So begrüßt man in anderen Ländern das neue Jahr

29.12.2018, 12:15 Uhr
Ein typischer Silvesterbrauch in Italien ist die rote Unterwäsche: In der Neujahrsnacht getragen, soll sie Glück in der Liebe bringen. "Dieser Aberglaube gilt für Männer und Frauen gleichermaßen", erklärt Cristiana Guadalupi-Seifert, Vizepräsidentin der Dante Alighieri Gesellschaft Nürnberg. Wichtig: Der Tradition nach darf die Unterwäsche nicht selbst gekauft sein und sollte zu Silvester zum ersten Mal getragen werden. Ein weiterer Brauch ist die Linsensuppe mit Wurst um Mitternacht: Egal wie viel man im Verlauf des Abends geschlemmt hat, jeder sollte einen Teller lenticchie e cotechino essen, sagt Guadalupi-Seifert — denn die Linsen erinnern an Münzen und sollen einen Geldsegen fürs neue Jahr bringen.
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Untenrum rot in Italien

Ein typischer Silvesterbrauch in Italien ist die rote Unterwäsche: In der Neujahrsnacht getragen, soll sie Glück in der Liebe bringen. "Dieser Aberglaube gilt für Männer und Frauen gleichermaßen", erklärt Cristiana Guadalupi-Seifert, Vizepräsidentin der Dante Alighieri Gesellschaft Nürnberg. Wichtig: Der Tradition nach darf die Unterwäsche nicht selbst gekauft sein und sollte zu Silvester zum ersten Mal getragen werden. Ein weiterer Brauch ist die Linsensuppe mit Wurst um Mitternacht: Egal wie viel man im Verlauf des Abends geschlemmt hat, jeder sollte einen Teller lenticchie e cotechino essen, sagt Guadalupi-Seifert — denn die Linsen erinnern an Münzen und sollen einen Geldsegen fürs neue Jahr bringen. © colourbox.com

Statt roter trägt man in Venezuela gelbe Unterwäsche zum Neujahrswechsel – die Farbe stehe für Reichtum, erklärt Ursula Pascual, Präsidentin des Centro Cultural Latinoamericano Alemán de Mittelfranken (CECLAM). Außerdem solle man dem Brauch nach an Silvester mit einem leeren Koffer auf die Straße gehen, wenn man im nächsten Jahr verreisen wolle. Eine besondere Tradition, die die Präsidentin von ihren venezolanischen Mitgliedern kennt, ist die Quema de Judas – die Judasverbrennung. "Dafür werden Puppen hergestellt, oft so groß wie Menschen oder noch größer, die zum Beispiel unbeliebte Politiker darstellen und diese Puppen werden dann verbrannt", erklärt sie. In anderen Ländern sei dieser Brauch vor allem zu Ostern verbreitet, in Venezuela ist es eine Silvestertradition.
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Brennende Puppen in Venezuela

Statt roter trägt man in Venezuela gelbe Unterwäsche zum Neujahrswechsel – die Farbe stehe für Reichtum, erklärt Ursula Pascual, Präsidentin des Centro Cultural Latinoamericano Alemán de Mittelfranken (CECLAM). Außerdem solle man dem Brauch nach an Silvester mit einem leeren Koffer auf die Straße gehen, wenn man im nächsten Jahr verreisen wolle. Eine besondere Tradition, die die Präsidentin von ihren venezolanischen Mitgliedern kennt, ist die Quema de Judas – die Judasverbrennung. "Dafür werden Puppen hergestellt, oft so groß wie Menschen oder noch größer, die zum Beispiel unbeliebte Politiker darstellen und diese Puppen werden dann verbrannt", erklärt sie. In anderen Ländern sei dieser Brauch vor allem zu Ostern verbreitet, in Venezuela ist es eine Silvestertradition. © dpa / Santi Donaire

In Russland schauen an Silvester alle Augen auf den Roten Platz in Moskau. Genauer auf den Spasski-Turm des Kremls. Irina Fixel, Vorsitzende des Russisch-Deutschen Kulturzentrums in Nürnberg, erklärt: "Wenn die Turmuhr um Mitternacht zu schlagen beginnt, soll man einen Wunsch auf ein Stück Papier schreiben, es schnell anzünden, die Asche in ein Glas Sekt werfen und das dann austrinken. Schafft man das, bis der letzte Glockenschlag verklungen ist, soll der Wunsch angeblich in Erfüllung gehen." Laut Fixel die wichtigste russische Silvester-Tradition — die Glockenschläge am Kreml würden deshalb auf allen Fernsehsendern übertragen. Praktisch: Bei elf Zeitzonen kann man sein Glück im Zweifelsfall anderswo nochmal versuchen.
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Russen trinken Wünsche

