Am Tag nach der Landtagswahl: Die Gründe für das Wahlergebnis

15.10.2018, 13:42 Uhr
Die CSU hat aufs falsche Pferd gesetzt. Der zunächst eingeschlagene Kurs, die AfD etwa in der Flüchtlingsfrage rechts überholen zu wollen, hat nicht verfangen. Im Gegenteil, das hat Stimmen gekostet. Was die CSU eigentlich immer besonders gut konnte – dem Volk aufs Maul schauen - hat sie offenbar verlernt. Dazu kam der Machtkampf zwischen Söder und Seehofer, dass wollte keiner sehen. Auf dem Land allerdings, das kann man im Großraum Nürnberg deutlich ablesen, ist die CSU immer noch eine Macht.
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CSU: Auf das falsche Pferd gesetzt

Die CSU hat aufs falsche Pferd gesetzt. Der zunächst eingeschlagene Kurs, die AfD etwa in der Flüchtlingsfrage rechts überholen zu wollen, hat nicht verfangen. Im Gegenteil, das hat Stimmen gekostet. Was die CSU eigentlich immer besonders gut konnte – dem Volk aufs Maul schauen - hat sie offenbar verlernt. Dazu kam der Machtkampf zwischen Söder und Seehofer, dass wollte keiner sehen. Auf dem Land allerdings, das kann man im Großraum Nürnberg deutlich ablesen, ist die CSU immer noch eine Macht. © Michael Kappeler/dpa

Die SPD hat ein Glaubwürdigkeitsproblem, und das hat nichts mit der tapfer kämpfenden Spitzenkandidatin Natascha Kohnen zu tun. Wie heißt es? "Der Fisch stinkt vom Kopfe her", und der Kopf ist nun mal in Berlin. Dass die Bayern-SPD nur noch ein einstelliges Ergebnis erzielt hat, geht auf das Konto von Parteichefin Andrea Nahles. Ihr Schlingerkurs in der Maaßen-Affäre – erst lautstark dessen Entlassung fordern und dann doch seine Beförderung mittragen – hat selbst die treuesten SPD-Wähler dazu gebracht, ihr Kreuz diesmal woanders zu machen.
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SPD: Die Partei hat ein Glaubwürdigkeitsproblem

Die SPD hat ein Glaubwürdigkeitsproblem, und das hat nichts mit der tapfer kämpfenden Spitzenkandidatin Natascha Kohnen zu tun. Wie heißt es? "Der Fisch stinkt vom Kopfe her", und der Kopf ist nun mal in Berlin. Dass die Bayern-SPD nur noch ein einstelliges Ergebnis erzielt hat, geht auf das Konto von Parteichefin Andrea Nahles. Ihr Schlingerkurs in der Maaßen-Affäre – erst lautstark dessen Entlassung fordern und dann doch seine Beförderung mittragen – hat selbst die treuesten SPD-Wähler dazu gebracht, ihr Kreuz diesmal woanders zu machen. © TOBIAS SCHWARZ/AFP

Bei den Grünen ist alles eitel Sonnenschein, und das liegt zu einem Gutteil an der Charisma-Bombe Katha Schulze. Ihr nimmt man ab, dass ihr Politik richtig Spaß macht und dass sie ein Konzept hat, das den ökologischen Wandel in Bayern nach vorn bringt, ohne dabei alles Altbewährte total auf den Kopf zu stellen. Deswegen war sie und ihre Partei auch für sehr viele eigentlich konservative Wähler wählbar. Ihr Sidekick Ludwig Hartmann hat auch keinen Bock geschossen – so gewinnt man Wahlen.
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Bündnis 90/DIe Grünen: Junge Charisma-Bombe

Bei den Grünen ist alles eitel Sonnenschein, und das liegt zu einem Gutteil an der Charisma-Bombe Katha Schulze. Ihr nimmt man ab, dass ihr Politik richtig Spaß macht und dass sie ein Konzept hat, das den ökologischen Wandel in Bayern nach vorn bringt, ohne dabei alles Altbewährte total auf den Kopf zu stellen. Deswegen war sie und ihre Partei auch für sehr viele eigentlich konservative Wähler wählbar. Ihr Sidekick Ludwig Hartmann hat auch keinen Bock geschossen – so gewinnt man Wahlen. © CHRISTOF STACHE/AFP

Die Freien Wähler haben von der schwächelnden CSU profitiert. Thematisch haben sie sich nicht groß von der bayerischen Überpartei abgehoben, das hat sie wählbar für jene gemacht, die Markus Söder und seiner Entourage nicht länger das Vertrauen schenken wollten. In den Städten spielen die FW keine Rolle, sie holen die meisten Stimmen dort, wo auch ihre selbsterklärte Kernkompetenz liegt, im ländlichen Raum. Das dortige Wählerpotenzial darf man nicht unterschätzen, wie das Wahlergebnis zeigt.
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Freie Wähler: Von schwächelnder CSU profitiert

