Das sollten Sie lesen

Elke Heidenreich, Monika Helfer und Thomas Hettche: Das sind unsere Buchtipps für den Oktober 2023

24.10.2023, 12:42 Uhr
Ja so sind Nachbarn: Wenn das Möpschen bellt, passt es nicht, vor dem Haus liegen zu viele Blätter, die gekehrt werden müssen, und ganz überhaupt weiß die alte Motztante von nebenan ja alles besser! Es ist kaum auszuhalten und  Elke Heidenreich entwickelt schon schier Mordgedanken. Aber ihr neuester launiger Streich, "Frau Dr. Moormann und ich" , ist ja eigentlich als Kinderbuch gedacht, deshalb gibt es zu den wunderbaren Bildern von Michael Sowa und dem unerwartet versöhnlichen Ende auch noch eine Extraportion mopsfellsträubender Reime... Man liest es in jedem Alter gern! (Hanser, 20 Euro) Wolf Ebersberger
1 / 12

Ja so sind Nachbarn: Wenn das Möpschen bellt, passt es nicht, vor dem Haus liegen zu viele Blätter, die gekehrt werden müssen, und ganz überhaupt weiß die alte Motztante von nebenan ja alles besser! Es ist kaum auszuhalten und Elke Heidenreich entwickelt schon schier Mordgedanken. Aber ihr neuester launiger Streich, "Frau Dr. Moormann und ich", ist ja eigentlich als Kinderbuch gedacht, deshalb gibt es zu den wunderbaren Bildern von Michael Sowa und dem unerwartet versöhnlichen Ende auch noch eine Extraportion mopsfellsträubender Reime... Man liest es in jedem Alter gern! (Hanser, 20 Euro) Wolf Ebersberger © Hanser; Corina Selberg/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Thomas Hettche ist immer gut für anregenden und niveauvollen Lesespaß, selbst wenn er sich, wie zuletzt, nur der an Fäden hängenden Sippschaft der Augsburger Puppenkiste widmet ("Herzfaden"). Dass er historisch beschlagen ist, bewies er mit "Pfaueninsel", jetzt kommt mit "Sinkende Sterne" ein neuer Roman, der so zielgenau von der Idylle in die Bedrohung führt, dass es einem bange werden kann. Es ist der autobiografische Versuch einer Selbstfindung in den Schweizer Bergen, die bald zur Begegnung mit den wunderlichsten Gestalten und mit toten Seelen aus Traum und Wirklichkeit wird. Mit vielen literarischen Verweisen geht es in grandioser Natur um Utopien und das Scheitern an den Herausforderungen unserer Gegenwart. (Kiepenheuer & Witsch, 25 Euro) Bernd Noack
2 / 12

Thomas Hettche ist immer gut für anregenden und niveauvollen Lesespaß, selbst wenn er sich, wie zuletzt, nur der an Fäden hängenden Sippschaft der Augsburger Puppenkiste widmet ("Herzfaden"). Dass er historisch beschlagen ist, bewies er mit "Pfaueninsel", jetzt kommt mit "Sinkende Sterne" ein neuer Roman, der so zielgenau von der Idylle in die Bedrohung führt, dass es einem bange werden kann. Es ist der autobiografische Versuch einer Selbstfindung in den Schweizer Bergen, die bald zur Begegnung mit den wunderlichsten Gestalten und mit toten Seelen aus Traum und Wirklichkeit wird. Mit vielen literarischen Verweisen geht es in grandioser Natur um Utopien und das Scheitern an den Herausforderungen unserer Gegenwart. (Kiepenheuer & Witsch, 25 Euro) Bernd Noack © Kiepenheuer & Witsch; Mario/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Sie selbst war es schon mit 17 nicht mehr, wie Monika Helfer  offen zugibt. Aber "Die Jungfrau" , wie sie ihr neues Buch nennt, ist ja auch nicht sie, sondern Gloria, ihre Freundin seit Kindheit an: und die hat auch mit 70 Jahren noch mit keinem Mann geschlafen! Muss man sie bedauern? Nicht darum vielleicht. Aber trotz des heiteren, mundartlich angehauchten Erzählstils von Helfer hat die Geschichte dieser Gloria, die immer so ganz anders war als sie selbst, auch traurige Seiten: Das goldene Mädchen, so reich, so schön, wird vom herrschaftlichen Haus der Familie festgehalten wie in einer Falle. Ein Märchen ohne Liebe, aus die Maus! (Hanser, 22 Euro) Wolf Ebersberger
3 / 12