In Russland schauen an Silvester alle Augen auf den Roten Platz in Moskau. Genauer auf den Spasski-Turm des Kremls. Irina Fixel, Vorsitzende des Russisch-Deutschen Kulturzentrums in Nürnberg, erklärt: "Wenn die Turmuhr um Mitternacht zu schlagen beginnt, soll man einen Wunsch auf ein Stück Papier schreiben, es schnell anzünden, die Asche in ein Glas Sekt werfen und das dann austrinken. Schafft man das, bis der letzte Glockenschlag verklungen ist, soll der Wunsch angeblich in Erfüllung gehen." Laut Fixel die wichtigste russische Silvester-Tradition — die Glockenschläge am Kreml würden deshalb auf allen Fernsehsendern übertragen. Praktisch: Bei elf Zeitzonen kann man sein Glück im Zweifelsfall anderswo nochmal versuchen. © AFP / MLADEN ANTONOV

In Griechenland feiert man nicht nur den Jahreswechsel, sondern am 1. Januar auch den Namenstag des Heiligen Vasili der orthodoxen Kirche. "Deshalb essen wir an Silvester die Vasilopita, einen runden Kuchen, in den eine Münze eingebacken wird. Jeder isst ein Stück vom Kuchen und wer das mit der Münze erwischt, soll im nächsten Jahr Glück haben", erklärt Amalia Makatsori von der Deutsch-Griechischen Gesellschaft Mitterfranken. In manchen Regionen werfe man auch einen Granatapfel vor die Tür, sagt sie – auch das solle Glück fürs neue Jahr bringen. Und: Wer am Neujahrstag zum ersten Mal durch die Tür tritt, solle das aus dem gleichen Grund am besten mit dem rechten Fuß tun, sagt Makatsori.
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Granatäpfel werfen in Griechenland

In Griechenland feiert man nicht nur den Jahreswechsel, sondern am 1. Januar auch den Namenstag des Heiligen Vasili der orthodoxen Kirche. "Deshalb essen wir an Silvester die Vasilopita, einen runden Kuchen, in den eine Münze eingebacken wird. Jeder isst ein Stück vom Kuchen und wer das mit der Münze erwischt, soll im nächsten Jahr Glück haben", erklärt Amalia Makatsori von der Deutsch-Griechischen Gesellschaft Mitterfranken. In manchen Regionen werfe man auch einen Granatapfel vor die Tür, sagt sie – auch das solle Glück fürs neue Jahr bringen. Und: Wer am Neujahrstag zum ersten Mal durch die Tür tritt, solle das aus dem gleichen Grund am besten mit dem rechten Fuß tun, sagt Makatsori. © colourbox.com

Auch in Spanien spielen die zwölf Glockenschläge zu Mitternacht eine besondere Rolle: Bei jedem Schlag isst man eine Weintraube, erklärt Antonio Fernandez, Vorsitzender des Centro Español Nürnberg. "Im ganzen Land sieht man Leute auf den Plätzen versammelt, jeder mit seinen zwölf Trauben." Auf der Puerta del Sol in Madrid zum Beispiel, einem der bekanntesten Plätze Spaniens, versammelten sich jedes Jahr Tausende für diese Tradition, sagt Fernandez. "Jede Traube steht für einen Neujahrswunsch." Gegessen werde traditionell mit der Familie, aber anschließend gingen die Generationen ihrer Wege. "Silvester ist eine Nacht, die man mit Freunden verbringt", sagt Fernandez
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Spanische Trauben helfen

Auch in Spanien spielen die zwölf Glockenschläge zu Mitternacht eine besondere Rolle: Bei jedem Schlag isst man eine Weintraube, erklärt Antonio Fernandez, Vorsitzender des Centro Español Nürnberg. "Im ganzen Land sieht man Leute auf den Plätzen versammelt, jeder mit seinen zwölf Trauben." Auf der Puerta del Sol in Madrid zum Beispiel, einem der bekanntesten Plätze Spaniens, versammelten sich jedes Jahr Tausende für diese Tradition, sagt Fernandez. "Jede Traube steht für einen Neujahrswunsch." Gegessen werde traditionell mit der Familie, aber anschließend gingen die Generationen ihrer Wege. "Silvester ist eine Nacht, die man mit Freunden verbringt", sagt Fernandez © dpa/Christin Klose

