"Ich bereue diese Liebe nicht": Gemeinsam zum Klassenerhalt

24.1.2014, 15:33 Uhr
"Ich bereue diese Liebe nicht": Unter diesem Motto proben Mannschaft und Fans des 1. FC Nürnberg im Abstiegskampf den Zusammenhalt. Nach der Hinrunde ohne Sieg sind sich alle sicher: Nur als verschworene Gemeinschaft kann der Klassenerhalt noch gelingen.
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"Ich bereue diese Liebe nicht": Unter diesem Motto proben Mannschaft und Fans des 1. FC Nürnberg im Abstiegskampf den Zusammenhalt. Nach der Hinrunde ohne Sieg sind sich alle sicher: Nur als verschworene Gemeinschaft kann der Klassenerhalt noch gelingen. © Sportfoto Zink

Dabei begann alles mit einem großen Missverständnis. Auslöser war die bittere 0:3-Niederlage gegen Freiburg, nach der ein großer Teil der Ultras fassungslos im Stadion zurückblieb und die Mannschaft zur Rede stellte. Wie präsentiert sich die Mannschaft im Abstiegskampf? Und ist sie nach den kleineren und größeren Zerwürfnissen am Ende der Spielzeit 2012/2013 überhaupt an den Fans interessiert? Das waren zwei der Fragen, die im Mittelpunkt standen.
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Im Keim erstickt

Dabei begann alles mit einem großen Missverständnis. Auslöser war die bittere 0:3-Niederlage gegen Freiburg, nach der ein großer Teil der Ultras fassungslos im Stadion zurückblieb und die Mannschaft zur Rede stellte. Wie präsentiert sich die Mannschaft im Abstiegskampf? Und ist sie nach den kleineren und größeren Zerwürfnissen am Ende der Spielzeit 2012/2013 überhaupt an den Fans interessiert? Das waren zwei der Fragen, die im Mittelpunkt standen. © Sportfoto Zink

Das Team kam auch in die Kurve. Sportvorstand Martin Bader und Pelle Nilsson beschworen an diesem nasskalten Novembersamstag den Zusammenhalt. "Es ist die Qualität des 1. FC Nürnberg, dass wir zurückkommen, wenn wir am Boden sind und alle uns abgeschrieben haben. Verliert den Glauben nicht. Wir brauchen euch. Und glaubt mir, die Jungs sind nicht verkehrt", so Bader. Die Fans spendeten aufmunternden Applaus.
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Das Team kam auch in die Kurve. Sportvorstand Martin Bader und Pelle Nilsson beschworen an diesem nasskalten Novembersamstag den Zusammenhalt. "Es ist die Qualität des 1. FC Nürnberg, dass wir zurückkommen, wenn wir am Boden sind und alle uns abgeschrieben haben. Verliert den Glauben nicht. Wir brauchen euch. Und glaubt mir, die Jungs sind nicht verkehrt", so Bader. Die Fans spendeten aufmunternden Applaus. © Sportfoto Zink

Was folgte, waren unglückliche Misstöne rund um Kapitän Raphael Schäfer. Auch er wollte Worte an die Fans richten, doch die Führung der Ultras war skeptisch - zu belastet erschien ihnen das Verhältnis zum Kapitän, der nach der 0:1-Derbypleite gegen Fürth den Unmut der Fans auf sich gezogen hatte. Der Kapitän pfefferte seine Kapitänsbinde frustriert auf den Rasen - und keiner redete mehr über die Aussprache, die ja eigentlich gut verlaufen war. Stattdessen ging es um aggressive, frustrierte Fans, einen verärgerten Schäfer und die Frage, was sich Fans eigentlich erlauben dürfen.
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Was folgte, waren unglückliche Misstöne rund um Kapitän Raphael Schäfer. Auch er wollte Worte an die Fans richten, doch die Führung der Ultras war skeptisch - zu belastet erschien ihnen das Verhältnis zum Kapitän, der nach der 0:1-Derbypleite gegen Fürth den Unmut der Fans auf sich gezogen hatte. Der Kapitän pfefferte seine Kapitänsbinde frustriert auf den Rasen - und keiner redete mehr über die Aussprache, die ja eigentlich gut verlaufen war. Stattdessen ging es um aggressive, frustrierte Fans, einen verärgerten Schäfer und die Frage, was sich Fans eigentlich erlauben dürfen. © dpa