Die Freien Wähler haben von der schwächelnden CSU profitiert. Thematisch haben sie sich nicht groß von der bayerischen Überpartei abgehoben, das hat sie wählbar für jene gemacht, die Markus Söder und seiner Entourage nicht länger das Vertrauen schenken wollten. In den Städten spielen die FW keine Rolle, sie holen die meisten Stimmen dort, wo auch ihre selbsterklärte Kernkompetenz liegt, im ländlichen Raum. Das dortige Wählerpotenzial darf man nicht unterschätzen, wie das Wahlergebnis zeigt. © Lino Mirgeler/dpa

Die AfD reitet immer noch auf der Frustrationswelle, die Kanzlerin Merkel mit ihrem "Wir-schaffen- das"-Satz vor rund drei Jahren losgetreten hatte. Und sie fährt gut damit, gegen angebliche Überfremdung zu poltern und Dinge zu fordern, die zwar gut klingen, aber kein verantwortungsbewusster Politiker jemals umsetzen könnte, sofern er an der Macht wäre. Aber darum ging es ja gar nicht, es ging nur darum, dass diese Parolen verfangen. Das hat funktioniert, es reicht für gut zehn Prozent. Erstaunlich.
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AfD: Parolen verfangen

Die AfD reitet immer noch auf der Frustrationswelle, die Kanzlerin Merkel mit ihrem "Wir-schaffen- das"-Satz vor rund drei Jahren losgetreten hatte. Und sie fährt gut damit, gegen angebliche Überfremdung zu poltern und Dinge zu fordern, die zwar gut klingen, aber kein verantwortungsbewusster Politiker jemals umsetzen könnte, sofern er an der Macht wäre. Aber darum ging es ja gar nicht, es ging nur darum, dass diese Parolen verfangen. Das hat funktioniert, es reicht für gut zehn Prozent. Erstaunlich. © Christophe Gateau/dpa

Nach einem völlig unsichtbaren Wahlkampf mit unlesbaren Plakaten haben die Freien Demokraten den Sprung in den Landtag wieder geschafft. Wofür sie stehen, ist wohl nur ihren treuesten Anhängern klar. Als klassische Mehrheitsbeschafferin hat die FDP indes ausgedient, da haben ihr die Freien Wähler das Wasser abgegraben. Die Liberalen müssen sich mächtig anstrengen, um in den nächsten vier Jahren klar zu machen, warum sie in den Bayerischen Landtag gehören.
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FDP: Als klassische Mehrheitsbeschafferin ausgedient

Nach einem völlig unsichtbaren Wahlkampf mit unlesbaren Plakaten haben die Freien Demokraten den Sprung in den Landtag wieder geschafft. Wofür sie stehen, ist wohl nur ihren treuesten Anhängern klar. Als klassische Mehrheitsbeschafferin hat die FDP indes ausgedient, da haben ihr die Freien Wähler das Wasser abgegraben. Die Liberalen müssen sich mächtig anstrengen, um in den nächsten vier Jahren klar zu machen, warum sie in den Bayerischen Landtag gehören. © Ralf Hirschberger/dpa

Die Linkspartei hat es in Bayern besonders schwer. Sie kann in einigen Städten Achtungserfolge erzielen, vor allem jenen mit großen Industriebetrieben und entsprechend starken Gewerkschaften. Aber auf dem flachen Land ist sie quasi nicht existent. Den letzten Rest hat der Linken wohl Sahra Wagenknechts "Aufstehen!"-Bewegung gegeben, welche die Partei in eine Art ideologisches Schisma treibt. Einigkeit sieht anders aus, und solche Auflösungstendenzen werden vom Wähler gnadenlos abgestraft.
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DIe Linke: Auf dem Land quasi nicht präsent

Die Linkspartei hat es in Bayern besonders schwer. Sie kann in einigen Städten Achtungserfolge erzielen, vor allem jenen mit großen Industriebetrieben und entsprechend starken Gewerkschaften. Aber auf dem flachen Land ist sie quasi nicht existent. Den letzten Rest hat der Linken wohl Sahra Wagenknechts "Aufstehen!"-Bewegung gegeben, welche die Partei in eine Art ideologisches Schisma treibt. Einigkeit sieht anders aus, und solche Auflösungstendenzen werden vom Wähler gnadenlos abgestraft. © Stefan Puchner/dpa

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