"Indien ist ein ganzer Subkontinent. Was für den Norden gilt, muss noch lange nicht für den Süden gelten", erklärt Sundaram Ayar, Ehrenvorsitzender der Deutsch-Indischen Gesellschaft Nürnberg. Regionale Unterschiede gibt es natürlich überall — doch in einem Land wie Indien sind sie besonders groß. Teilweise wird auch das westliche Silvester am 31. Dezember mit Feuerwerk und Partys gefeiert. Im tamilisch geprägten Süden werde dagegen das Erntedankfest Pongal als Jahresbeginn gefeiert, so Ayar. Pongal bedeutet wörtlich "überkochen" — und genauso heißt auch das Gericht aus Milch und Reis, das für diesen Tag zubereitet wird. "Wenn es hochkommt, feiern wir das als freudiges Ereignis."
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Milch und Reis in Indien

"Indien ist ein ganzer Subkontinent. Was für den Norden gilt, muss noch lange nicht für den Süden gelten", erklärt Sundaram Ayar, Ehrenvorsitzender der Deutsch-Indischen Gesellschaft Nürnberg. Regionale Unterschiede gibt es natürlich überall — doch in einem Land wie Indien sind sie besonders groß. Teilweise wird auch das westliche Silvester am 31. Dezember mit Feuerwerk und Partys gefeiert. Im tamilisch geprägten Süden werde dagegen das Erntedankfest Pongal als Jahresbeginn gefeiert, so Ayar. Pongal bedeutet wörtlich "überkochen" — und genauso heißt auch das Gericht aus Milch und Reis, das für diesen Tag zubereitet wird. "Wenn es hochkommt, feiern wir das als freudiges Ereignis." © AFP / INDRANIL MUKHERJEE

In Frankreich dreht sich alles ums Essen – sagt Gwenaëlle Hamon-Chevallier, Vorsitzende des Deutsch-Französischen Clubs Nürnberg. Silvesterbräuche wie ein eigenes Feuerwerk oder Bleigeißen gebe es in Frankreich nicht. "Dafür wird einfach sehr ausgedehnt und gut gegessen." Klassischerweise kommen dann besondere Speisen auf den Tisch, zum Beispiel Austern. "Wir ziehen das Essen richtig in die Länge, meistens sind wir um Mitternacht noch gar nicht fertig", sagt die Vorsitzende. Und besonders wichtig: Champagner. Typisch sei außerdem, als letztes vor dem Schlafengehen Zwiebelsuppe zu essen, die sei gut für die Verdauung, und werde daher nach dem ausgedehnten Silvester-Mahl in vielen französischen Familien am frühen Morgen gereicht.
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Mehr Essen nach dem Essen in Frankreich

In Frankreich dreht sich alles ums Essen – sagt Gwenaëlle Hamon-Chevallier, Vorsitzende des Deutsch-Französischen Clubs Nürnberg. Silvesterbräuche wie ein eigenes Feuerwerk oder Bleigeißen gebe es in Frankreich nicht. "Dafür wird einfach sehr ausgedehnt und gut gegessen." Klassischerweise kommen dann besondere Speisen auf den Tisch, zum Beispiel Austern. "Wir ziehen das Essen richtig in die Länge, meistens sind wir um Mitternacht noch gar nicht fertig", sagt die Vorsitzende. Und besonders wichtig: Champagner. Typisch sei außerdem, als letztes vor dem Schlafengehen Zwiebelsuppe zu essen, die sei gut für die Verdauung, und werde daher nach dem ausgedehnten Silvester-Mahl in vielen französischen Familien am frühen Morgen gereicht. © dpa / Jean-Christophe Bott

In Vietnam wird zweimal Silvester gefeiert, sagt Tang Loc Nguyen, Vorsitzender der Buddhistisch-Vietnamesischen Gemeinde Nürnberg: einmal das westliche, am 31. Dezember, und dann das vietnamesische Neujahrsfest. Tet, oder das "Fest des ersten Tages", wie der Feiertag übersetzt heißt, wird im Jahr 2019 am 5. Februar gefeiert. Gefeiert wird mit der ganzen Familie, sagt Nguyen. Man trägt neue Kleidung und die Kinder bekommen ein kleines Geldgeschenk, "das soll ihnen helfen, im neuen Jahr zu sparen".  Gegessen wird in Vietnam zum Jahreswechsel traditionell ein Gericht aus Klebreis mit Mungobohnen, das je nach Region quadratisch oder zylinderförmig in Bananenblätter eingewickelt ist, erklärt Nguyen. "Die Form ist ein Symbol für die Erde, auf und mit der wir leben", sagt er. Mit der Speise bedankt man sich für ein gutes, also erntereiches Jahr, das hinter einem liegt.
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Quadratische Speisen in Vietnam

