Kommentar: Zum Klimaschutz gibt es keine Alternative

3.12.2018, 10:53 Uhr
Es geht langsam mit dem Klimaschutz voran, aber es muss trotzdem Fortschritte geben. (Symbolbild)

© Julian Stratenschulte/Symbol (dpa) Es geht langsam mit dem Klimaschutz voran, aber es muss trotzdem Fortschritte geben. (Symbolbild)

Das Drehbuch ist bekannt, denn Klimakonferenzen verlaufen weitgehend nach dem gleichen Muster. Zwei Wochen dauern sie, und in der ersten passiert - jedenfalls für die Öffentlichkeit sichtbar - nicht viel. Zu Beginn der zweiten Woche wird es allmählich hektisch,  Handlungsdruck  baut sich auf. Mittwoch oder Donnerstag kommt die Angst vor dem Scheitern, und dann, von Freitag durch die Nacht bis weit in den Samstag hinein, die entscheidende Sitzung. Am Ende steht ein Kompromiss, mit dem viele unzufrieden sind - aber der dann doch besser ist als keiner.

So wird es auch jetzt wieder im polnischen Kattowice sein, bei der 24. Klimaschutzkonferenz, im Diplomaten-Sprech als Cop24 gehandelt. Die Abkürzung steht für Conference of the parties, Konferenz der Parteien. Diesen Ablauf muss man nicht mögen, man kann ihn sogar ziemlich ineffizient finden. Der Punkt allerdings ist: Es gibt keine Alternative.

Denn die Staaten dieser Welt haben sich in Paris 2015 darauf geeinigt, die Erwärmung des Klimas bis zum Jahr 2100 auf zwei Grad, besser noch auf 1,5 Grad zu beschränken. Das war eine, wenn auch wichtige Absichtserklärung - mehr nicht. Sie muss mit Leben gefüllt werden.

 

Dazu braucht es technische Details, die zum einen in Kattowice verhandelt werden. Wie wird der Ausstoß von Kohlendioxid gemessen, zum Beispiel, wie transparent müssen diese Daten in der Weltgemeinschaft gemacht werden. Es geht aber auch um Selbstverpflichtungen, vor allem beim Kohleausstieg. Eng damit verknüpft ist die Frage, wie der Umstieg auf andere Energien gestaltet werden kann. Gastgeber Polen, ein stark von der Kohle abhängiges Land, hat zum Beispiel Angst, dass den Beschäftigten in dieser Branche Arbeitslosigkeit droht. Und das ist in den deutschen Abbaugebieten, in der Lausitz, in Sachsen oder in Nordrhein-Westfalen nicht anders  - die schwierigen Verhandlungen in der Kommission, die den deutschen Ausstieg vorbereiten sollen, zeigen es.

Es gibt in Polen Schwierigkeiten, die es in Paris noch nicht gegeben hatte. Die USA haben das Abkommen gekündigt, und in Brasilien ist mit Jair Bolsonaro ein populistischer Klimaschutzgegner zum Präsidenten gewählt wurde. Ebenso gravierend ist, dass zahlreiche Länder, darunter auch die Bundesrepublik, ihre Ziele nicht einhalten werden, zu denen sie sich verpflichtet hatten.

Kattowice kann hier im besten Fall einen neuen Schub auslösen - und selbst Skeptiker müssen darauf hoffen, dass es so kommt. Denn was ist die Alternative? Die Hände in den Schoß legen und zu hoffen, dass es doch nicht so schlimm wird? Wohl nicht - denn der heiße Sommer dieses Jahres ist zwar kein Beweis, aber doch ein deutlicher Hinweis, dass die Erderwärmung kein Hirngespinst ist.

Manche glauben das zwar trotz aller verfügbaren, dem widersprechenden Daten. Aber vielleicht kann sie ein Hinweis beruhigen; denn eines erreicht ein erfolgreicher Kampf gegen den Klimawandel auf jeden Fall: Der Lärm in den Städten geht zurück und die Luft wird sauberer, wenn es mehr Elektroautos gibt. Und das Wohl und Wehe der Weltwirtschaft hängt nicht mehr von Staaten mit zweifelhafter oder gar diktatorischen Führungen ab, die zufällig über Öl- oder Gasvorkommen verfügen.Und dass diese Ressourcen endlich sind und schon deshalb die Energiewirtschaft umstrukturiert werden muss, sollte jedem einleuchten.

Verwandte Themen


36 Kommentare