Nun war klar: So konnte es nicht weitergehen. Schäfer, Bader und die Führung der Ultras setzten sich zusammen und sprachen sich aus. Nicht alle Probleme konnten dem Vernehmen nach gelöst werden. Dennoch versuchten Fans und Kapitän, den Frust in einen Aufbruch zu verwandeln.
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Nun war klar: So konnte es nicht weitergehen. Schäfer, Bader und die Führung der Ultras setzten sich zusammen und sprachen sich aus. Nicht alle Probleme konnten dem Vernehmen nach gelöst werden. Dennoch versuchten Fans und Kapitän, den Frust in einen Aufbruch zu verwandeln. © Sportfoto Zink/DaMa

Öffentlich sichtbar wurde dies zunächst beim Spiel in Mönchengladbach. Mit dem Spruchband "Die Kapitänsbinde tragen wir alle im Herzen" und hunderten Kapitänsbinden, die sie an die Auswärtsfahrer verteilten, machten die Ultras auf die Rolle des Kapitäns aufmerksam - und der Kapitän zeigte sich ebenfalls versöhnlich und führte die Mannschaft direkt vor die Fankurve.
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Öffentlich sichtbar wurde dies zunächst beim Spiel in Mönchengladbach. Mit dem Spruchband "Die Kapitänsbinde tragen wir alle im Herzen" und hunderten Kapitänsbinden, die sie an die Auswärtsfahrer verteilten, machten die Ultras auf die Rolle des Kapitäns aufmerksam - und der Kapitän zeigte sich ebenfalls versöhnlich und führte die Mannschaft direkt vor die Fankurve. © Sportfoto Zink/DaMa

Zuvor hatte das Spiel erneut einen deprimierenden Verlauf genommen. Nach 70-minütiger Überlegenheit unterlag der Club am Ende mit 1:3.
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Zuvor hatte das Spiel erneut einen deprimierenden Verlauf genommen. Nach 70-minütiger Überlegenheit unterlag der Club am Ende mit 1:3. © Sportfoto Zink/DaMa

Es war dennoch ein erster Schritt, der zweite folgte gegen Wolfsburg. Vor dem Spiel gegen den VfL bekam der Kapitän des Club symbolisch eine der Kapitänsbinden mit der Aufschrift "Nordkurve Nürnberg - Es ist eine Ehre". In der Krise zählt nur der Klassenerhalt - das war die Botschaft dieser Aktion.
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Es war dennoch ein erster Schritt, der zweite folgte gegen Wolfsburg. Vor dem Spiel gegen den VfL bekam der Kapitän des Club symbolisch eine der Kapitänsbinden mit der Aufschrift "Nordkurve Nürnberg - Es ist eine Ehre". In der Krise zählt nur der Klassenerhalt - das war die Botschaft dieser Aktion. © Zink

Die Leidenszeit indes ging weiter. Hatte sich der Club gegen Wolfsburg noch einen Punkt gesichert, hatte er in Leverkusen nicht den Hauch einer Chance. 0:3 hieß es am Ende aus Sicht von Mike Frantz und Co.
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Die Leidenszeit indes ging weiter. Hatte sich der Club gegen Wolfsburg noch einen Punkt gesichert, hatte er in Leverkusen nicht den Hauch einer Chance. 0:3 hieß es am Ende aus Sicht von Mike Frantz und Co. © REUTERS/Wolfgang Rattay

Mittlerweile war es Dezember geworden, noch immer war der FCN ohne Sieg. Bei winterlichem Wetter kamen gegen Mainz nur 31.084 Zuschauer. Diejenigen aber, die da waren, trieben den Club unermüdlich nach vorne. Die Mannschaft hatte zuvor gezeigt, dass sie nach jedem Rückschlag wieder aufsteht. Ähnlich hielten es die Fans in der Rückrunde. Mit jedem neuen Frusterlebnis wuchs die Unterstützung, zu groß waren auch die spielerischen Fortschritte, die die Mannschaft unter Coach Gertjan Verbeek gemacht hatte. Am Ende reichte es wieder nur zu einem Punkt.
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Mittlerweile war es Dezember geworden, noch immer war der FCN ohne Sieg. Bei winterlichem Wetter kamen gegen Mainz nur 31.084 Zuschauer. Diejenigen aber, die da waren, trieben den Club unermüdlich nach vorne. Die Mannschaft hatte zuvor gezeigt, dass sie nach jedem Rückschlag wieder aufsteht. Ähnlich hielten es die Fans in der Rückrunde. Mit jedem neuen Frusterlebnis wuchs die Unterstützung, zu groß waren auch die spielerischen Fortschritte, die die Mannschaft unter Coach Gertjan Verbeek gemacht hatte. Am Ende reichte es wieder nur zu einem Punkt. © Sportfoto Zink / DaMa

