Sportler des Jahres: Diese Kandidaten sind nominiert

9.1.2016, 09:18 Uhr
Sportler des Jahres: Diese Kandidaten sind nominiert

© Foto: oh/Ackermann

Vier Nominierte, aber nur ein Sieger. Wie heißen die „Sportler des Jahres 2015“ im Landkreis Roth? Die Kandidaten haben die Sportredakteure der Heimatzeitungen ausgesucht. Die Wahl treffen aber jene 750 Sportlerinnen und Sportler, die bei der Sportlerehrung am 15. Januar selbst ausgezeichnet werden. Höhepunkt bei dieser Traditionsveranstaltung ist die Bekanntgabe der Sportler/ Sportlerin und der Mannschaften des Jahres.

Wer wird Sportler des Jahres 2015? Ein Läufer, ein Billardspieler, ein Dartspieler oder doch ein Schütze?

Selbsternannter Außenseiter

Oliver Hartl kennt sich bestens aus mit der Wahl zum Sportler des Jahres. Das junge Billard-Ass der TSG 08 Roth war schon 2011 und noch einmal 2014 für die gläserne Eins nominiert, in den Händen gehalten hat er sie noch nicht: In beiden Fällen bekamen die anderen zur Wahl stehenden Sportler mehr Stimmen als er, der mittlerweile 16-Jährige empfindet es allerdings als Ehre, überhaupt einer der Nominierten gewesen zu sein. Trotzdem war er „ein bisschen enttäuscht“, wie er zugibt, „aber die Erfolge der anderen Sportler waren höherwertiger“.

Hartl geht davon aus, dass es auch bei dieser Auflage nicht für den Sieg reichen wird. „Dafür hätte ich schon deutscher Meister werden müssen“, findet er. Die anderen drei Nominierten kennt er nicht besonders gut, die Wertigkeit ihrer Erfolge möchte er nicht einschätzen. Aber alleine vom Namen und der Sportart her sieht er Joseph Katib vom „Team Memmert“ vorne: Das ist ein Läufer. Seine Sportart ist in unserem Landkreis sehr beliebt. Ich denke, er wird die meisten Stimmen bekommen.“

Selbst wenn es zum deutschen Meistertitel nicht gereicht hat — auch 2015 können sich die Erfolge des mittlerweile zum dritten Mal Nominierten durchaus sehen lassen. „Oliver Hartl ist der König der Kugeln“ titelte die Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung im November. Zugegeben, das was waren große Worte. Aber Hartl gab ja selbst den Anlass dazu: Zum ersten Mal startete er in der U 18-Klasse. Freilich hatten auch in Ergolding, wo die bayerische Meisterschaft stattfand, schon viele vom Rother Talent gehört. Trotzdem ging Johannes Schmitt als Favorit ins Turnier. Der Aschaffenburger spielt in Dachau in der zweiten Mannschaft des dortigen Bundesligisten. Doch während des gesamten Turnierverlaufs standen sich Hartl und Schmitt nur vier Mal gegenüber – immer im Endspiel.

Den kühleren Kopf und die ruhigere Hand behielt dabei in drei Fällen der Rother. Hartl wurde in den Modi 8-Ball, 10-Ball und 14/1 bayerischer Meister. Nur beim 9-Ball musste er sich dem Aschaffenburger geschlagen geben. Nach den Spielen war von der Rivalität der beiden Sportler aber nichts mehr zu spüren: „Für die Dauer des Spiels ist das natürlich egal, aber wir haben ein gutes Verhältnis miteinander“, sagt Hartl.

Dieses freundschaftliche Auskommen ändert aber nichts daran, dass der 16-Jähriger die unangefochtene Nummer eins in seinem Sport sein möchte. Bei der nächsten deutsche Meisterschaft soll es wie im vergangenen Jahr Bronze werden, mindestens. „Aber mein Traumziel ist die Goldmedaille.“

Dafür arbeitet Hartl hart. Um sich die nötige Kondition für die Wettkämpfe zu holen, spielt er Basketball bei der TSG Roth. „Man kann es sich als Außenstehender nicht vorstellen, aber Billard ist mega anstrengend. Nicht nur im Kopf“, erzählt Hartl. Wenn er an den Wochenenden keinen Wettkampf zu absolvieren hat, spielt er bei der U 18 in der Bezirksliga oder bei den Herren in der Kreisliga mit. Er versucht, jede Woche beim Training dabei zu sein. Große Ziele hat er in diesem Sport nicht, er betreibt ihn als Ausgleich. Hartls Ehrgeiz gehört dem Billard — und wie.

