Videos: Hier zieht ein Tornado durch Unterfranken

9.3.2017, 22:40 Uhr
Videos: Hier zieht ein Tornado durch Unterfranken

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Es war wohl nur eine einzelne kleine Zelle, die aber entfaltete große Wirkung: In Kürnach (Landkreis Würzburg) deckte ein Tornado am Donnerstagabend etwa 20 bis 30 Dächer ab, weitere wurden beschädigt. "Bäume sind umgeknickt und ein Gartenhäuschen wurde umgeweht", sagt ein Polizeisprecher. Verletzt aber wurde niemand, zur Schadenshöhe gibt es bislang nur Spekulationen.

Ein Wirbel gilt dann als Tornado, wenn er durchgehend bis zum Boden reicht. Nicht immer sind die Windhosen auch sichtbar. Der Tornado, der auf mehreren Videoaufnahmen bis in ein Waldgebiet hinein reichte, löste sich zwar schnell wieder auf, blieb aber nicht ohne Folgen. Weil die Gewitterzelle in Richtung Osten zog, gab der Deutsche Wetterdienst, kurz DWD, auch eine Warnung für Mittelfranken und den Raum Nürnberg heraus. Ein neuerlicher Tornado dort bildete sich aber nicht - dafür regnete und stürmte es, eine Straßenunterführung in Zerzabelshof stand unter Wasser. Sonst aber blieb es laut Polizei und Feuerwehr ruhig.

Katastrophenfall offiziell ausgerufen

"Wir haben erst einen Regenbogen gesehen", sagt eine Anwohnerin aus Kürnach. "Dann bemerkten wir, dass da auch noch der Tornado war." Zuerst habe sie Angst gehabt, doch dann drehte der Wirbel ab. "Wenn man die Sachen sieht, die da so rumgeflogen sind, dann hatten wir noch ziemlich Glück", sagt die Anwohnerin.

Für die Aufräumarbeiten rückten noch am Donnerstagabend etwa 130 Rettungskräfte des THW und der Feuerwehr an, Dachdecker boten ihre Hilfe an. Gegen 21 Uhr riefen Landrat Eberhard Nuß und Kürnachs Bürgermeister Thomas Eberth den Katastrophenfall aus. "Das ganze Ausmaß werden wir erst morgen erkennen können", sagt Eberth. "Ich bin stolz, dass wir alle so gut zusammenarbeiten."

Die Wucht, mit der der Sturm auf das unterfränkische Städtchen prallte, verwunderte Augenzeugen. "In 15 Jahren im Feuerwehreinsatz habe ich solche Windschäden noch nicht erlebt", zitiert die Mainpost den örtlichen Kreisbrandrat.

Das Frühjahr in Deutschland gilt als Tornadozeit, auch wenn die Stürme selten so drastisch ausfallen wie in Kürnach. "Es war nicht unerwartet, aber nicht sehr wahrscheinlich", sagt ein DWD-Fachmann der Deutschen Presse-Agentur. "Die Grundbedingungen, dass Tornados auftreten, waren gegeben. In Kürnach hat es gereicht, dass die Winddrehungen vom Boden in die höheren Luftschichten so stark waren, dass sich ein Tornado hat ausbilden können."

Hier sehen Sie weitere Amateuraufnahmen aus Unterfranken: 

 

 

Tornados in Deutschland sind selten, aber nicht unmöglich. Im Jahr 2015 sorgte eine Windhose für schwere Schäden im oberfränkischen Ohausen, einem Ortsteil von Freystadt. Dabei seien Bäume "wie Streichhölzer umgeknickt", berichteten Augenzeugen damals. Mehr als 25 Häuser wurden beschädigt.

Im vergangenen Jahr traf ein Tornado ein Wohngebiet im Nordosten von Hamburg. Die Feuerwehr musste im Sekundentakt ausrücken. Die Schäden damals gingen in die Millionen, ernsthaft verletzt aber wurde niemand.

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