Merkel zur Bamf-Affäre: "Bin politisch verantwortlich"

11.6.2018, 07:19 Uhr
Angela Merkel sprach bei Anne Will Klartext. Sie übernehme die politische Verantwortung für den Bamf-Skandal.

© Wolfgang Borrs/NDR/dpa Angela Merkel sprach bei Anne Will Klartext. Sie übernehme die politische Verantwortung für den Bamf-Skandal.

Merkel ergänzte in der Sendung: "Ich schiebe da auf niemanden die Verantwortung." Die Kanzlerin sagte, sie habe nach dem Andrang von Flüchtlingen im Spätsommer 2015 in einer Art und Weise eingegriffen, "wie ich es selten in meinem politischen Leben bezüglich einer nachgeordneten Behörde eines Ministeriums gemacht habe". Damals wurde Frank-Jürgen Weise zum Leiter des Bundesamts bestellt, das in den Zuständigkeitsbereich des Bundesinnenministeriums gehört.

Merkel sagte, sie sei 2015 der Meinung gewesen, dass das zuständige Ministerium die Aufgaben nicht allein hinbekommen könne. Es habe sich um eine "Riesenaufgabe" gehandelt, "für die genau auch das Kanzleramt und auch ich ganz persönlich verantwortlich war", sagte sie. Erneut verteidigte Merkel ihre damalige Entscheidung zur Aufnahme von Flüchtlingen, die in Ungarn festsaßen. Es sei eine "humanitäre Notsituation" gewesen, sagte Merkel.

Die Regierungschefin verteidigte das damalige Ziel schnellerer Asylverfahren. Diesen Wunsch habe es nicht nur in der Bundesregierung, sondern auch unter den Ministerpräsidenten gegeben. Bei den mitgetroffenen Entscheidungen dürfe man sich "nicht vom Acker
machen", sagte sie. Der heutige Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) war damals bayerischer Ministerpräsident. Dessen Ankündigung für Reformen im Bundesamt begrüßte Merkel. Sie unterstütze ihn dabei "voll und ganz", sagte sie.


Schatten über dem Bamf: Eine Chronologie der Skandale


Merkel verteidigt Anker-Zentren

Die Kanzlerin verteidigte außerdem die von Seehofer geplanten Anker-Zentren, in denen die Aufnahme, die Entscheidung über Asylanträge und gegebenenfalls die Rückführung von Flüchtlingen abgewickelt werden sollen. Am Dienstag will Seehofer gemeinsam mit Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) seinen Masterplan Migration vorstellen.

Zur Diskussion um eine Zurückweisung von Flüchtlingen an der deutschen Grenze, die in diesem Zusammenhang immer wieder thematisiert wird, sagte Merkel, es gebe noch "intensive Gespräche" zwischen ihr und Seehofer. Die Kanzlerin betonte, europäisches Recht habe Vorrang vor deutschem. Das bedeute, man müsse das heutige Dublin-System reformieren, "aber dass wir nicht einseitig national agieren", sagte Merkel.

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