Deutsche Opfer bei Attentat auf Touristenhotel in Tunesien

27.6.2015, 10:18 Uhr
Deutsche Opfer bei Attentat auf Touristenhotel in Tunesien

© dpa

+++ Anschlag auf ein Hotel in der Touristenstadt Sousse: Mindestens 39 Menschen im Kugelhagel getötet - unter den Opfern sollen Deutsche sein

+++ Brutaler Mord erschüttert Frankreich: Mann wird in der Nähe von Lyon enthauptet

+++In Kuwait-Stadt hat sich ein Selbstmord-Attentäter während des Freitagsgebets in der Imam-Sadik-Moschee in die Luft gesprengt

Am Dienstag nächster Woche jährt sich zum ersten Mal, dass die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) das Kalifat ausgerufen hat. Die Gruppe forderte auch dazu auf, während des laufenden Fastenmonats Ramadan Attentate auf „Feinde“ des Islams zu verüben.

Der US-Terrorismusexperte Bruce Riedel sprach in der „New York Times“ von einer „Welle von Angriffen über drei Kontinente hinweg“. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mahnte zu einem entschlossenen Kampf gegen den internationalen Terrorismus. „Die Meldungen machen uns allen noch einmal klar, vor welchen großen Herausforderungen wir stehen, wenn es um den Kampf gegen Terrorismus und islamistischen Terrorismus geht.“ Ebenso wie die Kanzlerin sprach auch Bundespräsident Joachim Gauck den Tunesiern sein Beileid aus.

Anschlag geht auf Konto von zwei Terroristen

Der Angriff auf das Hotel «Imperial Marhaba» in Sousse - 120 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Tunis - geht nach Essids Angaben auf das Konto eines tunesischen Studenten. Er wurde von Sicherheitskräften getötet. Nach Angaben von Augenzeugen begann der Überfall am belebten Strand. Dort lagen auch nach Stunden noch Leichen von Urlaubern, von Handtüchern bedeckt.

In einer nicht verifizierbaren Twitter-Mitteilung übernahmen Unterstützer der IS-Terrormiliz die Verantwortung für den Anschlag. Ein «Soldat des Kalifats» habe den «abscheulichen Hort der Prostitution, des Lasters und des Unglaubens» angegriffen, hieß es.

Der nationale Sicherheitsrat Tunesiens beschloss bei einer nächtlichen Sitzung Maßnahmen im Kampf gegen den Terrorismus. Unter anderem sollen innerhalb einer Woche bis zu 80 Moscheen geschlossen werden, in denen weiterhin «Gift zum Terrorismus» verbreitet werde. Daneben sollten verdächtige Parteien oder Vereine überprüft und eventuell aufgelöst werden. «Wir mögen den einen Kampf gewinnen und den anderen Kampf verlieren, aber unser Ziel ist es, den Krieg zu gewinnen», sagte Essid. Der Kampf gegen den Terrorismus sei nun eine nationale Aufgabe.

Deutsche unter den Opfern

Unter den Opfern des blutigen Terroranschlags im tunesischen Badeort Sousse mit mindestens 39 Toten sind nach offiziellen Angaben auch Deutsche - die Zahl ist aber weiter unklar.

Wieviele Deutsche unter den Toten sind, ist bisher noch unklar.

Wieviele Deutsche unter den Toten sind, ist bisher noch unklar. © dpa

Regierungschef Habib Essid bestätigte am frühen Samstagmorgen, dass es deutsche Opfer gebe, nannte aber keine Zahl. Unter den Toten seien auch Briten, Belgier und Franzosen. 30 Menschen wurden verletzt. Zu dem mutmaßlich islamistisch motivierten Angriff auf ein Strandhotel am Mittelmeer bekannten sich in der Nacht zum Samstag Unterstützer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die Regierung in Tunis kündigte einen entschlossenen Kampf gegen den Terrorismus an.

Nach Angaben des Sprechers eines deutschen Konsularteams vor Ort kann es noch einige Zeit dauern, bis klar ist, ob und wie viele Deutsche ums Leben kamen. Der Reisekonzern Tui berichtete von aktuell etwa 260 deutschen Urlaubern in Sousse.  Erst im März wurden bei einem Überfall von Islamisten auf ein Museum in Tunis mehr als 20 Menschen getötet.

Mann in der Nähe von Lyon enthauptet

Knapp ein halbes Jahr nach den Mordanschlägen von Paris wurde Frankreich erneut von einem islamistischen Attentat erschüttert. Nach dem Überfall auf ein Werk für Industriegase, in der Nähe von Lyon, war die Leiche eines enthaupteten Mannes entdeckt worden. Auf dem Körper des Opfers wurden arabische Schriftzeichen entdeckt. Sein Kopf steckte auf einem Zaun, der die Fabrik in der Gemeinde Saint-Quentin-Fallavier umgibt.

In der Nähe waren nach Angaben von Augenzeugen zwei schwarze Islamistenflaggen zu sehen. Es gab auch zwei Verletzte. Am Tatort wurde der 35-jährige Yassin S. überwältigt, der wegen radikaler Tendenzen schon 2006 aufgefallen war. Nach Medienberichten gab es weitere Festnahmen, darunter auch die Ehefrau des Verdächtigen. Das Opfer soll sein Chef gewesen sein, den er getötet und enthauptet haben soll, bevor er sich auf den Weg zu der Fabrik machte. Ziel war möglicherweise, das Werk in die Luft zu jagen. Frankreichs Präsident François Hollande appellierte an seine Landsleute, trotz der neuen Terrorattacke zusammenzustehen.

Anschlag auf Moschee in Kuweit

In Kuwait-Stadt sprengte sich nach Angaben der offiziellen Nachrichtenagentur Kuna ein Selbstmord-Attentäter während des Freitagsgebets in der Imam-Sadik-Moschee in die Luft. Neben den fast 30 Toten wurden auch mindestens 200 Gläubige verletzt. Im Internet kursierte eine Mitteilung, in der der IS die Verantwortung übernahm.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte in einer Reaktion auf die drei Anschläge, die Verantwortlichen für diese „entsetzlichen Taten“ zur Rechenschaft zu ziehen. Auf die Sicherheitsmaßnahmen in Deutschland hatten die Anschläge zunächst keine Auswirkungen. Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums sagte den Medien: „Im Moment ist es nicht seriös, irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen.“

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