Am 16. Spieltag in Hannover sollte es endlich klappen. Mit einer Choreographie zeigten die Fans ihre Liebe zum FCN.
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Am 16. Spieltag in Hannover sollte es endlich klappen. Mit einer Choreographie zeigten die Fans ihre Liebe zum FCN. © Sportfoto Zink / DaMa

Und dann fand zum ersten Mal dieses Spruchband seinen Weg ins Stadion: "Ich bereue diese Liebe nicht" ist darauf zu lesen. Der Spruch selbst ist schon ein paar Jahre alt, aber im Winter 2013 erinnten sich die Fans an den Spruch und dessen Symbolkraft in schwieriger sportlicher Lage. Dazu gab es schon bald zwei Musikvideos im Internet, die kurz vor Weihnachten im Internet kursierten.
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Und dann fand zum ersten Mal dieses Spruchband seinen Weg ins Stadion: "Ich bereue diese Liebe nicht" ist darauf zu lesen. Der Spruch selbst ist schon ein paar Jahre alt, aber im Winter 2013 erinnten sich die Fans an den Spruch und dessen Symbolkraft in schwieriger sportlicher Lage. Dazu gab es schon bald zwei Musikvideos im Internet, die kurz vor Weihnachten im Internet kursierten. © Sportfoto Zink

Und für so viel Treue zum Verein schienen die Anhänger endlich auch belohnt zu werden. Drmic, Hlousek und Nilsson schossen zur Pause eine 3:0-Führung heraus.
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Und für so viel Treue zum Verein schienen die Anhänger endlich auch belohnt zu werden. Drmic, Hlousek und Nilsson schossen zur Pause eine 3:0-Führung heraus. © Sportfoto Zink / DaMa

Was folgte, war der Höhepunkt einer aus sportlicher Sicht desaströsen Hinrunde. Hannover glich unter gütiger Mithilfe des Schiedsrichtergespanns noch aus. Der Frust bei Per Nilsson und seinen Kollegen, er kannte keine Grenzen mehr.
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Was folgte, war der Höhepunkt einer aus sportlicher Sicht desaströsen Hinrunde. Hannover glich unter gütiger Mithilfe des Schiedsrichtergespanns noch aus. Der Frust bei Per Nilsson und seinen Kollegen, er kannte keine Grenzen mehr. © Sportfoto Zink/DaMa

Somit blieb nur noch ein Spiel, den so wichtigen ersten Sieg doch noch vor der Winterpause einzufahren. Der Gegner kurz vor Weihnachten hieß Schalke 04. Der FCN hatte auch die millionenschwere Truppe aus dem Ruhrpott im Griff, das Tor zum Sieg wollte aber einfach nicht fallen.
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Somit blieb nur noch ein Spiel, den so wichtigen ersten Sieg doch noch vor der Winterpause einzufahren. Der Gegner kurz vor Weihnachten hieß Schalke 04. Der FCN hatte auch die millionenschwere Truppe aus dem Ruhrpott im Griff, das Tor zum Sieg wollte aber einfach nicht fallen. © Zink / Dama

Doch wieder war zu beobachten, dass Mannschaft und Fans nach jeder vergebenen Chance einfach weitermachten, statt zu verzweifeln. Mannschaft und Fans sind in der Hinrunde auf bemerkenswerte Weise zusammengerückt, niemand gibt auf. Es könnte der größte Trumpf sein, den der FCN in der Rückrunde hat.
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Doch wieder war zu beobachten, dass Mannschaft und Fans nach jeder vergebenen Chance einfach weitermachten, statt zu verzweifeln. Mannschaft und Fans sind in der Hinrunde auf bemerkenswerte Weise zusammengerückt, niemand gibt auf. Es könnte der größte Trumpf sein, den der FCN in der Rückrunde hat. © Zink / Dama

