“

Im Osten der Stadt im Bereich der Rennmühle und der alten Kläranlage wurden schon vor rund einem Jahr Biber-Spuren entdeckt. Was keine große Überraschung ist: „Die Biber verbreiten sich entlang der Flüsse. Nach Schwabach können sie nur über die dort fließende Rednitz kommen“, erläutert Monika Barm.

Die Rückkehr des Bibers nach Schwabach

© Foto: Felix Heyder / dpa

Neu aber ist, dass Biberspuren nun auch im Westen bei Unterreichenbach auftauchen. Tagblatt–Leser Helmut Voit hat sie kürzlich beim Spazierengehen entdeckt. Sowohl an der Schwabach als auch am Nadlersbach.

Zeichen für intaktes Gewässer

„Das ist super“, sagt Dr. Gerhard Brunner. „Denn Biber sind ein Indikator. Sie zeigen, dass das Biosystem strukturreich ist. Ohne die Renaturierung der Schwabach wäre das gar nicht denkbar.“ Der SPD-Stadtrat ist von Beruf Biologie-Lehrer und befasst sich schon seit Jahren mit den Biber-Vorkommen.

Monika Barm und Gerhard Brunner gehen davon aus, dass es sich um ein einzelnes Jungtier handelt. Sonst wären vermutlich mehr Spuren zu sehen. „Es sucht sich wohl ein neues Revier“, vermutet Barm. „Ein Biberrevier ist ein etwa 2,5 Kilometer langer Flussabschnitt“, ergänzt Brunner.

Biber halten keinen Winterschlaf. Deshalb sind die Nager auch jetzt auf Nahrungssuche. Besonders beliebt ist Baumrinde. Daher die sichtbaren Spuren.

So er denn tatsächlich noch alleine ist, will er es sicher nicht lange bleiben. Biber leben in kleinen Familien. Monogam mit zwei Generationen Nachwuchs. Für ihre Familien graben sie entweder Röhren oder errichten eine der berühmten Biberburgen.

Lange ausgerottet

Dabei erweisen sie sich als wahre Baumeister. Doch ist nicht jede Biberburg ein Großprojekt. „Wir wissen gar nicht, ob er schon eine Burg gebaut hat“, erklärt Monika Barm. Denn Biber bauen sie nicht nur als Wohnung, sondern auch als Versteck. Der Eingang liegt aus Sicherheitsgründen unter Wasser.

Gegen die Jäger aber hat das nichts geholfen. Biber waren ein beliebtes Ziel: wegen ihrer Felle und als Speise in der Fastenzeit. „Sie wurden als Fisch gesehen“, berichtet Brunner. „Zwischen 1866 und 1966 galten sie in Bayern als ausgestorben, genauer: als ausgerottet.“

Dann aber begann die Wiederansiedlung. Biberpaare wurden ausgesetzt. „Insbesondere in der Donau südlich von Regensburg. Von dort haben sie sich wieder ausgebreitet“, erklärt Brunner. „Heute schätzt man, dass in Bayern wieder rund 14 000 Biber leben. Sogar in Nürnberg gibt es in der Pegnitz drei Reviere.“

Doch nicht überall lösen sie helle Freude aus. Die Forstwirtschaft ist von den Essgewohnheiten nicht immer angetan. Auch kommt es vor, dass Biber durch ihre Bauten Gewässer anstauen und in der Folge Äcker und Wiesen überfluten.

„Keine Probleme“

„Wir hatten eine kleine Aufstauung, die wir aber sofort beseitigt haben. Nennenswerte Probleme hat es noch keine gegeben“, betont Monika Barm. Gerhard Brunner sieht auch in Zukunft in Schwabach keine großen Konflikte. Allerdings müsse man damit rechnen, dass „bis zu 20 Prozent“ der Bäume eines Reviers gefällt werden können. „Biber müssen ja etwas fressen.“

Wohl kann er sich der „Neubürger“ auch aus zwei weiteren Gründen fühlen. Natürliche Feinde wie Bären oder Wölfe gibt es in unseren Breiten längst nicht mehr. Und auch vom Menschen droht keine Gefahr mehr. Biber stehen unter Artenschutz und dürfen nur in Ausnahmefälle bejagt werden.

Freilaufende Hunde aber könnten sie stören. Biber müssen zum Fressen an Land und bewegen sich da eher unbeholfen. Doch sie sind scheu. „An manchen Stellen bauen sie regelrechte Rutschen ins Wasser“, sagt Monika Barm. Und dort sind sie schnell und flink — und sicher. Handlungsbedarf sieht man im Umweltamt nicht. „Man muss auch nichts Besonderes machen, solange er nichts anstellt“, erklärt Monika Barm. „Das ist wie mit dem Storch: Der Biber war lange weg. Jetzt ist er wieder da.“

Ob er bleibt?

„Manchmal ziehen sie aber auch einfach durch“, sagt Gerhard Brunner. Ob der Biber also auch wirklich bleibt, da ist er sich keineswegs sicher. „Das hängt unter anderem davon ab, ob ihm das Nahrungsangebot reicht und ob er sich etwa von den Hunden gestört fühlt. Das wird spannend.“

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