Wie Stefan Müller dem Club als Aufsichtrat helfen will

24.9.2014, 08:32 Uhr
Wie Stefan Müller dem Club als Aufsichtrat helfen will

© oh

Künftig will Stefan Müller auch die Geschicke des 1. FC Nürnberg mitgestalten. Er bewirbt sich bei der Mitgliederversammlung am 30. September für einen Posten im wichtigen, zuletzt aber in die Negativ-Schlagzeilen geratenen Aufsichtsrat.

Ein Gespräch über seine Motive, die Krise des Clubs und Perspektiven für die Zukunft.

Herr Müller, Rücktritte, Kompetenzstreitigkeiten, Fußball-Debatten wie am Stammtisch: Das ist der Eindruck, den der FCN-Aufsichtsrat derzeit vermittelt. Warum wollen Sie dort Mitglied werden?

Müller: Gerade nach den Erlebnissen der letzten außerordentlichen Mitgliederversammlung und gerade wegen des in der Tat erschreckenden Bildes, das der Aufsichtsrat teilweise in der Öffentlichkeit abgibt, habe ich mich entschlossen zu kandidieren. Ich bewerbe mich ganz bewusst auch nicht als Vertreter eines der von mir beratenen Unternehmen, sondern als Person mit Expertise und Netzwerk zum Wohle des Vereins. Ich verdiene deshalb keinen Cent mehr, sondern würde viel Freizeit investieren.

In Schwabach sind Sie als Geschäftsmann bekannt und als Sänger der „Daltons“ populär. Welchen Bezug haben Sie zum Fußball und zum Club?

Müller: Ich habe 13 Jahre beim TSV Katzwang gespielt, bin seit 1978 Clubfan und seit 2007 Mitglied.

Im Aufsichtsrat sind ja auch Fans vertreten. Sehen Sie sich in dieser Rolle?

Müller: Nein, ich bin kein Schreibtischfan. Ich glaube, ein Aufsichtsrat sollte nicht nur Leidenschaft für den Fußball und den Verein mitbringen, sondern vor allem Expertise außerhalb des runden Leders. Zusätzliche Kompetenz von Leuten, die in der freien Wirtschaft aktiv sind, wäre dringend nötig. Der Aufsichtsrat muss deshalb auch verjüngt werden.

Sie gelten als Medienprofi. Welche Kompetenzen würden Sie einbringen?

Müller: Sicher kann man die Außendarstellung des Aufsichtsrats verbessern. Noch wichtiger aber ist: Der 1. FC Nürnberg braucht Partner und Sponsoren, die den Verein für die Zukunft ökonomisch absichern, vor einzelnen Investoren wie Herrn Kühne beim HSV schützen und die Grundlagen für Wachstum und damit auch sportlichen Erfolg schaffen. Dazu will ich mein persönliches Netzwerk aus regionalen, aber auch nationalen und internationalen Marketing- und Sponsoren-Kontakten zur Verfügung stellen. Als Marketing-Fachmann habe ich mehr als 20 Jahre Erfahrung auf diesem Gebiet.

Der Baiersdorfer Meerrettich-Unternehmer Hanns-Thomas Schamel ist vor wenigen Wochen zurückgetreten und plant nun ein groß angekündigtes Comeback und will sogar Aufsichtsratsvorsitzender werden. Er gilt als größter Kritiker von Sportvorstand Martin Bader. Unterstützen Sie Schamel?

Müller: Es gibt Gerüchte, wonach ich zu seinem Kompetenzteam gehören solle. Das ist falsch. Ich will keiner Gruppierung noch dem Vorstand dienen, sondern nur dem Verein nützen.

Wie stehen Sie denn zu Herrn Schamel?

Müller: Seine jüngsten Interviews stimmen mich bedenklich. Er will den Verein offenbar völlig auseinandernehmen. Das will ich nicht.

Aber die Krise ist nach dem Abstieg und dem Fehlstart doch offenkundig. Hat Schamel mit seiner Kritik an Bader nicht recht?

Müller: Wenn man sicherlich zurecht Kritik an der sportlichen Leitung beim 1. FCN üben kann und muss, ist eine solche Eigenvermarktung weder für den Verein in der Außenwirkung förderlich, noch sorgt sie für geordnete Prozesse innerhalb eines Gremiums, das eher im Hintergrund fördernd wirken sollte. Beispiele persönlicher Profilierung hat es in den letzten 50 Jahren leider schon oft gegeben.

Am kommenden Dienstag haben Sie drei Minuten Redezeit, um die Mitglieder zu überzeugen. Viele wünschen sich strenge Wächter für Bader, den Trainer und die Mannschaft. Wollen Sie ein solcher sein?