Sie selbst war es schon mit 17 nicht mehr, wie Monika Helfer offen zugibt. Aber "Die Jungfrau", wie sie ihr neues Buch nennt, ist ja auch nicht sie, sondern Gloria, ihre Freundin seit Kindheit an: und die hat auch mit 70 Jahren noch mit keinem Mann geschlafen! Muss man sie bedauern? Nicht darum vielleicht. Aber trotz des heiteren, mundartlich angehauchten Erzählstils von Helfer hat die Geschichte dieser Gloria, die immer so ganz anders war als sie selbst, auch traurige Seiten: Das goldene Mädchen, so reich, so schön, wird vom herrschaftlichen Haus der Familie festgehalten wie in einer Falle. Ein Märchen ohne Liebe, aus die Maus! (Hanser, 22 Euro) Wolf Ebersberger © Hanser; Moshe Harosh/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Die Titel, die in Frankreich den glanzvollen Prix Goncourt gewinnen, sind fast immer schöne Entdeckungen. Frisch erschienen ist nun der Sieger von 2022. In seiner Schlichtheit, seiner Intimität und Aktualitätsferne war er eine Überraschung, die Kritik hatte ihn nicht im Fokus. Die wenig prominente Autorin Brigitte Giraud schreibt in "Schnell leben" über den mysteriösen Unfalltod ihres Mannes im Jahr 1999. Wäre nicht…, hätte es nicht… Girauds Rekonstruktion der Jahre, Tage und Stunden, bevor Claude mit dem Motorrad verunglückte, analysiert den Zufall, der jedes Schicksal – und jede Liebesbeziehung – mitbestimmt. Ein humanistisches Buch, das wohl zu jedem Menschen sprechen kann. (Frankfurter Verlagsanstalt, 24 Euro)  Isabel Lauer
4 / 12

Die Titel, die in Frankreich den glanzvollen Prix Goncourt gewinnen, sind fast immer schöne Entdeckungen. Frisch erschienen ist nun der Sieger von 2022. In seiner Schlichtheit, seiner Intimität und Aktualitätsferne war er eine Überraschung, die Kritik hatte ihn nicht im Fokus. Die wenig prominente Autorin Brigitte Giraud schreibt in "Schnell leben" über den mysteriösen Unfalltod ihres Mannes im Jahr 1999. Wäre nicht…, hätte es nicht… Girauds Rekonstruktion der Jahre, Tage und Stunden, bevor Claude mit dem Motorrad verunglückte, analysiert den Zufall, der jedes Schicksal – und jede Liebesbeziehung – mitbestimmt. Ein humanistisches Buch, das wohl zu jedem Menschen sprechen kann. (Frankfurter Verlagsanstalt, 24 Euro) Isabel Lauer © FVA; Pexels/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Künstlerbiographien im gediegenen Graphic-Novel-Format sind die Spezialität im Portfolio von Reinhard Kleist . Mit zackig-präzisem Strich erzählt der Berliner Illustrator sach- und fachkundig von (bislang ausschließlich männlichen) Musikstars wie Elvis, Nick Cave und David Bowie: entweder ausgewählte Perioden wie Bowies Ziggy-Stardust-Ära oder gleich das komplette Leben in einem Rutsch - wie im Fall von Johnny Cash. Mit "CASH - I see a Darkness" feierte Kleist 2006 seinen großen Durchbruch und avancierte vom Geheimtipp zu einem Bestseller der deutschen Graphic-Novel-Welle der frühen Nullerjahre. Zu Cashs 20. Todestag hat Carlsen die preisgekrönte und sogar ins Englische übersetzte Comicbiografie nun neu aufgelegt - in einer überarbeiteten Neuausgabe und erstmals koloriert. Auf 224 Seiten findet sich inhaltlich wenig Neues für Fans, dafür viel Herz und Gefühl für eine Musiklegende, die bis heute weit über das Country-Genre hinaus strahlt. (Carlsen, 26 Euro) Stefan Gnad
5 / 12

