Bongoland: Das Absurde kriegt noch jeden klein

28.5.2015, 10:59 Uhr
Sören im Möwenkostüm: In einer von drei Geschichten muss sich der junge Mann damit auseinandersetzen, dass der Besitzer von "Bongoland" ihm den Freizeitpark überschreiben möchte.

© Jeff Chi Sören im Möwenkostüm: In einer von drei Geschichten muss sich der junge Mann damit auseinandersetzen, dass der Besitzer von "Bongoland" ihm den Freizeitpark überschreiben möchte.

Wer die klassische Heldengeschichte kennt, erlebt schlechte Zeiten. Drehbücher, Comics, Romane, alles nach dem immer gleichen Prinzip abgerissen. Dazu die immer gleichen Kniffe, um die Story voranzubringen. Das alles packt Jeff Chi in „Bongoland: Kohäsion“ an und zelebriert die ganze Schlichtheit dieser Kniffe.

Wenn der Geologe Parker im ersten von drei Teilen des Comics stets von verschiedenen Weggefährten mal in seiner Bestimmung als Geologe bestätigt oder abgelehnt wird, wenn er beim Showdown im Spiegellabyrinth von Bongoland in seiner Hosentasche einen Morgenstern findet, dann ist das großes Theater über das große Theater der anderen Geschichten dort draußen. Alles irgendwo in der Nähe von US-Anarcho-Cartoonkanal Adult Swim.

Begleiten die ersten Seiten den Geologen Parker, gebürtig in Neustadt an der Aisch und am Ende der Geschichte fest entschlossen, doch Bibliothekar zu werden, geht es in der zweiten Story um Sören, der als Möwe verkleidet das Maskottchen von Bongoland gibt. Natürlich will Freizeitparkbesitzer Carl lieber ihm als seinem unfähigen Sohn den Park überschreiben – klassischer Konflikt, den der gute Typ immer irgendwie für sich entscheidet. Hier angereichert durch eine vollautomatische Raketenfaust im Möwenkostüm.

Der 22-jährige Chi macht die Zeitsprünge vor allem durch seinen Stil deutlich. Jede Geschichte taucht so abrupt ab, wie sie zuvor auf den Seiten erschien. Besonders der mittlere Teil orientiert sich an den Farben und dem Druck von Comics, wie ihn etwa die Lustigen Taschenbücher Anfang der Neunziger nutzten.

Und während die Panels in den ersten beiden Stories noch lose umrandet sind, zeichnet sie ein scharfer Strich in der letzten Geschichte aus, wenn es um eine mittelalterliche Zukunft geht, in der eine Hinrichtung verhindert werden muss und in die Chi übrigens Oberteufel Piccolo aus Dragonball in einen Hintergrund geschubst hat. In dieser letzten Geschichte gibt es keine vertrauten Punkte mehr, die Welt hängt in ihren Angeln. Einzig die Klischees und Kniffe der Kulturschmieden der westlichen Welt bleiben vertraut.

In diesem Kurzweil fügt sich alles hier zu einem kleinen Ganzen, mit dem man sich wunderbar amüsieren kann. Finanziert durch Crowdfunding, hat Chi, der auch Comics zum Wochenendmagazin der Nürnberger Nachrichten beisteuert, hier einen liebenswerten Comic geschaffen, der in seiner ganzen Eigenart deutlich aus der aktuellen deutschen Comiclandschaft heraussticht. Locker und ohne Kompromisse. Helden gibt es hier nicht. Denn am Ende bleibt nur das Absurde. Und das kriegt in „Bongoland“ noch jeden klein.

Jeff Chi, Bongloand Kohäsion. 88 Seiten. Hardcover. Farbig. Mondo. 16 Euro.

 

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