Angriff in Nizza: Zwei weitere Verdächtige festgenommen

17.7.2016, 11:45 Uhr
Angriff in Nizza: Zwei weitere Verdächtige festgenommen

© dpa

Der Islamische Staat (IS) ist nach Angaben aus Kreisen, die der Terrormiliz nahestehen, für den Anschlag in Nizza verantwortlich. Der Attentäter sei "ein Soldat des IS" gewesen, verbreitete die der Terrormiliz nahestehende Nachrichtenagentur Amak am Samstag im Internet. Der Angriff sei eine Folge des IS-Aufrufs, Angehörige der Anti-IS-Koalition anzugreifen, hieß es weiter. Die Echtheit der Erklärung ließ sich nicht unabhängig überprüfen.

Dagegen hatten die französischen Behörden zunächst keine Hinweise darauf, dass der 31 Jahre alte Attentäter Mohamed Lahouaiej-Bouhlel in Verbindung mit Islamisten stand. Der Tunesier war während des Feuerwerks zum Nationalfeiertag der Franzosen mit einem Laster in die Menschenmenge gerast. Mindestens 84 Menschen starben, über 200 wurden verletzt. 16 Todesopfer konnten bislang nicht identifiziert werden.

Im Zuge der Ermittlungen nach dem Anschlag von Nizza sind in Frankreich am Sonntag zwei weitere Personen festgenommen worden. Es handelte sich um einen Mann und eine Frau, wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Justizkreise meldete. Zugleich wurde bekannt, dass der Attentäter Mohamed Lahouaiej-Bouhlel den Tatort an der Promenade des Anglais am 12. und 13. Juli ausgekundschaftet habe.

Vier Männer aus dem näheren Umfeld des Attentäters und seine Ex-Frau wurden zur Vernehmung festgenommen. Präsident François Hollande beriet mit seinem Sicherheitskabinett. In ganz Frankreich begann am Samstag eine dreitägige Staatstrauer. Am Montagmittag sollte es eine Schweigeminute geben. Danach soll der teilweise noch gesperrte Straßenabschnitt wieder ganz für den Verkehr geöffnet werden.

"Ein Mistkerl"

Premierminister Manuel Valls hatte sich am Freitag überzeugt gezeigt, dass der von der Polizei erschossene Attentäter ein organisierter Islamist gewesen war, auch wenn die Ermittlungen dies noch nicht bestätigt hätten. "Das ist ein Terrorist, der ohne Zweifel auf die eine oder andere Weise mit dem radikalen Islamismus verbunden war." Innenminister Bernard Cazeneuve verneinte dagegen die Frage, ob man Mohamed Lahouaiej-Bouhlel Verbindungen zum radikalen Islam nachweisen könne.

Die ersten Vernehmungen der Festgenommenen hätten daraufhin gedeutet, dass sich der noch nicht als Islamist aktenkundige Täter in jüngster Zeit dem radikalen Islam zugewandt habe, berichtete AFP unter Berufung auf Polizeiquellen. Der Täter war am 14. Juli mit einem Lastwagen auf dem Strandboulevard Promenade des Anglais in eine Menschenmenge gerast und erst nach zwei Kilometern von der Polizei gestoppt und erschossen worden. Er lebte nach Angaben der Staatsanwaltschaft seit vielen Jahren in Nizza. Bis Donnerstag war Lahouaiej-Bouhlel nur als Kleinkrimineller aufgefallen.

Nach Angaben seiner Familie war er schon vor seiner Bluttat gewalttätig gewesen. "Er schlug seine Frau, also meine Cousine, er war ein Mistkerl", berichtete ein Familienmitglied der britischen Zeitung Daily Mail. "Er trank Alkohol, er aß Schweinefleisch und er nahm Drogen." Der 31-Jährige sei kein Muslim gewesen. Bereits zuvor hatte der Vater berichtet, dass sein Sohn früher wegen psychischer Probleme ärztlich behandelt worden sei.

Offenbar Deutsche unter den Opfern

Unter den Opfern von Nizza sind mehrere Ausländer. Am Samstagmorgen wurden auch noch zwei Schülerinnen und eine Lehrerin der Paula-Fürst-Schule in Berlin-Charlottenburg vermisst, die in Nizza auf Klassenfahrt waren. Im Auswärtigen Amt hieß es, möglicherweise werde es noch längere Zeit dauern, bis über das Schicksal der vermissten Deutschen Klarheit bestehen werde.

Am späten Freitagabend landeten zwei Flüge aus Nizza auf den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld. Passagiere und Angehörige wurden von Polizei und Sicherheitskräften von der Öffentlichkeit abgeschirmt. Notfallseelsorger und Mitarbeiter eines Kriseninterventionsteams kümmerten sich um sie. In der Stadt am Mittelmeer hatten sich Jugendliche aus zehn Berliner Schulen aufgehalten.

Nach dem schrecklichen Terror-Anschlag in der Partnerstadt Nizza hat die Stadt Nürnberg das für das Wochenende geplante Nizza-Fest abgesagt.

24 Stunden nach dem grausamen Attentat gedachten am Freitagabend Menschen an der Promenade des Anglais der Opfer und Hinterbliebenen. Um ein Mahnmal aus Blumen und Kerzen versammelten sich am Freitag vor Mitternacht zu Beginn der Flaniermeile die Trauernden. Die etwa 100 Menschen stimmten die Marseillaise an, Frankreichs Nationalhymne. Danach schwiegen sie. Manche wurden überwältigt von den Gefühlen, Tränen flossen.

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