Ein Leben für die Freiheit: Der Liedermacher Wolf Biermann wird 75

12.11.2011, 17:14 Uhr
Der Liedermacher und Lyriker Wolf Biermann feiert am 15. November seinen 75. Geburtstag. Biermann wurde 1936 als Sohn eines jüdischen Hamburger Werftarbeiters geboren, der 1943 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet wurde. Als 17-Jähriger siedelte Biermann 1953 in die DDR über und begann ein Studium an der Humboldt-Universität in Berlin.
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Erste Jahre

Der Liedermacher und Lyriker Wolf Biermann feiert am 15. November seinen 75. Geburtstag. Biermann wurde 1936 als Sohn eines jüdischen Hamburger Werftarbeiters geboren, der 1943 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet wurde. Als 17-Jähriger siedelte Biermann 1953 in die DDR über und begann ein Studium an der Humboldt-Universität in Berlin. © dpa/Peter Endig

Doch trotz einer erfolgreich abgelegten Diplomarbeit erhielt er von der Universität im Jahr 1963 kein Diplom. Biermann stand Anfang der 60er Jahre schon unter genauer Beobachtung der SED und der Stasi. Die Staatsmacht der DDR verhinderte die Uraufführung seines Stückes "Berliner Brautgang", das den Mauerbau thematisierte und ließ ein von Biermann gegründetes Theater in Berlin schließen.
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Gegen die Macht des Staates

Doch trotz einer erfolgreich abgelegten Diplomarbeit erhielt er von der Universität im Jahr 1963 kein Diplom. Biermann stand Anfang der 60er Jahre schon unter genauer Beobachtung der SED und der Stasi. Die Staatsmacht der DDR verhinderte die Uraufführung seines Stückes "Berliner Brautgang", das den Mauerbau thematisierte und ließ ein von Biermann gegründetes Theater in Berlin schließen. © WDR

Der aus Hamburg stammende Liedermacher trat 1964 zum ersten Mal in der Bundesrepublik auf. Nachdem Biermann 1965 seinen Gedichtband "Die Drahtharfe" in einem westdeutschen Verlag veröffentlicht hatte, beschäftigte sich das Zentralkomitee der SED mit der "Causa Biermann" und verhängte ein Auftrittsverbot. Die Parteioberen untersagten ihm auch jegliche Publikation seiner Werke in der DDR. Doch damit nicht genug: Die Stasi plante eine systematische "Zersetzung" seiner Person.
 Im Bild tritt Biermann 1976 in Köln auf Einladung der IG-Metall auf.
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Mit aller Härte

Der aus Hamburg stammende Liedermacher trat 1964 zum ersten Mal in der Bundesrepublik auf. Nachdem Biermann 1965 seinen Gedichtband "Die Drahtharfe" in einem westdeutschen Verlag veröffentlicht hatte, beschäftigte sich das Zentralkomitee der SED mit der "Causa Biermann" und verhängte ein Auftrittsverbot. Die Parteioberen untersagten ihm auch jegliche Publikation seiner Werke in der DDR. Doch damit nicht genug: Die Stasi plante eine systematische "Zersetzung" seiner Person.

Im Bild tritt Biermann 1976 in Köln auf Einladung der IG-Metall auf. © dpa

Der Ostberliner Wolf Biermann gibt am 13. November 1976 in der fast ausverkauften Kölner Sporthalle sein erstes Konzert auf einer bundesdeutschen Bühne seit Ostern 1965. Er hatte in den 1960er Jahren auf weitere Publikationen seiner Lieder im Westen verzichtet und hoffte noch auf LP-Veröffentlichungen in der DDR. Doch 1968 setzte er ein Zeichen und brachte eine Schallplatte heraus, die er in seiner Wohnung aufgenommen hatte. In der Bundesrepublik erhielt er dafür den Theodor-Fontane-Preis des Landes Berlin.
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Zwischen kritischer Solidarität und Distanz

Der Ostberliner Wolf Biermann gibt am 13. November 1976 in der fast ausverkauften Kölner Sporthalle sein erstes Konzert auf einer bundesdeutschen Bühne seit Ostern 1965. Er hatte in den 1960er Jahren auf weitere Publikationen seiner Lieder im Westen verzichtet und hoffte noch auf LP-Veröffentlichungen in der DDR. Doch 1968 setzte er ein Zeichen und brachte eine Schallplatte heraus, die er in seiner Wohnung aufgenommen hatte. In der Bundesrepublik erhielt er dafür den Theodor-Fontane-Preis des Landes Berlin. © Wilhelm Bertram/dpa

