Kanadas musikalische Wurzeln liegen in der ganzen Welt

15.6.2012, 17:04 Uhr
Kanadas musikalische Wurzeln liegen in der ganzen Welt

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Was genau macht typisch kanadische Musik aus? So befragt, winden sich selbst Kenner der Thematik und richten die Blicke hilflos nach oben. „Ein Problem dabei ist: Man nimmt kanadische Künstler oft als US-amerikanische wahr“, sagt Andreas Radlmaier, Leiter des Projektbüros für Großveranstaltungen im Kulturreferat der Stadt Nürnberg.

Und außerdem ist die Szene des klassischen Zuwanderungslandes so vielfältig wie seine Bewohner, deren Wurzeln in der ganzen Welt liegen. Grund genug für das Organisations-Team des Bardentreffens rund um Karl-Heinz Fischer, die musikalische Bandbreite des nordamerikanischen Staates vorzustellen.

Zehn kanadische Bands, einige von ihnen naturgemäß französischsprachig, werden vom 27. bis 29. Juli auf den Open-Air-Bühnen in der Altstadt auftreten. Ein zusätzlicher Spielort ist zu den sieben bekannten dazu gekommen: der Kulturgarten des Künstlerhauses.

Dort ist auch die Nürnberger Band Wrongkong mit ihrem sehr tanzbaren Elektro-Pop zu hören. Frontfrau Cyrena Dunbar stammt aus dem kanadischen Calgary und lebt seit über zehn Jahren in Nürnberg. Ballett-Freunde kennen sie aus ihrer Zeit als Ensemblemitglied unter Daniela Kurz am Staatstheater.



Die Anreisekosten für Wrongkong halten sich somit in Grenzen, was für den Rest der Musiker allerdings nicht gilt, weswegen der Hauptsponsor, die Sparda Bank, das Budget für den Länderschwerpunkt aufstockte. Aus Toronto kommt zum Beispiel „Kobo Town“. Die Wurzeln der Formation liegen in der Karibik, ihr Sound ist eine Mischung aus Calypso und modernen Klängen. Den Freitag am Hauptmarkt werden „Yukon Blonde“ eröffnen, die laut Radlmaier „die Söhne von Neil Young“ sein könnten.

Country steht in Kanada hoch im Kurs. Davon inspiriert ist auch das Frauen-Duo „Madison Violet“, das auf luftig-poppigen Pfaden mit Folk-Einschlag wandelt. Für ein „Umsonst & Draußen“-Festival sicher genau das Richtige. Ganz andere Klänge gibt es von Socalled zu hören, der in diesem Jahr auch schon beim Fürther Klezmer-Festival zu Gast war. Der DJ mixt leichtfüßig jiddische Melodien mit HipHop.

Insgesamt werden bei dem Festival über 70 Bands und Musiker aus aller Welt zu Gast sein. Unter ihnen alte Haudegen wie der Hamburger Liedermacher und Gitarrist Stoppok, der gemeinsam mit Herwig Mitteregger („Spliff“) und Dany Dziuk kommt. Ebenfalls mit am Barden-Board: der 70-jährige Boubacar Traoré aus Mali, einer der bekanntesten Musiker Afrikas. Vom schwarzen Kontinent reist auch Habib Koité an, der ebenfalls in Mali wohnt und beim Bardentreffen mit Eric Bibb auf der Bühne steht, einem der wichtigsten amerikanischen Blues-Musiker.

Dass Völkerverständigung beim großen Nürnberger Freiluft-Spektakel groß geschrieben wird, beweist auch die Verpflichtung der „Dissidenten“, soeben vom Land Niedersachsen mit dem „Internationalen Friedensmusikpreis“ ausgezeichnet. Interessant dürfte auch das Projekt „Strom & Wasser feat. The Refugees“ werden: Die Bandmitglieder sind Musiker, die aus ihrer Heimat fliehen mussten.

Nachwuchs-Bühne

Natürlich hat das Festival, zu dem bei gutem Wetter wohl um die 200000 Besucher kommen werden, auch wieder Platz für den Nachwuchs. Und das hauptsächlich auf der MUZ-Bühne. Hier tummeln sich Musiker aus dem Großraum Nürnberg, etwa „The Grand Paradiso“, „Schleuse“ und „Sutcliffe“. Auch Wrongkong waren schon auf dem Spielort am Lorenzer Platz zu sehen.

So, und was ist nun traditionelle kanadische Musik? „Eine Mischung aus Irish Folk und französischen Chansons“, lautet ein Erklärungsansatz des Barden-Teams, das übrigens Rainer Pirzkall neu in seinen Reihen hat. Er gehört zur Band Carlos Reisch, die 2010 von der Stadt mit einem Kulturpreis-Stipendium ausgezeichnet wurde. Wer sich ein Bild von der Szene machen will, hat es denkbar einfach: Hingehen (Eintritt frei!), zuhören.

Alle Bands und Zeitplan auf www.bardentreffen.de das Programmheft ist ab Ende Juni erhältlich (3,50 Euro)

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