Klimaschutz: Das sagt die Presse zum Rückzug der USA

2.6.2017, 08:51 Uhr
Klimaschutz: Das sagt die Presse zum Rückzug der USA

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"Frankfurter Allgemeine Zeitung": "Der von Präsident Donald Trump am Donnerstagabend bekannt gegebene Rückzug der Vereinigten Staaten aus dem Pariser Klimaabkommen hat keine unmittelbaren Auswirkungen. Weder steigt dadurch das Volumen der Treibhausgase, das Amerika als zweitgrößter Emittent der Welt in die Luft bläst. Noch ist damit eine Kehrtwende in der Klimagesetzgebung verbunden. Besser wird es allerdings auch nicht."

"Süddeutsche Zeitung": "Die beiden verbliebenen Stützen der Klima-Allianz (Europa und China, die Red.) lauern schon auf die zusätzlichen Milliarden, die sich ohne amerikanische Konkurrenz mit erneuerbaren Energien oder Technologien zur Energieeffizienz verdienen lassen werden. Eines sollte nur nicht vergessen werden: China ist und bleibt ein schwieriger Partner, aus vielerlei Gründen. Die Europäer wären deshalb gut beraten, Distanz zu wahren – und an den Tag zu denken, an dem die USA hoffentlich ins Reich der Vernunft zurückkehren."

"The Times" (Großbritannien): "Donald Trump hatte mit der Behauptung Wahlkampf betrieben, der Klimawandel sei eine Falschmeldung, die China fabriziert habe, um den USA einen Wettbewerbsnachteil aufzudrängen, indem Umweltgruppen ermutigt werden, unhaltbare Subventionen für saubere Energien zu fordern. (...) Man mag über das Ausmaß debattieren, in dem die globalen Durchschnittstemperaturen in unserem Zeitalter als Folge der von Menschen verursachten Schadstoffemissionen ansteigen. Doch die langfristigen Vorteile eines Wandels von fossilen Brennstoffen zu sauberer Energie für alle Volkswirtschaften sind eindeutig."

 

"Washington Post" (USA): "Mit seiner rückwärts gewandten Politik und seinen ermüdenden Eskapaden scheint Präsident Trump sein Bestes geben zu wollen, um zu schaffen, was unmöglich sein sollte: die US-Präsidentschaft unbedeutend für den Fortschritt der Welt zu machen. Der Klimawandel ist ein Beispiel."

"Tages-Anzeiger" (Schweiz): "Vermutlich wird die klimafeindliche Politik Trumps durch die nachhaltige Strategie vieler (US-)Bundesstaaten aufgewogen. Das heißt: In den USA werden in den nächsten Jahren die Emissionen nicht sinken, sondern stabil bleiben. (...) Bedeutsamer ist aber, dass vor allem China und Indien, die neben den USA zu den größten CO2-Produzenten der Welt gehören, den eingeschlagenen Weg ins postfossile Zeitalter weiterhin beibehalten."

"La Vanguardia" (Spanien): "Nicht einmal die überwältigende Daten des Anstiegs der Durchschnittstemperaturen 2016 – des wärmsten Jahres seit Beginn der Aufzeichnungen Ende des 19. Jahrhunderts – haben Trump von seinem Vorhaben abbringen können. Es war eines seiner meist wiederholten Wahlversprechen. Eine Rolle hat auch die Revancheabsicht eines Präsidenten gespielt, der wie nur wenige vor ihm offenbar gewillt ist, alle Spuren seines Vorgängers auszulöschen. Aber die Vereinigten Staaten müssen dafür einen Preis zahlen, und der heißt Isolationismus. Man muss abwarten, ob Trump es schaffen wird, Amerika tatsächlich wieder groß zu machen. Sicher ist aber, dass er das Land isoliert."

"Jyllands-Posten" (Dänemark): "Präsident Trump glaubt, dass er in der Lage sein wird, ein Klimaabkommen neu zu verhandeln, hinter dem 190 Länder stehen, was man im besten Fall als einen naiven Zugang zur globalen Diplomatie verstehen kann, im schlimmsten Fall aber als Ausdruck eines grundlegenden Mangels an Respekt für die Hunderttausenden, wenn nicht Millionen von Arbeitsstunden, die Politiker, Diplomaten, Wissenschaftler und andere in das Klimaschutzabkommen gesteckt haben, das in Paris erzielt wurde. (...) Niemand sollte Präsident Trump anklagen, dass er „Amerika zuerst“ setzt, aber ebenso legitim ist es, dass Amerikas engste Freunde, zu denen Dänemark gehört, alles tun, um zu verhindern, dass die Trump-Ära in ein 'Amerika zuletzt' ausartet."

"Gazeta Wyborcza" (Polen): "Indem sich die USA zum zweiten Mal davor drücken, Verantwortung bei der Erderwärmung zu übernehmen (1997 hatten sie das Kyoto-Protokoll unterschrieben, aber später nicht ratifiziert), verzichten sie de facto auf die globale Führungsrolle und überlassen das Feld China und der EU. (...) Doch die Entscheidung des US-Präsidenten, der während seiner Ansprache vorgab, ein neues Klimaabkommen aushandeln zu wollen, wird in der Realität fast keine Auswirkungen haben.

Die Erde wird sich weiter erwärmen, die globalen Klimaveränderungen werden eine der größten Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht. Ob wir wollen oder nicht – wir werden uns sowieso mit ihr auseinandersetzen müssen. Zum Glück haben viele Länder das bereits verstanden. Vor allem arme Länder, die die globale Erwärmung am meisten trifft. Entsprechend des Pariser Abkommens erhalten sie von den industrialisierten Nationen – die doch für deren aktuelle Probleme verantwortlich sind – Mittel zur Umsetzung der Klimamaßnahmen. Diese werden nun um die Millionen Dollar gekürzt, die die USA in den Klimafonds einzahlen sollten."

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