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Flapsiger Ton, fetziger Hip-Hop: "Dumb Money" erzählt von einem haarsträubenden Börsenstück

3.11.2023, 14:58 Uhr
Nach einer wahnsinnig wahren Geschichte: Paul Dano in der Satire "Dumb Money".

© Leonine/dpa Nach einer wahnsinnig wahren Geschichte: Paul Dano in der Satire "Dumb Money".

Mit Katzen-T-Shirt und rotem Stirnband sitzt ein YouTuber mit dem Pseudonym "Roaring Kitty" (etwa "Brüllendes Kätzchen") am Computer. In einem Kellerraum nimmt der leicht nerdige Mittdreißiger und junge Familienvater Videos auf und erklärt seinen Fans, in welche Aktien er investiert. Sollte man diesem schrägen Vogel und seinen Anlagetipps wirklich vertrauen?

Die Finanzsatire "Dumb Money – Schnelles Geld" dreht sich um die abenteuerliche, auf wahren Ereignissen beruhende Geschichte des US- Amerikaners Keith Gill, der die Finanzwelt auf den Kopf stellte und Wall-Street-Millionäre zu Fall brachte.

Die Empfehlung des Hobby-YouTubers und Finanzanalysten: Kauft die Aktien des Videospielhändlers Gamestop. "Roaring Kitty"-Fans, eine regelrechte Armee von Kleinanlegern, die sich über Online-Dienste wie Reddit organisierten, setzten prompt auf die strauchelnde US-Ladenkette. Im Januar 2021 schoss die Gamestop-Aktie dann steil nach oben. Das wiederum brockte mächtigen Hedgefonds, die auf einen Kursverfall wetteten, Milliardenverluste ein. Die spektakuläre Achterbahnfahrt an der Börse sorgte weltweit für Schlagzeilen.

Spannend, kurzweilig, haarsträubend

Wer mit Finanzjargon wie "Meme Stock" oder "Shortseller" wenig anfangen kann oder drögen, sperrigen Stoff erwartet, der wird schnell eine Besseren belehrt. "Dumb Money - Schnelles Geld" ist eine spannende, kurzweilige und mitunter haarsträubende Finanzsatire, die von einem Star-Ensemble profitiert. Paul Dano, der zuletzt in Steven Spielbergs Coming-of-Age-Drama "Die Fabelmans" eine Hauptrolle spielte, wird nun zu "Roaring Kitty".

Der eher schüchtern wirkende Finanzanalyst ist ein Familienvater (Shailene Woodley spielt Ehefrau Caroline), der am liebsten joggen geht, wenn er nicht gerade live am Computer den Aktienmarkt kommentiert. Seine bescheidenen Ersparnisse setzt er auf eine Aktie: Gamestop. Seine Fans tun es ihm nach. Fast unfreiwillig wird Gill zum Anführer der vielen Hobbyanleger, die mit der Explosion der Aktie plötzlich reich werden. In einer Art "David gegen Goliath"-Kampf bieten sie den mächtigen Wall-Street-Bossen die Stirn.

Seth Rogen spielt den Hedgefonds-Manager Gabe Plotkin, mit Luxusvilla in Miami, der schwitzend zuschaut, wie seine Börsenspekulationen platzen. "Wie viel haben wir heute verloren", fragt seine Ehefrau. "Eine Milliarde", seine lapidare Antwort. Und gestern? – hakt die Gattin nach. "Eine Milliarde", sagt Gabe mit gesenktem Kopf und Weinglas in der Hand.

Doch die Gamestop-Saga ging weiter. In dem Wettstreit zwischen Hedgefonds und Hobbyaktionären zog der Online-Broker Robinhood die Reißleine und blockierte zeitweise weitere Aktien-Ankäufe in der App. Kleinanleger wurden ausgebremst, US-Politiker schalteten sich in den Finanzkonflikt ein. Am Ende mussten die Beteiligten in einer Kongressanhörung Rede und Antwort stehen.

Der australische Regisseur Craig Gillespie hat ein Faible für Filme nach wahren Begebenheiten: Mit Margot Robbie ("Barbie") drehte er 2017 das Eislauf-Drama "I, Tonya". Gillespie inszenierte auch die TV- Serie "Pam & Tommy" über die explosive Beziehung von "Baywatch"-Star Pamela Anderson und Rockmusiker Tommy Lee. Langeweile und tiefe Erklärkunst will der Regisseur in "Dumb Money - Schnelles Geld" um jeden Preis vermeiden.

Flapsiger Ton, schnelle Schnitte, dazu fetzige Hip-Hop-Musik und viele Sprünge zwischen den Protagonisten zeichnen das Comedy-Drama aus. Trockene Finanzvorgänge werden locker angerissen, mit bissigen Seitenhieben auf profitsüchtige, skrupellose Börsenspekulanten.


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