Wird Wohnen in der Region zum Luxusgut?

10.7.2013, 15:53 Uhr
Blick über die Dächer der Altstadt: Nicht nur in Nürnberg wird Wohnen teurer.

© Eduard Weigert Blick über die Dächer der Altstadt: Nicht nur in Nürnberg wird Wohnen teurer.

Klar: Manchmal kann es ganz schnell gehen mit dem Glück in den neuen vier Wänden - besonders dann, wenn man bei der Suche nicht jeden Cent umdrehen muss. Aber prinzipiell sind die Klagen in der Region die gleichen. Statistische Indikatoren dafür gibt es zur Genüge.

So stiegen die durchschnittlichen Mietpreise in Nürnberg (495.000 Einwohner) zwischen 2008 und 2012 zwischen zwölf und 15 Prozent an. Gleichzeitig ging 2012 die Zahl der fertiggestellten Wohnungen in der Noris zurück: Laut dem Wohnungsbericht der Stadt entstanden 1036 neue Einheiten – 2011 waren es noch 1174. Dass in Nürnberg über 8000 Haushalte als wohnungssuchend gemeldet sind, ist ebenfalls ein Anzeichen für den angespannten Markt.

Noch schwieriger ist die Lage in Erlangen (106.000 Einwohner). Mit dem Röthelheimpark hat die Stadt in den vergangenen Jahren ein ganz neues Stadtviertel aus dem Boden gestampft – inzwischen ist das ehemalige Gelände der US Army ein Stadtteil mit vielen jungen Menschen, unbebaute Grundstücke sind allerdings rar. Ansonsten stößt Erlangen mit Ausnahme eines Baugebiets in Büchenbach-West schlicht an seine Grenzen: Viel Platz für Neues ist nicht mehr. Die Durchschnitts-Mieten in der Stadt stiegen allein im Jahr 2012 um 8,7 Prozent. Insgesamt ist Erlangen, was die Mieten angeht, nochmal 28 Prozent teurer als Nürnberg. Nicht unwesentlich trägt dazu der konstante Zustrom neuer Studenten der Friedrich-Alexander-Universität bei. In der Innenstadt schießen die Wohnheime aus dem Boden, den Bedarf decken können sie indes kaum.

Auch Fürth mit seinen rund 118.000 Einwohnern kämpft mit den Folgen der Wohnraumknappheit. Zwar brummt der Wohnungsmarkt in der Kleeblatt-Stadt - Baugrundstücke in Egersdorf-Nord zum Beispiel waren im Dezember 2012 rasend schnell verkauft - , doch es geht dabei vor allem um den Wohneigentumsmarkt. Im Frühjahr 2013 waren es auch in Fürth über 1000 Menschen, die auf eine günstige Sozialwohnung warteten.

Günstiges Bauland ist knapp

Überhaupt sind es die Armen, die die Teuerung auf dem Wohnungsmarkt besonders hart trifft. Aber auch die Mittelschicht spürt die Auswirkungen – gerade für Familien mit vielen Kindern wird die Wohnungssuche immer schwerer - genauso übrigens für Ältere, weil zu wenige Wohnungen barrierefrei sind, wie Experten sagen. Und im Schatten des Wohnungsmarktes steigen auch die Preise für Ein-Familien-, Zwei-Familien- und Reihenhäuser: in Nürnberg um fünf bis 15 Prozent, zudem mangelt es an günstigem Bauland.

Dabei fristete die Entwicklung auf dem Wohnungs- und Wohneigentumsmarkt für lange Zeit ein Schattendasein. Im April brachte der umstrittene Verkauf der GBW, die bayernweit 32.000 Mietwohnungen besitzt, an ein privates Konsortium das Thema dann auf die Titelseiten. Seitdem ist keine Ruhe eingekehrt: Bei der SPD ist Wohnen auch auf Bundesebene eines der großen Wahlkampfthemen - und zuletzt sorgte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit einem Vorstoß in Richtung Mietbegrenzung für Aufsehen.

In der Region wiederum beschlossen die drei Großstädte im Frühjahr, steigenden Mieten mit der Senkung von Kappungsgrenzen entgegenzuwirken - eine Maßnahme, deren Wirkung allerdings je nach Sichtweise sehr umstritten ist. Außerdem suchen die Kommunen nach Möglichkeiten, neuen Wohnraum zu schaffen. Nachverdichtung in bestehenden Wohngebieten steht dabei ebenso auf der Tagesordnung wie die Bebauung städtischer Grundstücke.

Die Ursachen für die Probleme sind vielfältig: Je nach Sichtweise und Stadt reichen sie vom Bevölkerungsaustausch zwischen Stadt und Land über veränderte Wohngewohnheiten (die Zahl der Ein-Personen-Haushalte wächst) und gestiegene Kosten in Folge energetischer Sanierungen bis hin zu sinkenden staatlichen Investitionen in den Wohnungsbau. Uneins sind sich die Experten auch darin, wie man den steigenden Kosten am besten begegnet. Wegdiskutieren mag die Probleme allerdings niemand, auch nicht Gerhard Frieser, Vorsitzender von Haus und Grund in Nürnberg: "Ja, der Markt wird enger", sagte er im Gespräch mit der Online-Redaktion.

Übersicht: Mietpreise in der Metropolregion

 

 

Durchschnittlicher Mietpreis für eine Wohnung zwischen 40 und 80 Quadratmetern im Juni 2013: Der Preis basiert auf einer Auswertung der über das Immobilienportal www.immowelt.de angebotenen und nachgefragten Wohnungen.

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