"Es war wie im Krieg": Eine Rekonstruktion der Pariser Terrorserie

15.11.2015, 08:27 Uhr
Es sind Bilder, die unter die Haut gehen: Nach der Terrorserie von Paris ist nicht nur Frankreich, sondern die gesamte Welt geschockt. Mindestens 129 Menschen sterben, Hunderte werden verletzt - und die "Grande Nation" in ihren Grundfesten erschüttert. 
 
 Wir versuchen, die Nacht des Freitag, den 13. November, zu rekonstruieren. Was wir bislang wissen ...
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Es sind Bilder, die unter die Haut gehen: Nach der Terrorserie von Paris ist nicht nur Frankreich, sondern die gesamte Welt geschockt. Mindestens 129 Menschen sterben, Hunderte werden verletzt - und die "Grande Nation" in ihren Grundfesten erschüttert. Wir versuchen, die Nacht des Freitag, den 13. November, zu rekonstruieren. Was wir bislang wissen ... © REUTERS/Lucas Jackson

Es läuft die 16. Spielminute des Länderspiels Deutschland-Frankreich. Plötzlich ist eine Explosion zu hören - um exakt 21.20 Uhr detoniert am Ausgang D des Stade de France eine Bombe. Weder die Spieler noch die Zuschauer bekommen davon aber unmittelbar etwas mit. "Wir dachten, da hat jemand eine Feuerwerksrakete gezündet", sagen Zeugen später. Die Partie geht weiter.
 
 Vor dem Stadion allerdings stirbt ein Mensch. Der Attentäter trug einen Sprengstoffgürtel - auch er wird getötet. Später wird die Polizei einen syrischen Pass bei ihm finden.
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Es läuft die 16. Spielminute des Länderspiels Deutschland-Frankreich. Plötzlich ist eine Explosion zu hören - um exakt 21.20 Uhr detoniert am Ausgang D des Stade de France eine Bombe. Weder die Spieler noch die Zuschauer bekommen davon aber unmittelbar etwas mit. "Wir dachten, da hat jemand eine Feuerwerksrakete gezündet", sagen Zeugen später. Die Partie geht weiter. Vor dem Stadion allerdings stirbt ein Mensch. Der Attentäter trug einen Sprengstoffgürtel - auch er wird getötet. Später wird die Polizei einen syrischen Pass bei ihm finden. © dpa

Fast zeitgleich wird das Szeneviertel im 10. und 11. Arrondissement von Paris zu einem Kriegsschauplatz. Gegen 21.25 Uhr fährt ein schwarzer Seat Leon an der Rue Bichat vor. Es fallen Schüsse ...
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Fast zeitgleich wird das Szeneviertel im 10. und 11. Arrondissement von Paris zu einem Kriegsschauplatz. Gegen 21.25 Uhr fährt ein schwarzer Seat Leon an der Rue Bichat vor. Es fallen Schüsse ... © afp

Kugeln durchschlagen die Fenster und die Tür des Bistros "Le Carillon", durchsieben das Lokal regelrecht. Die Täter haben aber ein weiteres Ziel ...
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Kugeln durchschlagen die Fenster und die Tür des Bistros "Le Carillon", durchsieben das Lokal regelrecht. Die Täter haben aber ein weiteres Ziel ... © dpa

... ein eher schickeres kambodschanisches Restaurant, das "Le Petit Cambodge". 15 Menschen werden bei den Angriffen sterben, Dutzende verletzt. Später finden die Ermittler hunderte Patronenhülsen einer automatischen Kalaschnikow - auch AK-47 genannt - auf dem Boden.
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... ein eher schickeres kambodschanisches Restaurant, das "Le Petit Cambodge". 15 Menschen werden bei den Angriffen sterben, Dutzende verletzt. Später finden die Ermittler hunderte Patronenhülsen einer automatischen Kalaschnikow - auch AK-47 genannt - auf dem Boden. © afp

Nur Minuten später um 21.30 Uhr ist ein weiterer Knall im Innenraum des Stade de France zu hören. Diesmal kommt er von Tor H - eine weitere Bombe detoniert. Lediglich der Attentäter stirbt, niemand wird verletzt.
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Nur Minuten später um 21.30 Uhr ist ein weiterer Knall im Innenraum des Stade de France zu hören. Diesmal kommt er von Tor H - eine weitere Bombe detoniert. Lediglich der Attentäter stirbt, niemand wird verletzt. © afp