Im Anschluss an das Konzert in Köln, in dem Biermann die DDR kritisiert hatte, bürgerte ihn die SED  wegen "grober Verletzung der staatsbürgerlichen Pflichten" am 16. November 1976 aus. Daraufhin zeigte die ARD die vollständige Aufzeichnung des Kölner Konzertes und erreichte damit auch die DDR-Bürger, die teils zum ersten Mal Biermanns kritische Texte hörten. Mit der Ausbürgerung wurde Biermann gleichzeitig das Aufenthaltsrecht in der DDR entzogen.
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Ausbürgerung

Im Anschluss an das Konzert in Köln, in dem Biermann die DDR kritisiert hatte, bürgerte ihn die SED wegen "grober Verletzung der staatsbürgerlichen Pflichten" am 16. November 1976 aus. Daraufhin zeigte die ARD die vollständige Aufzeichnung des Kölner Konzertes und erreichte damit auch die DDR-Bürger, die teils zum ersten Mal Biermanns kritische Texte hörten.
Mit der Ausbürgerung wurde Biermann gleichzeitig das Aufenthaltsrecht in der DDR entzogen. © oh

Für viele Künstler und Regimekritiker in der DDR bedeutete die Ausbürgerung eine Verschiebung ihrer Wahrnehmung des Regimes. Wo vorher noch Kritik geübt wurde, distanzierte sich nun ein großer Teil radikal von der Staatsmacht.
 Biermann zeigte Solidarität mit den Dissidenten in der CSSR: im überfüllten Saal des Frankfurter Gewerkschaftshauses trat  Biermann neben Rudi Dutschke, Jiri Pelikan, dem früheren Direktor des Prager Rundfunks, und Adam Mischnik, dem ehemaligen Sprecher der polnischen Studenten, auf (von links).
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Gelebte Solidarität

Für viele Künstler und Regimekritiker in der DDR bedeutete die Ausbürgerung eine Verschiebung ihrer Wahrnehmung des Regimes. Wo vorher noch Kritik geübt wurde, distanzierte sich nun ein großer Teil radikal von der Staatsmacht.

Biermann zeigte Solidarität mit den Dissidenten in der CSSR: im überfüllten Saal des Frankfurter Gewerkschaftshauses trat Biermann neben Rudi Dutschke, Jiri Pelikan, dem früheren Direktor des Prager Rundfunks, und Adam Mischnik, dem ehemaligen Sprecher der polnischen Studenten, auf (von links). © oh

Als direkte Reaktion auf die Ausbürgerung Biermanns veröffentlichten Autoren, Schauspieler und Künstler einen Appell, in dem sie die Rücknahme der Ausbürgerung forderten. Die DDR-Führung blieb hart und zwang zahlreiche Unterzeichner indirekt ins Exil, darunter auch die Schauspieler Manfred Krug und Katharina Thalbach. Krugs Filme wurden nicht mehr gezeigt, auch Auftritte verboten die DDR-Institutionen.
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Reaktionen auf die Ausbürgerung

Als direkte Reaktion auf die Ausbürgerung Biermanns veröffentlichten Autoren, Schauspieler und Künstler einen Appell, in dem sie die Rücknahme der Ausbürgerung forderten. Die DDR-Führung blieb hart und zwang zahlreiche Unterzeichner indirekt ins Exil, darunter auch die Schauspieler Manfred Krug und Katharina Thalbach. Krugs Filme wurden nicht mehr gezeigt, auch Auftritte verboten die DDR-Institutionen. © CBS

Der Liedermacher setzte seine Karriere im Westen fort und kritisierte in seinen Liedern immer wieder die DDR-Führung.  Erst nach dem Fall der Berliner Mauer, 13 Jahre nach seiner Ausbürgerung, trat Biermann am 1. Dezember 1989 wieder in Ostdeutschland auf. Sein Konzert in Leipzig übertrug sowohl das westdeutsche als auch das DDR-Fernsehen live. 
 Im Bild sieht man Biermann bei einem Auftritt auf dem Nürnberger Bardentreffen im Jahr 1986.
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Wolf Biermann auf dem Bardentreffen 1986

Der Liedermacher setzte seine Karriere im Westen fort und kritisierte in seinen Liedern immer wieder die DDR-Führung. Erst nach dem Fall der Berliner Mauer, 13 Jahre nach seiner Ausbürgerung, trat Biermann am 1. Dezember 1989 wieder in Ostdeutschland auf. Sein Konzert in Leipzig übertrug sowohl das westdeutsche als auch das DDR-Fernsehen live.

