CSU-Parteitag: Warum Seehofer noch gebraucht wird

16.12.2017, 14:30 Uhr
CSU-Parteitag: Warum Seehofer noch gebraucht wird

© Sven Hoppe/dpa

Freilich sind Zweifel mehr als berechtigt, dass zwischen den langjährigen Rivalen Horst Seehofer und Markus Söder jetzt auf einmal alles gut sein soll. Das überfordert nach allem, was in den letzten Jahren geschehen ist, doch etwas das durchschnittliche Vorstellungsvermögen.


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Der Nürnberger CSU-Parteitag läutete nach fast zehn Jahren Horst Seehofer eine neue Ära ein. Kaum jemand bezweifelt, dass der ab Frühjahr 2018 amtierende neue Ministerpräsident Markus Söder früher oder später auch die Amtsgeschäfte in der CSU-Zentrale übernehmen wird. Aber jetzt wird erst noch der erfahrene Haudegen Horst Seehofer gebraucht, um die Interessen der CSU in einer neuen Bundeskoalition wahrzunehmen.

Nicht alle teilen Seehofers Darstellung

Ob der demonstrative Schulterschluss zwischen Seehofer und Söder ernst zu nehmen ist, sei dahin gestellt. Jedenfalls erfüllt er einen schon lange gehegten Herzenswunsch der Partei, dass die beiden Stärksten an ihrer Spitze endlich ihre Antipathien überwinden und an einem Strang ziehen sollten. Ob sie es ernst meinen oder nicht - Hauptsache, sie tun es.

Dass nach dem für die CSU verheerenden Ergebnis bei der Bundestagswahl von 38,8 Prozent trotzdem nicht alles vergessen und vergeben ist, konnte man an dem Wiederwahl-Ergebnis für Seehofer ablesen. Bei 83,7 Prozent in der Politik üblicherweise als "ehrlich" bezeichnet wird. Nicht alle teilten wohl Seehofers gewagte Darstellung, dass die Ursache für das schlechte Bundestagswahlergebnis nur in Berlin zu suchen sei.

Söders starke Rede beruhigt die Deligierten

Söder wurde mit großem Jubel bei ganzen vier Gegenstimmen zum Ministerpräsidenten-Kandidaten für die Landtagswahl 2018 bestimmt. Auch eingefleischte Söder-Gegner sahen keinen Sinn darin, die Wahlchancen durch einen verkorksten Start des Spitzenmann es zu beeinträchtigen.

Der gemeine CSU-Delegierte fuhr auch wegen einer starken Rede Söders erst einmal beruhigt, erleichtert und zufrieden in die Weihnachtspause. Aber auch in dem Bewusstsein, dass 2018 womöglich noch schwieriger und turbulenter werden könnte als 2017 - jedenfalls "nicht leichter als 2017", sagte Söder. Recht hat er. Eine "Prozentzahl" wollte er wohlweislich nicht versprechen.

Nicht nur, dass es um eine erneute Beteiligung der CSU an einer Bundesregierung und um komplizierte Koalitionsverhandlungen geht, vor allem droht die bayerische Landtagswahl. Die Macht im Freistaat zu behalten ist für die CSU das Wichtigste, allen Beschwörungen ihres bundes- und europapolitischen Anspruchs zum Trotz. Im Herbst 2018 geht es daher für die CSU ums Eingemachte, um viele politische Existenzen, um Sein oder Nichtsein. Wieder einmal.

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