Ein guter Deal für Sigmar Gabriel

24.1.2017, 16:55 Uhr
Ein guter Deal für Sigmar Gabriel

© Kay Nietfeld/Archiv (dpa)

Seine Umfragewerte sind zwar im Keller, selbst seine eigene Partei ist mit ihm nach sieben Jahren nicht richtig warm geworden, er gilt als wankelmütig und launisch - aber eines muss man Sigmar Gabriel lassen: Er ist ein gewiefter Taktiker. Dass er keine große Lust hatte, für seine SPD als Kanzlerkandidat anzutreten, wusste man spätestens, seit er andere Namen dafür ins Spiel brachte. Seitdem hat er offenbar alle Hebel der Posten-Schieberei in Bewegung gesetzt - und einen Deal ausgehandelt, der auch für ihn selbst vorteilhaft ist. Zumindest bis zur Bundestagswahl am 24. September, wenn die Karten ohnehin neu gemischt werden.

Gabriel wechselt offenbar ins Außenministerium, ein Posten, der ihn seltener ins Kreuzfeuer der Kritik rückt und erfahrungsgemäß eher der Imagepflege dient. Damit gesteht er sich aber auch seine eigene Aussichtslosigkeit ein.

Stattdessen zieht der bisherige Europapolitiker Martin Schulz in den Kanzler-Wahlkampf. Der wird zwar erstens kein Zuckerschlecken und ist zweitens ziemlich aussichtslos. Aber was Schulz dazu bewogen hat, ist auch etwas anderes: die Aussicht auf den Parteivorsitz, den Gabriel an ihn abgeben will.

Als SPD-Chef kann er künftig das ausleben, wofür er in Straßburg oft kritisiert wurde: Schulz ist einer, der für seine knackigen Zitate bekannt ist, der gut zuspitzen kann, ohne populistisch zu werden. Damit beweist er politische Haltung - etwas, was man von Gabriel nicht immer sagen konnte. 

Ein Manko bleibt trotzdem: Schulz ist kein großer Charismatiker. In einem Wahlkampf, der so von Emotionen getrieben sein wird wie wohl nie zuvor, wird es schwer für ihn sein, die Menschen für sich zu gewinnen.

 

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