Müller: „Aufsehen und Raten“ sind die beiden Elemente, die dem Wort Aufsichtsrat zugrunde liegen, und so möchte ich das auch interpretiert sehen. Ich maße mir nicht an, in fußballerische Themen einzugreifen, eine Spielphilosophie in der Satzung zu verankern oder am Trainingsplatz mit dem Trainer über die Aufstellung zu diskutieren. Das ist weltfremd. Und das ist nicht Aufgabe eines Aufsichtsrats.

Aber zu den Aufgaben gehört auch die Aufsicht, ob Sportvorstand Martin Bader und Finanzvorstand Ralf Woy einen guten Job machen. Manchen beide einen guten Job?

Müller: Woy auf jeden Fall und Bader unterm Strich auch. Nur zur Erinnerung: Vor 15 Jahren war der Verein doch völlig am Boden, und die Lizenz zu bekommen war jedes Jahr eine Hängepartie. Heute steht der Verein trotz des Abstiegs blitzsauber da.

Geld schießt keine Tore, heißt es. Aber die finanzstarken Vereine dominieren eindeutig. Wie kann der Club da auf Dauer mithalten?

Müller: Um den Verein wirtschaftlich stabil zu halten, muss es gelingen, auch große Namen aus der Industrie einzubinden. Die passende Rechtsform müssen Experten finden. Um mehr Einnahmen zu erzielen, braucht der Club zudem ein neues modernes Stadion.

Die Stadt Nürnberg aber hat andere Sorgen.

Müller: Es sollte ja auch keinesfalls aus Steuern finanziert werden. Dafür muss man Sponsoren und Partner aus der Industrie gewinnen. In der Unterstützung dieser perspektiven Vorhaben sehe ich meine Aufgabe als mögliches Mitglied des Aufsichtsrats.

Clubfans sind alle drei. Doch wer im Aufsichtsrat Entscheidungen treffen muss, der braucht mehr als Leidenschaft. Wirtschaftskompetenz ist gefragt. Genau die wollen der Marketing-Experte Stefan Müller, der Steuerberater Klaus Kreutzer, beide aus Schwabach, und der Wirtschaftsprofessor Rainer Gömmel aus Wendelstein einbringen.

Stefan Müller wirbt vor allem mit seinen Kontakten in die Wirtschaft (siehe Interview).

Professor Rainer Gömmel ist der Wissenschaftler unter den Kandidaten. Der 70-Jährige war Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsgeschichte an der Uni Regensburg. Auch nach seiner Emeritierung 2010 lehrt er noch an einer privaten Hochschule am „Institut für Fußballmanagement“.

Wer mit ihm spricht, spürt sofort, wie sehr sein Herz am Club hängt. Genau erinnert er sich an sein erstes Spiel, das er als Kind 1953 im alten Zabo erlebt hat: ein 5:0 gegen Bayern München. Davon ist der Club heute Lichtjahre entfernt. „Deshalb will ich dem Leid geprüften Verein helfen.“

Er will ein „strategisches Fußballmanagement“ aufbauen, das Nachwuchszentrum optimieren und „modernes Marketing über soziale Netzwerke“ entwickeln. Dabei setzt er auf Zusammenhalt.

Auch mit Sportvorstand Martin Bader? „Ich schätze ihn sehr“, sagt Gömmel. Bader habe den Club saniert. Allerdings falle die sportliche Bilanz derzeit „kaum positiv“ aus.

Klaus Kreutzer hatte sich bereits im Vorjahr beworben. „Da wurde ich Fünfter von zehn Bewerbern. Ich hielt eine logisch aufgebaute Rede, war aber nicht emotional genug“, erinnert sich der 53-jährige Steuerberater mit eigener Kanzlei. Doch auch diesmal will er sich nicht als oberster Fan präsentieren, sondern als „Mann der Wirtschaft“. Denn: „Ein Bundesligaverein ist ein Wirtschaftsunternehmen.“

Für dessen gute Entwicklung sieht er zwei Zukunftsaufgaben. Langfristig müsse sich der 1. FCN in eine Aktiengesellschaft umstrukturieren. Und er brauche ein neues Stadion, um die Einnahmen zu erhöhen. Das sehen auch Müller und Gömmel so.

Deutlich kritischer als die beiden Mitbewerber äußert er sich hingegen zu Martin Bader. Kreutzer will noch ein Gespräch mit dessen schärfstem Kritiker Hanns-Thomas Schamel führen, der ebenfalls antritt. Baders Entlassung fordert er zwar bewusst nicht. „Aber man wird deutliche Worte mit ihm reden müssen.“

1 Kommentar