Tatort "Böser Boden": Mit Zombies gegen das Fracking

26.11.2017, 15:11 Uhr
Tatort

© NDR/Christine Schroeder

Erst das Horrorhaus in Frankfurt, jetzt Zombies in Hamburg: Die Sonntagabend-Krimiunterhaltung mutiert zum Gruselkabinett. Schon klar, man will experimentell und innovativ sein, die Genres mischen, die Sehgewohnheiten durchbrechen. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden. Nullachtfünfzehn-Krimis laufen schließlich genug im deutschen Fernsehen. Aber die Invasion der Zombies ist in dem aktuellen Fall ebenso überflüssig wie albern.

Doch der Reihe nach: Ein iranischer Ingenieur, der als Fahrer für ein Erdgasunternehmen auf dem niedersächsischen Land arbeitet, wird ermordet. Eine fremdenfeindliche Tat? Oder hat sie etwas mit den umstrittenen Frackingmethoden des Unternehmens zu tun, in dessen Diensten der Tote stand? Die ländliche Bevölkerung jedenfalls hasst die Firma, glaubt, sie verseucht die Böden und die Menschen. Die sehen mit ihren ekligen Ausschlägen und blutunterlaufenen Augen bereits aus, wie dem Gruselkabinett entsprungen. Und benehmen sich auch so. Die Maskenbildner (Amal Boulos, Brigitta Lüdge) haben für diese Horrorshow ganze Arbeit geleistet.

Die Kommissare Thorsten Falk (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) nehmen die Ermittlungen auf — im Spannungsfeld von radikalen Ökos und rücksichtslosen Ökonomen. Und sehen die Sache grundverschieden: Während Falk über die "Öko-Nazis" lästert, die so gruselig aussehen, weil sie "den ganzen Tag nur Hirse fressen", ist Grosz sicher: "Die Menschen sind befallen". Ganz real oder nur von ihrer bodenlosen Angst?

Mit den Gefahren des Frackings, also der Erdgasgewinnung, bei der Chemikalien in tiefste Gesteinsschichten gepresst werden, greift der Film "Böser Boden" ein wichtiges und aktuelles Thema auf. Vor einem realen Hintergrund: In zwei Gemeinden im Kreis Rotenburg (Wümme) sind auffällige Krebs-Erkrankungshäufungen festzustellen, die sich auf das Fracking zurückführen lassen. Die Folgen sind bedrohlich für Mensch und Natur. Um das zu begreifen, hätte es aber einfach auch ein gut erzählter Film getan — der "Böser Boden" durchaus ist — ohne die verspätete Halloween-Optik.

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