In Vietnam wird zweimal Silvester gefeiert, sagt Tang Loc Nguyen, Vorsitzender der Buddhistisch-Vietnamesischen Gemeinde Nürnberg: einmal das westliche, am 31. Dezember, und dann das vietnamesische Neujahrsfest. Tet, oder das "Fest des ersten Tages", wie der Feiertag übersetzt heißt, wird im Jahr 2019 am 5. Februar gefeiert. Gefeiert wird mit der ganzen Familie, sagt Nguyen. Man trägt neue Kleidung und die Kinder bekommen ein kleines Geldgeschenk, "das soll ihnen helfen, im neuen Jahr zu sparen". Gegessen wird in Vietnam zum Jahreswechsel traditionell ein Gericht aus Klebreis mit Mungobohnen, das je nach Region quadratisch oder zylinderförmig in Bananenblätter eingewickelt ist, erklärt Nguyen. "Die Form ist ein Symbol für die Erde, auf und mit der wir leben", sagt er. Mit der Speise bedankt man sich für ein gutes, also erntereiches Jahr, das hinter einem liegt. © AFP / HOANG DINH NAM

Möglichst laut am Abend, besinnlich und ruhig am Morgen: So wird der Jahreswechsel in Kroatien gefeiert, heißt es vom Kroatischen Kulturverein Tin Ujevic in Nürnberg. "Das alte Jahr wird mit möglichst viel Krach verjagt." So ziehe man zum Beispiel mit Ratschen von Haus und zu Haus oder schlage in Kochtöpfe, um alles Negative zu verscheuchen. Ganz anders dagegen der 1. Januar: Man gehe in die Kirche, halte Zuhause alles schön ordentlich und sauber. "Denn so wie der erste Tag ist, so wird das ganze Jahr, sagt man", so der Verein.
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Radau und Ruhe in Kroatien

Möglichst laut am Abend, besinnlich und ruhig am Morgen: So wird der Jahreswechsel in Kroatien gefeiert, heißt es vom Kroatischen Kulturverein Tin Ujevic in Nürnberg. "Das alte Jahr wird mit möglichst viel Krach verjagt." So ziehe man zum Beispiel mit Ratschen von Haus und zu Haus oder schlage in Kochtöpfe, um alles Negative zu verscheuchen. Ganz anders dagegen der 1. Januar: Man gehe in die Kirche, halte Zuhause alles schön ordentlich und sauber. "Denn so wie der erste Tag ist, so wird das ganze Jahr, sagt man", so der Verein. © AFP / STRINGER

In Finnland gab es zu Silvester eine langjährige Tradition, die den meisten Deutschen bekannt vorkommen dürfte: das Zinngießen. Dazu hat man Zinnstücke benutzt, meistens in der Form eines Hufeisens, erklärt Mari Koskela, Vorsitzende der Deutsch-Finnischen-Gesellschaft Nürnberg. In einer Schöpfkelle wurden die Stücke erhitzt und dann mit einer schnellen Bewegung in einen Eimer mit kalten Wasser gekippt. Hier wurde allerdings nicht nur die entstandene Form interpretiert, sondern auch die Beschaffenheit der Oberfläche oder sogar der Schatten. "Hat die Oberfläche schwarze Punkte, verspricht es nichts Gutes", erklärt Koskela ein Beispiel. Kleine Blasen dagegen stünden für Geldsegen. Dass der Verkauf der Zinnstücke in diesem Jahr verboten wurde, hält die Finnen nicht von ihrer Tradition ab. "Als alternatives Material zum Gießen kann man zum Beispiel Bienenwachs nehmen", so Koskela.
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Tradition mit Hindernissen in Finnland

In Finnland gab es zu Silvester eine langjährige Tradition, die den meisten Deutschen bekannt vorkommen dürfte: das Zinngießen. Dazu hat man Zinnstücke benutzt, meistens in der Form eines Hufeisens, erklärt Mari Koskela, Vorsitzende der Deutsch-Finnischen-Gesellschaft Nürnberg. In einer Schöpfkelle wurden die Stücke erhitzt und dann mit einer schnellen Bewegung in einen Eimer mit kalten Wasser gekippt. Hier wurde allerdings nicht nur die entstandene Form interpretiert, sondern auch die Beschaffenheit der Oberfläche oder sogar der Schatten. "Hat die Oberfläche schwarze Punkte, verspricht es nichts Gutes", erklärt Koskela ein Beispiel. Kleine Blasen dagegen stünden für Geldsegen. Dass der Verkauf der Zinnstücke in diesem Jahr verboten wurde, hält die Finnen nicht von ihrer Tradition ab. "Als alternatives Material zum Gießen kann man zum Beispiel Bienenwachs nehmen", so Koskela. © dpa / Peter Steffen

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