Es darf keinen dreckigen Daimler-Deal geben

11.6.2018, 11:30 Uhr
Daimler-Chef Dieter Zetsche trifft heute Verkehrsminister Andreas Scheuer.

Daimler-Chef Dieter Zetsche trifft heute Verkehrsminister Andreas Scheuer.

Die Autoindustrie fühlt sich immer noch unangreifbar. Sie glaubt, mit ihren Abgasmanipulationen einfach davonzukommen - und bisher hat sie leider auch weitgehend recht. Sie muss keine Hardware-Nachrüstungen bezahlen, die Politik fasst sie mit Samthandschuhen an wie eh und je. Das hat den Daimler-Konzern offenbar dazu verleitet, dem Verkehrsministerium einen Deal anzubieten: Einige tausend Modelle sollen demnach zwar in die Werkstätten zurückgerufen werden, um illegale Abschalteinrichtungen zu löschen. Dafür sollen die staatlichen Prüfer alle anderen Modelle außen vor lassen - auch einige, von denen sie bereits wissen, dass sie illegale Vorrichtungen haben.

Das wäre ein einfacher, billiger Ausweg für den Konzern. Aber: Wie dreist ist das denn? Es gehört schon sehr viel Chuzpe dazu, eine Amnestie quasi einzufordern, wenn man schon überführt ist. Das Schlimmste ist allerdings: Verkehrsminister Andreas Scheuer würde wahrscheinlich nur zu gerne darauf eingehen. Die Sache aus der Welt schaffen, bevor sie ihn den politischen Kopf kosten kann. Jetzt, wo der Spiegel das Angebot öffentlich gemacht hat, ist das glücklicherweise schwieriger geworden.

Mit Daimler droht sich der Abgas-Skandal noch einmal drastisch auszuweiten. Die Öffentlichkeit sollte jetzt ganz genau darauf schauen, welche Taten Andreas Scheuer dem Treffen mit Konzernchef Dieter Zetsche folgen lässt. Schon längst hätten Hersteller, die Abgaswerte manipulieren, zu Hardware-Umrüstungen gezwungen werden müssen - die sie selbstverständlich auch bezahlen.

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