Im Stadion merken die Spieler und einige Zuschauer: Hier stimmt etwas nicht, Verunsicherung kommt auf. Mittlerweile will das "Wall Street Journal" wissen: Einer der beiden Attentäter hatte ein Ticket für das Länderspiel. Demnach wollten die Männer auch in das Stadion.
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Im Stadion merken die Spieler und einige Zuschauer: Hier stimmt etwas nicht, Verunsicherung kommt auf. Mittlerweile will das "Wall Street Journal" wissen: Einer der beiden Attentäter hatte ein Ticket für das Länderspiel. Demnach wollten die Männer auch in das Stadion. © Screenshot/ARD

Weitere fünf Minuten später um 21.35 Uhr hallen wieder Kalaschnikow-Salven durch die Pariser Innenstadt. Wieder ist es ein schwarzer Seat ...
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Weitere fünf Minuten später um 21.35 Uhr hallen wieder Kalaschnikow-Salven durch die Pariser Innenstadt. Wieder ist es ein schwarzer Seat ... © dpa

... wieder sind es wahllose Schüsse auf zwei Lokale - diesmal das "Café Bonne Bière" und die Pizzeria "Casa Nostra". Fünf Menschen sterben. Ermittler finden später auch hier hunderte Patronenhülsen am Tatort.
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... wieder sind es wahllose Schüsse auf zwei Lokale - diesmal das "Café Bonne Bière" und die Pizzeria "Casa Nostra". Fünf Menschen sterben. Ermittler finden später auch hier hunderte Patronenhülsen am Tatort. © Reuters / CHRISTIAN HARTMANN

Paris wird in diesen Minuten zu einem Kriegsschauplatz, die schlimmsten Angriffe allerdings sollten erst noch folgen. Vor dem Restaurant "La Belle Équipe" taucht erneut ein schwarzer Seat auf, wieder wird geschossen. Hier töteten die Attentäter 19 Menschen, neun weitere verletzten sie lebensgefährlich.
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Paris wird in diesen Minuten zu einem Kriegsschauplatz, die schlimmsten Angriffe allerdings sollten erst noch folgen. Vor dem Restaurant "La Belle Équipe" taucht erneut ein schwarzer Seat auf, wieder wird geschossen. Hier töteten die Attentäter 19 Menschen, neun weitere verletzten sie lebensgefährlich. © afp

Zeugen wollen sehen, wie der Seat in Richtung des Boulevard Voltaire fährt - bestätigt ist das aber noch nicht. Genau dort kommt es zum nächsten Anschlag. Es ist ein typisch französisches Bistro, das "Café Comptoir Voltaire" - und plötzlich hallt ein lauter Knall durch die Straßen. Um 21.40 Uhr sprengt sich einer der Attentäter in die Luft. Die Staatsanwaltschaft bestätigt: Es handelt sich um dieselbe Art von Sprengstoff, wie sie auch bei den Anschlägen vor dem Stade de France benutzt wurde.
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Zeugen wollen sehen, wie der Seat in Richtung des Boulevard Voltaire fährt - bestätigt ist das aber noch nicht. Genau dort kommt es zum nächsten Anschlag. Es ist ein typisch französisches Bistro, das "Café Comptoir Voltaire" - und plötzlich hallt ein lauter Knall durch die Straßen. Um 21.40 Uhr sprengt sich einer der Attentäter in die Luft. Die Staatsanwaltschaft bestätigt: Es handelt sich um dieselbe Art von Sprengstoff, wie sie auch bei den Anschlägen vor dem Stade de France benutzt wurde. © afp

Im Stade de France befinden sich zu diesem Zeitpunkt nicht nur 80.000 Zuschauer, sondern auch der französische Staatspräsident François Hollande. In der Halbzeitpause des Länderspiels erfährt er von den Anschlägen vor dem Stadion und in der Pariser Innenstadt. Die Rede ist von 18 Toten. Hollande verlässt das Stadion und wird nur Minuten später den Ausnahmezustand im gesamten Land verhängen.
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Im Stade de France befinden sich zu diesem Zeitpunkt nicht nur 80.000 Zuschauer, sondern auch der französische Staatspräsident François Hollande. In der Halbzeitpause des Länderspiels erfährt er von den Anschlägen vor dem Stadion und in der Pariser Innenstadt. Die Rede ist von 18 Toten. Hollande verlässt das Stadion und wird nur Minuten später den Ausnahmezustand im gesamten Land verhängen. © dpa