Künstlerbiographien im gediegenen Graphic-Novel-Format sind die Spezialität im Portfolio von Reinhard Kleist. Mit zackig-präzisem Strich erzählt der Berliner Illustrator sach- und fachkundig von (bislang ausschließlich männlichen) Musikstars wie Elvis, Nick Cave und David Bowie: entweder ausgewählte Perioden wie Bowies Ziggy-Stardust-Ära oder gleich das komplette Leben in einem Rutsch - wie im Fall von Johnny Cash. Mit "CASH - I see a Darkness" feierte Kleist 2006 seinen großen Durchbruch und avancierte vom Geheimtipp zu einem Bestseller der deutschen Graphic-Novel-Welle der frühen Nullerjahre. Zu Cashs 20. Todestag hat Carlsen die preisgekrönte und sogar ins Englische übersetzte Comicbiografie nun neu aufgelegt - in einer überarbeiteten Neuausgabe und erstmals koloriert. Auf 224 Seiten findet sich inhaltlich wenig Neues für Fans, dafür viel Herz und Gefühl für eine Musiklegende, die bis heute weit über das Country-Genre hinaus strahlt. (Carlsen, 26 Euro) Stefan Gnad © Carlsen Verlag; 1195798/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Davon, wie der Ehemann über Nacht seine sieben Sachen packte und nach Japan floh, erzählte Marion Poschmann in "Die Kieferninseln" (2017): einem ganz zarten Romangespinst, mit Humor fein gesponnen. Jetzt legt sie nach und schildert in "Der Chor der Erinnyen" die weibliche Seite der Medaille: Wie ist das, wenn man allein im Haus zurückbleibt, einsam und verwirrt, weil Mathilda, die Lehrerin für Mathe und Musik, keine Ahnung hat, was Sache ist? Ein herbstlicher Ausflug mit zwei Freundinnen endet brenzlig, immer größer wird die Verunsicherung, verliert die Realität ihre Konturen, kommen Visionen. Eine Mischung aus Prosa und Poesie, bis die Frau als Windsbraut Krallen zeigt... (Suhrkamp, 23 Euro) Wolf Ebersberger
6 / 12

Davon, wie der Ehemann über Nacht seine sieben Sachen packte und nach Japan floh, erzählte Marion Poschmann in "Die Kieferninseln" (2017): einem ganz zarten Romangespinst, mit Humor fein gesponnen. Jetzt legt sie nach und schildert in "Der Chor der Erinnyen" die weibliche Seite der Medaille: Wie ist das, wenn man allein im Haus zurückbleibt, einsam und verwirrt, weil Mathilda, die Lehrerin für Mathe und Musik, keine Ahnung hat, was Sache ist? Ein herbstlicher Ausflug mit zwei Freundinnen endet brenzlig, immer größer wird die Verunsicherung, verliert die Realität ihre Konturen, kommen Visionen. Eine Mischung aus Prosa und Poesie, bis die Frau als Windsbraut Krallen zeigt... (Suhrkamp, 23 Euro) Wolf Ebersberger © Suhrkamp; Rudy and Peter Skitterians/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Ein Klassiker, wiederentdeckt: Die Insel-Bücherei hat "Doktor Dolittle" neu übersetzen und illustrieren lassen – in Zeiten von Rassismus-Debatten auch schon ein Statement. Aber: Wer könnte den bescheidenen Landarzt, der mit den Tieren spricht und sie heilen kann, aus der Feder von Hugh Lofting (1886-1947) nicht mögen? Die Afrika-Expedition des Doktors mit seinem originellen Zoo unter der Leitung von Papageiendame Polynesia lässt sich bis heute gut als fantasievolle Abenteuerreise lesen. Am Text von Eike Schönfeld, der einige heute vergiftete Begriffe und Episoden aus der Originalfassung von 1920 ausspart, und den üppigen Zeichnungen von Reinhard Michl können sich Kinder und Erwachsene erfreuen. (Insel, 18 Euro)  Isabel Lauer
7 / 12