In der Kürze liegt die Würze

Natürlich hat Andreas Meixner, wie jeder Jugendliche, der zum Schießsport kommt, zunächst ein Luftgewehr in die Hand gedrückt bekommen. Sehr schnell hat der heute 26-Jährige jedoch gemerkt, dass er zwar ein passabler Gewehrschütze ist, jedoch noch viel bessere Ergebnisse mit der kürzeren Waffe, der Pistole, erzielen kann. Heute schießt der Elektroniker aus dem kleinen Ebenried (Markt Allersberg) mit der Olympischen Schnellfeuerpistole für Dynamit Fürth in der Bundesliga und klopft vernehmbar ans Tor zur Nationalmannschaft. Alleine in diesem Jahr holte sich Meixner zwei bayerische Meistertitel, bei der „Deutschen“ reichte es mit seinem Team zu Platz vier. Der Lohn: die erstmalige Nominierung für den „Sportler des Jahres“ im Landkreis Roth.

Sportler des Jahres: Diese Kandidaten sind nominiert

„Das hat mich, ehrlich gesagt, schon ein wenig überrascht“, gibt Andreas Meixner zu. „Alleine die Nominierung ist wie ein Ritterschlag.“ In der Endausscheidung der vier Nominierten sieht er sich nicht unbedingt in der Favoritenrolle. Die schiebt er lieber dem Dart-Supertalent Nico Schlund zu. „Dart ist im Kommen. Und der Titel eines Junioren-Europameisters ist schon ein Pfund“, findet der Meister-Schütze.

Seine Leistungen muss er deswegen aber nicht kleinreden. Wer es mit der Schnellfeuerpistole in die Bundesliga geschafft hat, der misst sich Woche für Woche mit den Top-Athleten aus Europa. „Denn es gibt nichts vergleichbares mit unserer Liga“, erklärt der Experte, „deshalb drängen die ganzen guten Schützen zu uns.“

Trotz seiner Erfolge ist Andreas Meixner seinem Heimatverein in Ebenried treu geblieben. Dort fungiert er als Sportleiter und schießt mit dem Luftgewehr auch die Rundenwettkämpfe in den unteren Ligen mit. „Ohne Training allerdings“, wie er einräumt. Bei seinen Übungseinheiten – im Schnitt dreimal pro Woche an den Ständen, ansonsten Trockentraining zu Hause – konzentriert er sich voll auf die Pistole. „Auf Technik und Konzentration kommt es an“, sagt Meixner, der sein Talent möglicherweise vererbt be-
kommen hat. „Mein Opa und mein Vater sind ebenfalls gute Schützen“, erzählt das Bayernkader-Mitglied.

2015 hat er den Sprung in die etwa 15 Sportler zählende Nationalmannschaft knapp verpasst. 2016 wird er beim Sichtungsschießen im Sommer einen neuen Anlauf nehmen. Die Chancen steigen. Andreas Meixner hat den Zenit seines Leistungsvermögens noch nicht erreicht. „Ich denke, ich kann einige, die beim letzten Mal noch vor mir waren, noch überholen.“ Und wenn das klappen sollte? „Dann“, sagt Meixner ganz gelassen, „wäre das cool“.

Bald Profi?

Nico Schlund redet nicht lange um den heißen Brei. Sein Ziel? „Natürlich will ich Profi werden“, sagt der 15-jährige Schüler aus Windsbach, der beim DC Frankenpower in Kleinschwarzenlohe seine ersten Schritte einer verheißungsvollen Dartkarriere machte. Profi wollen natürlich viele 15-Jährige in ihrer jeweiligen Sportart werden. Doch Nico Schlund kann nach gerade einmal zwei Jahren schon einiges vorweisen. 2015 wurde er in der Türkei an der Seite von Kevin Toppmann Junioren-Vizeweltmeister im Doppel. In Budapest holte er sich die Europameisterschaft im Einzel, und Deutscher Meister seiner Altersklasse ist er selbstverständlich auch.

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© Foto: Privat

Dabei kam der Realschüler, der 2017 in Wolframs-Eschenbach seine Mittlere Reife machen will, eher durch Zufall zur Boom-Sportart Dart. Über einen Kollegen seines Vaters kam er im Januar 2014 mit dem im TSV Kleinschwarzenlohe angesiedelten Dart-Club Franken-Power in Berührung. Schnell zeigte sich, dass hier ein außergewöhnliches Talent die Scheiben anvisiert. Im Liga-Spielbetrieb blieb Schlund ungeschlagen, 2015 klopfte schon der Dartsportverein „Finnigan’s Harp Nürnberg“ an, seit Herbst wirft Nico Schlund seine Pfeile jetzt in der Bundesliga.

