Kinderarmut in Deutschland: Ein Skandal ohne Ende

23.10.2017, 12:46 Uhr
Armut schmälert die Zukunftschancen - und das schadet sowohl dem einzelnen als auch der Gesellschaft.

© Rolf Vennenbernd/dpa Armut schmälert die Zukunftschancen - und das schadet sowohl dem einzelnen als auch der Gesellschaft.

Armutsberichte gibt es alle paar Monate: Vom Paritätischen Wohlverfahrtsverband, vom Statistischen Bundesamt und sogar von der Bundesregierung. Sie kommen alle zu ähnlichen Schlüssen: etwa ein Fünftel aller Kinder wächst in Armut auf - so wie das jetzt auch die von der Bertelsmann-Stiftung vorgelegten Daten wieder belegen. Und dabei ist die Bundesrepublik eines der reichsten Länder dieses Planeten.

Nun hungern Kinder in Deutschland in der Regel nicht und werden medizinisch angemessen betreut. Nur geht es nicht allein darum: Armut schmälert die Zukunftschancen - und das schadet sowohl dem einzelnen als auch der Gesellschaft.

Denn der Mangel an materiellen Möglichkeiten schmälert Entwicklungschancen: Kinder aus armen Familien bleiben in der Regel hinter ihren schulischen und beruflichen Möglichkeiten zurück, weil sie unzureichend gefördert werden. Das schadet ihnen, weil sie nicht die Möglichkeiten bekommen, ausreichend Geld für ein angenehmes Leben zu verdienen. Es bedeutet aber auch, dass sie mehr Sozialleistungen beziehen statt Steuern und Sozialabgaben zu bezahlen.

Politik sollte optimale Förderung garantieren

Das alles ist bekannt, wird aber von der Politik seit Jahren konsequent ignoriert. Denn ein paar Euro Kindergelderhöhung für das laufende Jahr lässt sich nicht als wirkliches Konzept bezeichnen.

Nun hat die Politik nicht wirklich die Aufgabe, jeder Familie einen Computer mit Internetanschluss zu garantieren. Es darf auch bezweifelt werden, dass das immer zielführend ist.

Aber Politik kann in allen Altersphasen den Zugang zu optimaler Förderung garantieren. Das bedeutet zum Beispiel kostenlose Kindertagesstätten, damit fehlendes Geld kein Argument mehr ist. Oder Ganztagesunterricht, der sich auch in Bayern allmählich durchsetzt; damit kann an Betreuung nachgeholt werden, was das Elternhaus nicht leistet.

Politik hat auch die Möglichkeit, Armut einzudämmen. Der Niedriglohnsektor bietet immer wieder Lücken, gängige Sozialstandards zu umgehen  - zum Beispiel durch die Aufspaltung von Ganztagesstellen in 450-Euro-Jobs. Auch die Erhöhung des Mindestlohns ist ein denkbarer Ansatz.

Daran zeigt sich: Armut bei Eltern und Kindern lässt sich eindämmen. Allerdings muss man es auch wollen und nicht nur Studien zur Kenntnis nehmen. Denn kurzfristige Empörung ersetzt keine langfristige Politik.

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