Ein Klassiker, wiederentdeckt: Die Insel-Bücherei hat "Doktor Dolittle" neu übersetzen und illustrieren lassen – in Zeiten von Rassismus-Debatten auch schon ein Statement. Aber: Wer könnte den bescheidenen Landarzt, der mit den Tieren spricht und sie heilen kann, aus der Feder von Hugh Lofting (1886-1947) nicht mögen? Die Afrika-Expedition des Doktors mit seinem originellen Zoo unter der Leitung von Papageiendame Polynesia lässt sich bis heute gut als fantasievolle Abenteuerreise lesen. Am Text von Eike Schönfeld, der einige heute vergiftete Begriffe und Episoden aus der Originalfassung von 1920 ausspart, und den üppigen Zeichnungen von Reinhard Michl können sich Kinder und Erwachsene erfreuen. (Insel, 18 Euro) Isabel Lauer © Insel-Bücherei; Varun Kulkarni/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Zwei Außenseiter finden zusammen – und auch wieder nicht. Die junge Fuyuko verliebt sich in den älteren geheimnisvollen Physiklehrer Herrn Mitsutsuka, von dem in der Nacht ein Leuchten auszugehen scheint. Ein Roman über die Einsamkeit, meint man auf den ersten Blick. Eher ist "All die Liebenden der Nacht" eine feministische Geschichte; die beiden weiblichen Hauptfiguren emanzipieren sich durch ihre Lebensentwürfe in einer konservativen japanischen Gesellschaft. Und wenn man als Leser der Möglichkeit Raum lässt, dass Herr Mitsutsuka am Ende vielleicht einfach ein Geist war, ist da auch viel Poesie. Mieko Kawakami schreibt so aufgeräumte Dialoge und Szenen-Miniaturen, dass es eine Freude ist. Ihr schon mehr als zehn Jahre alter, jetzt von Katja Busson feinfühlig ins Deutsche übertragene Roman ist eine Perle. (Dumont, 24 Euro)  Isabel Lauer
8 / 12

Zwei Außenseiter finden zusammen – und auch wieder nicht. Die junge Fuyuko verliebt sich in den älteren geheimnisvollen Physiklehrer Herrn Mitsutsuka, von dem in der Nacht ein Leuchten auszugehen scheint. Ein Roman über die Einsamkeit, meint man auf den ersten Blick. Eher ist "All die Liebenden der Nacht" eine feministische Geschichte; die beiden weiblichen Hauptfiguren emanzipieren sich durch ihre Lebensentwürfe in einer konservativen japanischen Gesellschaft. Und wenn man als Leser der Möglichkeit Raum lässt, dass Herr Mitsutsuka am Ende vielleicht einfach ein Geist war, ist da auch viel Poesie. Mieko Kawakami schreibt so aufgeräumte Dialoge und Szenen-Miniaturen, dass es eine Freude ist. Ihr schon mehr als zehn Jahre alter, jetzt von Katja Busson feinfühlig ins Deutsche übertragene Roman ist eine Perle. (Dumont, 24 Euro) Isabel Lauer © DuMont; telophase/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Der alte Witz geht so: Es sprach der Herr zum Knecht: Heut geht's mir aber schlecht. Da sprach der Knecht zum Herrn: Das hört man aber gern. Gar nicht so weit entfernt ist dieser Reim von Felix Heidenreichs Roman "Der Diener des Philosophen" , in dem es klug und vergnüglich um das Verhältnis zwischen Immanuel Kant und seinem Adlatus Martin Lampe geht. Der scheint dem Meister bald über den Kopf zu wachsen, obgleich er sich nach außen hin trottelhaft gibt. Historisch verbürgt sind die Fakten dieser seltsamen Zweierbeziehung, Heidenreich macht daraus ein lesbares, philosophisches und herrlich alltägliches Stück Prosa über ein stadtbekanntes und skurril ungleiches Paar, das voneinander nicht lassen kann. (Wallstein, 22 Euro) Bernd Noack
9 / 12

Der alte Witz geht so: Es sprach der Herr zum Knecht: Heut geht's mir aber schlecht. Da sprach der Knecht zum Herrn: Das hört man aber gern. Gar nicht so weit entfernt ist dieser Reim von Felix Heidenreichs Roman "Der Diener des Philosophen", in dem es klug und vergnüglich um das Verhältnis zwischen Immanuel Kant und seinem Adlatus Martin Lampe geht. Der scheint dem Meister bald über den Kopf zu wachsen, obgleich er sich nach außen hin trottelhaft gibt. Historisch verbürgt sind die Fakten dieser seltsamen Zweierbeziehung, Heidenreich macht daraus ein lesbares, philosophisches und herrlich alltägliches Stück Prosa über ein stadtbekanntes und skurril ungleiches Paar, das voneinander nicht lassen kann. (Wallstein, 22 Euro) Bernd Noack © Wallstein; Henryk Niestrój/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Worauf man alles kommt, wenn man an einer Tankstelle arbeitet und, weil ziemlich an der Peripherie, doch kaum was zu tun hat! Wie wär's mit einer Vernissage im Verkaufsraum? Aber auch für philosophische Fragen ist in Alexandre Labruffes  lakonischer Debüt-Komödie  "Erkenntnisse eines Tankwarts" Platz, dazu ein paar seltsame Verwicklungen, fast wie im Krimi, die man sich auch verfilmt gut vorstellen könnte. Ein Boris Vian für heute? Hat was! (Wagenbach, 22 Euro) Wolf Ebersberger
10 / 12