Die Mannschaftswettkämpfe sind das eine, die Ranglistenturniere und Meisterschaften das andere. Zur Deutschen Meisterschaft 2016 in Kirchheim und zur Europameisterschaft 2016 in Budapest fährt der Teenager als „Nummer Eins“ der deutschen Junioren. Und wenn er diese Position hält (oder höchstens auf Platz zwei zurückfällt), dann wäre er auch 2017 bei der nächsten Junioren-WM in Tokio wieder mit dabei.

Dem Dartsport hat Nico Schlund nicht alles, aber vieles untergeordnet. Das Fußballspielen – sein Vater ist Abteilungsleiter beim TSV Windsbach – hat er aufgegeben. „Schule, Hausaufgaben, und dann drei bis vier Stunden Training.“ So sieht das Tagespensum des Schülers aus. Sein großer Vorteil: Er muss für dieses Training nicht das Haus verlassen, sondern kann in seinem Zimmer üben. Die „180“, also drei Pfeile in Folge aus der klassischen 2,37-m-Distanz in das winzige Dreifach-20er-Feld, wirft er dabei immer wieder. Er legt sich im Training verschiedene Spielsituationen zurecht und versucht bestimmte „Finishes“, die er sich vorher auf einen Zettel notiert, mit drei Pfeilen auszuwerfen.

Das macht er nicht nur im Training, sondern auch im Wettkampf so gut, dass die Szene seinen Namen auf dem Zettel hat. Erst kürzlich haben Nico Schlund und seine Eltern einen Ausrüstervertrag mit der englischen Firma „Target“ unterschrieben. Der deutsche Hoffnungsträger wird jetzt mit Shirts, Scheiben, Pfeilen, Spitzen und Schäften ausgestattet. Damit ist Nico Schlund gewissermaßen schon ganz nah dran am Profi-Geschäft. Bekanntester Werbeträger von „Target“ ist nämlich der 16-malige Weltmeister Phil Taylor.

Zum Abschied zwei Titel?

Joseph Katib wird zum Ehrenabend kommen, er hat fest zugesagt. Trotzdem scheint der Läufer des „Team Memmert“ mit dem Landkreis Roth abgeschlossen zu haben. Bekanntlich verlässt die Mannschaft die TSG, auch Katib wird nicht bleiben. Er wird sich ebenfalls eine neue sportliche Heimat suchen, wo sie sein wird, ist nicht bekannt. Überhaupt gäbe es einiges zu erzählen, vor allem 2015 war für Katib ein hervorragendes Jahr: Er ist nicht nur als Einzelsportler nominiert, sondern auch zusammen mit seinem Team als Mannschaft des Jahres. Trotzdem teilt Katib mit, dass er kein Interesse mehr daran habe, sich wie die anderen Nominierten über das Jahr zu unterhalten.

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© Foto: Kiefner

Es wäre sicherlich interessant gewesen, dem Athleten zum Abschied noch einmal zuzuhören. Es wird sein Geheimnis bleiben, wie er beispielsweise mit acht Monaten zeitlichem Abstand seinen ersten Platz bei der deutschen Berglaufmeisterschaft sieht. Oder wie schmerzhaft es nicht nur körperlich gewesen sein muss, gleich beim ersten Einsatz für die deutsche Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft schwer zu stürzen.

Auch wenn Joseph Katib als welchen Gründen auch immer momentan nicht plaudern mag: Eigentlich ist er ein sehr höflicher und freundlicher Gesprächspartner. Davon durfte man sich an einem schönen Julitag im Frankenstadion überzeugen. Dort fand neben vielen weiteren Disziplinen auch die deutsche Meisterschaft im 5000-Meter-Lauf statt. Der Allrounder war wie erwähnt wenige Wochen zuvor bei der Europameisterschaft im Berglauf gestürzt und hatte sich seitdem mit einer Zerrung im Hüftbereich geplant. Er ging trotzdem bei 35 Grad im Schatten Fahrradfahren und biss die Zähne zusammen, wenn andere mit seiner Verletzung daheim auf dem Sofa gelegen wären. „Am Lauf nicht teilzunehmen war keine Option für mich. Ich wollte wenigstens mitmachen, um meine Teamkameraden zu pushen“, sagte Katib nachdem er sich unfreiwillig selbst gepusht hatte: Nach 14:32,69 Minuten kam er ins Ziel, wurde 13. im Gesamtlauf und der schnellste Läufer des „Team Memmert“.

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