Kommentar: Gebt homosexuellen Paaren gleiche Rechte!

2.4.2017, 18:12 Uhr
Kommentar: Gebt homosexuellen Paaren gleiche Rechte!

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Für besondere Fortschrittlichkeit sind Juristen gemeinhin nicht bekannt - und doch haben Richter an ganz unterschiedlichen Gerichten die Union in Sachen Lebenspartnerschaften schwuler und lesbischer Paare geradezu vor sich hergetrieben. Das Bundesarbeitsgericht erzwang für betroffene homosexuelle Mitarbeiter den höheren Ortszuschlag, der auch Verheirateten zusteht. Die Gleichstellung im Steuer- und Erbschaftsrecht stellte das Bundesverfassungsgericht her. Und der Europäische Gerichtshof in Luxemburg musste sich einschalten, damit nach dem Tod eines der Partner auch Witwer- oder Witwenrente gezahlt wird.

Gelernt hat die Union aus diesen juristischen Niederlagen nichts; noch immer lehnt sie die Ehe für alle vehement ab. Damit steht sie mittlerweile sogar im Widerspruch zu breiten Teilen der Öffentlichkeit. Die einst von vielen Menschen skeptisch beäugte Lebenspartnerschaft ist so selbstverständlich geworden, dass, je nach Umfrage, bis zu vier Fünftel der Befragten die völlige Gleichstellung wollen. Nur 20 Prozent lehnen die "Ehe für alle" ab, vier Prozent der Befragten sind unentschlossen.

Kinder brauchen Familie - egal wie

Das ist richtig so. Gravierende Unterschiede gibt es, dank dieser Urteile, nur noch bei Adoptionen, die homosexuellen Paaren derzeit verwehrt bleiben. Selbstverständlich ist hier das Kindeswohl die entscheidende Frage - doch die ist eindeutig beantwortet: Kinder brauchen Familie, so der Stand der Wissenschaft. Aus welchen Geschlechtern sie sich zusammensetzt, spielt keine Rolle.

Der Verdacht drängt sich auf, dass hier Symbolpolitik betrieben wird, um die besonders konservative Klientel der CDU/CSU nicht zu verprellen. An den berechtigten Interessen homosexueller Paare geht das meilenweit vorbei.

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