Im Bild sieht man Biermann bei einem Auftritt auf dem Nürnberger Bardentreffen im Jahr 1986. © Michael Matejka.

Das Archivfoto vom 24. März 1998 zeigt den Liedermacher Wolf Biermann (links) zusammen mit dem Schriftsteller  und DDR-Oppositionellen Jürgen Fuchs. Fuchs war nach der Ausbürgerung seines Freundes Wolf Biermann verhaftet worden und saß bis 1977 im Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen.
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Nach 1989

Das Archivfoto vom 24. März 1998 zeigt den Liedermacher Wolf Biermann (links) zusammen mit dem Schriftsteller und DDR-Oppositionellen Jürgen Fuchs. Fuchs war nach der Ausbürgerung seines Freundes Wolf Biermann verhaftet worden und saß bis 1977 im Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen. © dpa

Der Liedermacher und Lyriker Biermann erhielt nach der Wiedervereinigung zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz am Band im Jahr 2006, das ihm an seinem 70.Geburtstag verliehen wurde. Schon 1991 wurde er mit dem renommierten Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.
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Zahlreiche Ehrungen für Biermann

Der Liedermacher und Lyriker Biermann erhielt nach der Wiedervereinigung zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz am Band im Jahr 2006, das ihm an seinem 70.Geburtstag verliehen wurde. Schon 1991 wurde er mit dem renommierten Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. © Miguel Villagran dpa/lbn

Der Dichter, Musiker und Liedermacher Wolf Biermann liest nach seiner Auszeichnung mit dem Joachim-Ringelnatz-Preis der Stadt Cuxhaven 2006 Texte von Ringelnatz vor.
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Vielfacher Preisträger

Der Dichter, Musiker und Liedermacher Wolf Biermann liest nach seiner Auszeichnung mit dem Joachim-Ringelnatz-Preis der Stadt Cuxhaven 2006 Texte von Ringelnatz vor. © Ingo Wagner dpa/lbn

Biermann singt am 17. November 2006, 30 Jahre nach seiner Ausbürgerung aus der DDR, im St. Pauli Theater in Hamburg über seine Geburtsstadt.
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Wolf Biermann mit 70 auf der Bühne

Biermann singt am 17. November 2006, 30 Jahre nach seiner Ausbürgerung aus der DDR, im St. Pauli Theater in Hamburg über seine Geburtsstadt. © Sebastian Widmann dpa/lno

Ein halbes Jahr später überreicht Klaus Wowereit im Berliner Roten Rathaus Wolf Biermann die Ehrenbürgerwürde der Stadt Berlin.
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Ehrenbürger der Stadt Berlin

Ein halbes Jahr später überreicht Klaus Wowereit im Berliner Roten Rathaus Wolf Biermann die Ehrenbürgerwürde der Stadt Berlin. © Wolfgang Kumm dpa/lbn

2008 schließlich verleiht die Humboldt-Universität Berlin dem Liedermacher die Ehrendoktorwürde, zudem erhält er mit 45-jähriger Verspätung seine Diplomurkunde für das Fach Philosophie.
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Verspätete Genugtuung

2008 schließlich verleiht die Humboldt-Universität Berlin dem Liedermacher die Ehrendoktorwürde, zudem erhält er mit 45-jähriger Verspätung seine Diplomurkunde für das Fach Philosophie. © Peter Steffen dpa/lni

Wolf Biermann lebt und arbeitet bis heute in Hamburg. Im Bild steht der Liedermacher 2010 im Abgeordnetenhaus in Berlin neben seinem Ehrenbürgerpoträt der Stadt.
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Zurück in seiner Geburtsstadt

Wolf Biermann lebt und arbeitet bis heute in Hamburg.
Im Bild steht der Liedermacher 2010 im Abgeordnetenhaus in Berlin neben seinem Ehrenbürgerpoträt der Stadt. © Rainer Jensen dpa/lbn

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