Und in der Tat: Am 25. Januar fegte der FCN zum Rückrundenauftakt Hoffenheim mit 4:0 aus dem Stadion. Der Jubel über den ersten Saisonsieg war grenzenlos. Die Aufholjagd hatte begonnen und fand mit Siegen in Berlin, in Augsburg und gegen Braunschweig ihre Fortsetzung.
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Und in der Tat: Am 25. Januar fegte der FCN zum Rückrundenauftakt Hoffenheim mit 4:0 aus dem Stadion. Der Jubel über den ersten Saisonsieg war grenzenlos. Die Aufholjagd hatte begonnen und fand mit Siegen in Berlin, in Augsburg und gegen Braunschweig ihre Fortsetzung. © Sportfoto Zink / DaMa

Eine Woche später folgte ein 3:1-Auswärtssieg in Berlin - dramatische Schlussphase inklusive.
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Eine Woche später folgte ein 3:1-Auswärtssieg in Berlin - dramatische Schlussphase inklusive. © Sportfoto Zink / DaMa

Doch trotz des Aufschwungs blieben Hiobsbotschaften nicht aus. Mit Timothy Chandler und Daniel Ginczek verletzten sich beim 0:2 gegen die Bayern gleich zwei wichtige Spieler. Seitdem ist dem Club das Verletzungspech treu geblieben. In Augsburg siegte der FCN trotzdem - und grüßte danach die Patienten via T-Shirt.
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Doch trotz des Aufschwungs blieben Hiobsbotschaften nicht aus. Mit Timothy Chandler und Daniel Ginczek verletzten sich beim 0:2 gegen die Bayern gleich zwei wichtige Spieler. Seitdem ist dem Club das Verletzungspech treu geblieben. In Augsburg siegte der FCN trotzdem - und grüßte danach die Patienten via T-Shirt. © Sportfoto Zink / DaMa

Normalerweise pflegen Ultras und Vereine ein distanziertes Verhältnis. In Nürnberg ist das derzeit anders. Die Fanartikel der Ultras finden reißenden Absatz weit über die "Szene" hinaus, dazu gibt es viele kreative Aktionen der Fans. Der FCN selbst verkauft ebenfalls Schals, T-Shirts und Fahnen mit dem Slogan der Kampagne. In der Halbzeitpause der Partie gegen Braunschweig trat Rapper und Fan Max Carlo im Stadion auf - mit seiner Version von "Ich bereue diese Liebe nicht".
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Normalerweise pflegen Ultras und Vereine ein distanziertes Verhältnis. In Nürnberg ist das derzeit anders. Die Fanartikel der Ultras finden reißenden Absatz weit über die "Szene" hinaus, dazu gibt es viele kreative Aktionen der Fans. Der FCN selbst verkauft ebenfalls Schals, T-Shirts und Fahnen mit dem Slogan der Kampagne. In der Halbzeitpause der Partie gegen Braunschweig trat Rapper und Fan Max Carlo im Stadion auf - mit seiner Version von "Ich bereue diese Liebe nicht". © Sportfoto Zink / DaMa

Das Spiel selbst hält weitere emotionale Höhepunkte bereit. Früh dezimiert und in Rückstand geraten dreht der Club die Partie binnen zwei Minuten und verteidigt den Sieg dann mit Mann und Maus - und einem überragenden Raphael Schäfer, der zwei Elfmeter pariert. Dieses Spiel wird niemand so bald vergessen.
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Das Spiel selbst hält weitere emotionale Höhepunkte bereit. Früh dezimiert und in Rückstand geraten dreht der Club die Partie binnen zwei Minuten und verteidigt den Sieg dann mit Mann und Maus - und einem überragenden Raphael Schäfer, der zwei Elfmeter pariert. Dieses Spiel wird niemand so bald vergessen. © Sportfoto Zink / DaMa

In den kommenden Wochen soll auch in der Stadt soll die Liebe zum Club überall Ausdruck finden. Diese Bank an der Hallerwiese gibt darauf schon einen Vorgeschmack.
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In den kommenden Wochen soll auch in der Stadt soll die Liebe zum Club überall Ausdruck finden. Diese Bank an der Hallerwiese gibt darauf schon einen Vorgeschmack. © Jo Seuß

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