Wendelsteiner Gymnasiasten erstmals in Zukowo

17.6.2015, 09:27 Uhr
Wendelsteiner Gymnasiasten erstmals in Zukowo

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Nach dem erfolgten Gegenbesuch der deutschen Schüler in Wendelsteins Partnerstadt ziehen die Beteiligten eine rundum positive Bilanz und sehen einer auch weiterhin kulturverbindenden Zukunft entgegen.

Die Einrichtung eines Schüleraustauschs zählt inzwischen an vielen bayerischen Gymnasien zu den Standards des außerunterrichtlichen Bildungsprogramms. Dennoch sind je nach Reisedestination durchaus Unterschiede feststellbar, was den Zulauf und die Grundeinstellungen seitens der Schüler/innen anbelangt.

Eine Woche in einer Gastfamilie in Westeuropa zu verbringen, ist für so manch einen inzwischen nichts wirklich Besonderes mehr. Bei einem Aufenthalt in Ländern des östlichen (Zentral-)Europas sieht dies in vielen Fällen noch ein wenig anders aus.

Die Motivationen der 14 Wendelsteiner Gymnasiasten zur Teilnahme am ersten Polenaustausch ihrer Schule waren dementsprechend unterschiedlich. Mit dem Anliegen, ein fremdes Land, eine andere Kultur oder auch die eigenen familiären Wurzeln näher kennen zu lernen, sind nur einige der Gründe benannt. Die Acht- und Neuntklässler/innen, die fast ausnahmslos zum ersten Mal zu Gast im Nachbarland Polen waren, hatten immerhin den Vorteil, ihre Austauschpartner bereits bei deren Besuch in Wendelstein kennengelernt zu haben, so dass sich eine große Scheu oder Befangenheit gar nicht erst einstellte.

Neben der vielen gemeinsam verbrachten Zeit hat sicherlich auch das Austauschprogramm zu den schnell noch deutlich enger werdenden Bindungen beigetragen. Die polnischen Partner warteten mit einer quasi perfekten Mischung aus touristischen und bildungsangereicherten Ausflugszielen auf.

Die ersten beiden Tage waren dem Einleben in der Gastfamilie und der Erkundung der Umgebung des rund 15 Kilometer südwestlich von Danzig gelegenen Zukowo gewidmet. Ein Empfang beim Bürgermeister der Partnergemeinde war für die deutschen Gäste ebenso vorgesehen wie der Besuch des Kaschubischen Museums und des Kartäuserklosters in Kartuzy. Daran schloss sich in den kommenden Tagen die Erkundung des von der Ostsee geprägten Kulturraums um Gdansk/ Danzig, Gdynia/Gdingen und Sopot/ Zoppot an, die gemeinsam die sogenannte „Dreistadt“ bilden.

Schulische Basislektion

Der besuchte Schulunterricht stellte auch ohne polnische Sprachkenntnisse einen echten Erkenntnisgewinn dar, da Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Bereich des Lehrstoffs und der didaktischen Vermittlung schnell deutlich wurden. Eine schulische Basislektion in Polnisch rang den deutschen Partnern dann doch so einiges an Respekt vor der slawischen Sprache ab. Besonders das Leben in den Gastfamilien prägte den Austausch nachhaltig. Am Wochenende und abends lernten die deutschen Gäste das familiäre und freundschaftliche Miteinander der Polen, das sich durch einen starken Zusammenhalt und viele gemeinschaftliche Elemente auszeichnet, schätzen.

Ehe es ans Abschiednehmen ging, verwöhnten die gastgebenden Eltern alle Austauschteilnehmer mit einem polnischen Spezialitätenbüfett in der Schule. Im Beisein des Bürgermeisters, der Schulleiterin und der Deutsch- und Englischlehrkräfte präsentierten die Schüler/innen ihr in deutsch-polnischen Gruppen erarbeitetes Abendprogramm und ließen die Erlebnisse der vergangenen Tage dort noch einmal bilingual moderiert Revue passieren.

Wie sehr sich die Kontakte zwischen den jugendlichen Partnern in der relativ kurzen Zeit intensiviert hatten, zeigte sich spätestens bei den teils ergreifenden Szenen beim Abschied. Auch wenn die Sprachkenntnisse der Schüler/innen vielleicht keinen Quantensprung erfahren haben, hat der polnisch-deutsche Austausch viel geleistet.

Im Zentrum stand dabei neben der hautnah erfahrenen unverwechselbaren Mischung aus traditioneller Kultur und Weltoffenheit sicherlich die Faszination, eine Kultur zu erfahren, die gleichzeitig fremd und doch vertraut ist und das gute Gefühl, sich problemlos in einem Land bewegen und sogar etwas von sich mitteilen zu können, dessen Sprache man nie gelernt hat. Die schnell wachsenden persönlichen Bindungen haben einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, mit der Folge, dass fast ausnahmslos alle Austauschschüler am liebsten noch einmal mit nach Zukowo fahren würden.

Den Besuch der nächsten Generation von Schülern aus Zukowo erwartet das Gymnasium Wendelstein bereits im kommenden Schuljahr. Die Termine hierfür und auch für künftige Verabredungen der ersten Austauschgeneration können demnächst in einen dreisprachigen interkulturellen Kalender eingetragen werden, der den produktionsorientierten Teil der Schulkooperation darstellte und der in Bälde als interkulturelles Druckerzeugnis zu erwerben sein wird.  

Keine solche Unternehmung kann alleine gestemmt werden. Großer Dank gebührt daher den polnischen Kolleginnen und Kollegen und insbesondere Justyna Nacel und Michalyna Lys, die mit großem Organisationstalent und noch größerer Gastfreundschaft und Herzenswärme zum Gelingen des Austauschs beigetragen haben. Auch ohne die Förderung des Bezirks Mittelfranken und der Gemeinde Wendelstein hätte das Gymnasium den Austausch nicht in diesem Umfang durchführen können.

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