Koalitionsausschuss berät am Dienstag

Aiwanger einbestellt: Söder steht in der Flugblatt-Affäre vor einem Dilemma

Alexander Jungkunz

E-Mail zur Autorenseite

28.8.2023, 13:55 Uhr
Treffen am Dienstag erstmals seit Bekanntwerden des Flugblatt-Skandals aufeinander: Hubert Aiwanger und Markus Söder.

© Peter Kneffel, dpa Treffen am Dienstag erstmals seit Bekanntwerden des Flugblatt-Skandals aufeinander: Hubert Aiwanger und Markus Söder.

Freunde sind sie nicht, Rivalen immer mehr: Markus Söder muss beobachten, wie die Freien Wähler unter Hubert Aiwanger in Umfragen leicht zulegen - trotz oder eher wegen dessen enthemmter Erdinger Rede ("die Demokratie zurückholen"). Kommt dem Ministerpräsidenten die Flugblatt-Affäre seines Vize nun daher gerade recht, wie manche spekulieren oder ihn gar als Drahtzieher hinter dem Vorgang vermuten?

Kaum. Denn auch Söder hat nun ein Problem. Es sieht momentan nicht so aus, als käme Aiwanger unbeschädigt aus der Geschichte heraus, die eben keine lässliche Jugendsünde ist, sondern weit mehr. Zu viele Fragen sind offen. Und zu vermuten ist: Könnte Hubert Aiwanger diese Fragen so beantworten, dass er glaubwürdig entlastet wird - er hätte es längst tun können, ja müssen.

Also kann es sein, dass auch das Treffen der beiden keine wirkliche Klärung bringt. Dann ist Söder gefordert - und steht vor einem Dilemma: Behält er einen Stellvertreter, dessen Glaubwürdigkeit zumindest bei unveränderter Sachlage schweren Schaden genommen hat? Oder zieht er kurz vor der Wahl die Reißleine und entlässt Aiwanger? Das wäre dann sehr wahrscheinlich das Ende der Koalition.

Eng an die Freien Wähler gebunden

Söder hat sich ganz eng an die Freien Wähler gebunden, ein Ausweg ist schwierig. Und Aiwanger kann als mögliches Opfer vielleicht noch mehr punkten, er hat auch nun sehr treue Anhänger, die seinen Rundumschlägen gegen "die da oben" (zu denen er selbstverständlich auch zählt) applaudieren. Es wird ein spannender Showdown beim Koalitionsausschuss an diesem Dienstag.

Verwandte Themen