Worauf man alles kommt, wenn man an einer Tankstelle arbeitet und, weil ziemlich an der Peripherie, doch kaum was zu tun hat! Wie wär's mit einer Vernissage im Verkaufsraum? Aber auch für philosophische Fragen ist in Alexandre Labruffes lakonischer Debüt-Komödie "Erkenntnisse eines Tankwarts" Platz, dazu ein paar seltsame Verwicklungen, fast wie im Krimi, die man sich auch verfilmt gut vorstellen könnte. Ein Boris Vian für heute? Hat was! (Wagenbach, 22 Euro) Wolf Ebersberger © Wagenbach; Markus Spiske/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Der Codename für den Prozess um die Terroranschläge in Paris am 13. November 2015 lautete "V13" : Auf Caféterrassen, im Club Bataclan und bei einem Länderspiel wurden 130 Menschen in den Tod gerissen. Der französische Autor Emmanuel Carrère hat die Verhandlungen vom ersten bis zum letzten Tag besucht und daraus ein erschütterndes Buch über die Fragen nach Gerechtigkeit und Rechtsprechung gemacht. Quälend minutiös verfolgt er die Sitzungen, und alles, was da verhandelt wird, geht ihn – ja: uns an. Carrères autofiktionales Schreiben erweist sich in diesem Bericht, der durch die Finsternis geht, um Licht und Läuterung zu finden, als einzige Möglichkeit, sich dem Wahnsinn nicht zu ergeben, sondern aus der Katastrophe zu lernen. (Matthes & Seitz, 25 Euro) Bernd Noack
11 / 12

Der Codename für den Prozess um die Terroranschläge in Paris am 13. November 2015 lautete "V13": Auf Caféterrassen, im Club Bataclan und bei einem Länderspiel wurden 130 Menschen in den Tod gerissen. Der französische Autor Emmanuel Carrère hat die Verhandlungen vom ersten bis zum letzten Tag besucht und daraus ein erschütterndes Buch über die Fragen nach Gerechtigkeit und Rechtsprechung gemacht. Quälend minutiös verfolgt er die Sitzungen, und alles, was da verhandelt wird, geht ihn – ja: uns an. Carrères autofiktionales Schreiben erweist sich in diesem Bericht, der durch die Finsternis geht, um Licht und Läuterung zu finden, als einzige Möglichkeit, sich dem Wahnsinn nicht zu ergeben, sondern aus der Katastrophe zu lernen. (Matthes & Seitz, 25 Euro) Bernd Noack © Matthes & Seitz; Pexels/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Das ist aber nun wirklich eine Entdeckung - und liest sich, als sei Vita Sackville-Wests  erz-englische Geschichte "Das Erbe" erst gestern geschrieben worden und nicht vor 100 Jahren. In dem komischen kleinen Roman erzählt die Freundin (und Geliebte) von Virginia Woolf, wie der so nüchterne Versicherungsmann Mr. Chase von einer Tante einen alten, schon etwas maroden Landsitz namens Blackboys erbt und sich immer mehr in diesen verliebt. Dabei soll alles versteigert werden, um die Schulden zu tilgen... Sehr vergnüglich, bis hin zur absurden Pointe! (Schöffling, 18 Euro) Wolf Ebersberger
12 / 12

Das ist aber nun wirklich eine Entdeckung - und liest sich, als sei Vita Sackville-Wests erz-englische Geschichte "Das Erbe" erst gestern geschrieben worden und nicht vor 100 Jahren. In dem komischen kleinen Roman erzählt die Freundin (und Geliebte) von Virginia Woolf, wie der so nüchterne Versicherungsmann Mr. Chase von einer Tante einen alten, schon etwas maroden Landsitz namens Blackboys erbt und sich immer mehr in diesen verliebt. Dabei soll alles versteigert werden, um die Schulden zu tilgen... Sehr vergnüglich, bis hin zur absurden Pointe! (Schöffling, 18 Euro) Wolf Ebersberger © Schöffling; Pete/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Verwandte Themen