Der zweite Seat taucht um 21.49 Uhr vor dem Konzertlokal Bataclan auf. Mehrere nach Augenzeugenberichten schwer bewaffnete Attentäter stürmen die Halle, rufen "Allahu akbar" und schießen wahllos in die Menge.
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Der zweite Seat taucht um 21.49 Uhr vor dem Konzertlokal Bataclan auf. Mehrere nach Augenzeugenberichten schwer bewaffnete Attentäter stürmen die Halle, rufen "Allahu akbar" und schießen wahllos in die Menge. © AFP/Le Monde

"Es waren zwei oder drei Leute, die nicht maskiert waren. Sie hatten Maschinengewehre wie Kalaschnikows dabei und haben sofort angefangen, wild um sich zu schießen", berichten Augenzeugen. "Das hat 10, 15 Minuten gedauert. Das war von extremer Gewalt. Es gab Panik. Alle sind Richtung Bühne gerannt. Die Attentäter hatten Zeit, mindestens drei Mal nachzuladen."
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"Es waren zwei oder drei Leute, die nicht maskiert waren. Sie hatten Maschinengewehre wie Kalaschnikows dabei und haben sofort angefangen, wild um sich zu schießen", berichten Augenzeugen. "Das hat 10, 15 Minuten gedauert. Das war von extremer Gewalt. Es gab Panik. Alle sind Richtung Bühne gerannt. Die Attentäter hatten Zeit, mindestens drei Mal nachzuladen." © afp

Mitternacht: François Hollande tritt vor die Presse. "Während ich spreche, finden Terrorangriffe von einem bisher nie dagewesenen Ausmaß im Großraum Paris statt", sagt er. Der Staatspräsident lässt das Militär aufmarschieren, schließt die Grenzen. "Gegenüber dem Terror muss Frankreich stark sein, es muss groß sein", sagt Hollande - und schließt mit den Worten: "Es lebe die Republik, es lebe Frankreich."
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Mitternacht: François Hollande tritt vor die Presse. "Während ich spreche, finden Terrorangriffe von einem bisher nie dagewesenen Ausmaß im Großraum Paris statt", sagt er. Der Staatspräsident lässt das Militär aufmarschieren, schließt die Grenzen. "Gegenüber dem Terror muss Frankreich stark sein, es muss groß sein", sagt Hollande - und schließt mit den Worten: "Es lebe die Republik, es lebe Frankreich." © afp

Im Stade de France, wo mittlweile das Länderspiel beendet wurde, kommt es zu tumultartigen Szenen. Erst werden die Ausgänge geöffnet, dann aber doch wieder geschlossen. Tausende Zuschauer müssen im Stadion bleiben, eine Massenpanik können die Einsatzkräfte allerdings verhindern.
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Im Stade de France, wo mittlweile das Länderspiel beendet wurde, kommt es zu tumultartigen Szenen. Erst werden die Ausgänge geöffnet, dann aber doch wieder geschlossen. Tausende Zuschauer müssen im Stadion bleiben, eine Massenpanik können die Einsatzkräfte allerdings verhindern. © afp

Gegen 0.30 Uhr entscheiden sich Anti-Terror-Einheiten, das Bataclan-Theater zu stürmen. Es endet blutig - mindestens 87 Menschen sterben. Ob sie beim Zugriff, oder bereits davor durch die wilden Schüsse der Attentäter sterben, ist bislang noch unklar. Das Ende der Horror-Nacht vom 13. November.
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Gegen 0.30 Uhr entscheiden sich Anti-Terror-Einheiten, das Bataclan-Theater zu stürmen. Es endet blutig - mindestens 87 Menschen sterben. Ob sie beim Zugriff, oder bereits davor durch die wilden Schüsse der Attentäter sterben, ist bislang noch unklar. Das Ende der Horror-Nacht vom 13. November. © dpa

François Hollande ordnet eine dreitägige Staatstrauer an, die Welt ist schockiert von den Pariser Anschlägen. Mittlerweile wurde einer der Bataclan-Attentäter identifiziert, er ist französischer Staatsbürger. Doch viele Fragen bleiben vorerst offen. Die aktuellen Entwicklungen in unserem News-Blog.
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François Hollande ordnet eine dreitägige Staatstrauer an, die Welt ist schockiert von den Pariser Anschlägen. Mittlerweile wurde einer der Bataclan-Attentäter identifiziert, er ist französischer Staatsbürger. Doch viele Fragen bleiben vorerst offen. Die aktuellen Entwicklungen in unserem News-Blog. © dpa

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