Katholische Reformer: Zölibat trägt zum Missbrauch bei

25.9.2018, 08:05 Uhr

Der Zölibat an sich sei als Lebensform zwar keine direkte Ursache für die etlichen jüngst in einer Studie dokumentierten Missbrauchsfälle, "aber einer männerbündischen, hierarchischen Kirche mit Zwang zum Zölibat fällt es sehr leicht, solche Verbrechen so lange Zeit zu vertuschen", sagte "Wir sind Kirche"-Sprecher Christian Weisner der Deutschen Presse-Agentur. "Die rigide katholische Sexualmoral und eine angstbesetzte Sexualität können zu unguten Persönlichkeitsentwicklungen führen", kommentierte er.

Viele Menschen in der Kirche würden daran gehindert, "eine reife und verantwortungsbewusste Einstellung zur Sexualität" zu entwickeln. Noch schlimmer sei eine "nichteingestandene, unterdrückte" Homosexualität. "Denn Homosexualität ist in der katholischen Kirche nach wie vor ein tabuisiertes Thema." Obendrein erleichterte das Machtgefälle der Priester gegenüber den Gläubigen die Ausübung "geistlicher und sexualisierter Gewalt" und mache eine Vertuschung der Missbrauchsfälle möglich.

Die katholischen Bischöfe in Deutschland wollen ihre Missbrauchsstudie an diesem Dienstag in Fulda vorstellen, vorab waren bereits die wichtigsten Ergebnisse bekannt geworden. Demnach sollen zwischen 1946 und 2014 insgesamt 1670 katholische Kleriker 3677 meist männliche Minderjährige sexuell missbraucht haben.

2 Kommentare