Kommentar: System Blatter funktioniert besser denn je

25.2.2015, 12:18 Uhr
Kommentar: System Blatter funktioniert besser denn je

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Als Josef Blatter am 2. Dezember 2010 in Zürich seinen ominösen Umschlag öffnete, ging der Fifa-Wahnsinn erst so richtig los. Sekunden später verkündete er, dass das Emirat Katar die WM 2022 ausrichten dürfe. Ein Land, halb so groß wie Hessen, mit knapp zwei Millionen Einwohnern. Dass es im Sommer dort über 50 Grad heiß werden kann, schien nicht viele zu interessieren. Zumindest nicht die Entscheider des Weltverbandes.

Oder es gibt eben doch Argumente, die stärker sind als sämtliche Bedenken. Trotz miserabler Bewertungen hatte sich Katar im vierten Wahlgang mit 14:8 Stimmen gegen die USA durchgesetzt und zuvor auch Japan und Südkorea eliminiert. Wie es überhaupt so weit kommen konnte, weiß wohl lediglich ein kleiner Zirkel der Macht.

Katar die WM 2022 zu überlassen, ist auch vier Jahre später ein schlechter Witz und nicht mit der Erschließung neuer Märkte zu rechtfertigen. Das Emirat ist einfach zu klein, aber eben reich. So mancher Scheich weiß gar nicht, wohin mit seinem Geld, also wähnten sie es bei der Fifa gut angelegt. Und sämtliche Korruptionsvorwürfe entkräftete kürzlich: die hauseigene Fifa-Ethikkommission. Keine Auffälligkeiten, hieß es in dem dünnen Bericht, auch im Dezember 2010 lief alles wie geschmiert.

Die jetzt beschlossene Verlegung der WM in den November und Dezember ist somit nicht mehr als ein fauler Kompromiss. Eine Neuvergabe wäre objektiv betrachtet die einzig logische Konsequenz gewesen, nur wollte man die Freunde am Golf wohl nicht verärgern.

So funktioniert das System Blatter. Viele ahnen es, kaum jemand wehrt sich. Gegen die hemmungs- und grenzenlose Profitgier.

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