Nach Kritik von Schulz: Siemens-Chef keilt zurück

23.11.2017, 15:53 Uhr
Nach den verbalen Attacken von Martin Schulz, in denen er das Vorgehen von Kaeser als "asozial" bezeichnete, schlägt der Siemens-Chef zurück.

© Tobias Hase/dpa Nach den verbalen Attacken von Martin Schulz, in denen er das Vorgehen von Kaeser als "asozial" bezeichnete, schlägt der Siemens-Chef zurück.

Schulz hatte am Dienstag im Bundestag von "verantwortungslosen Managern" gesprochen und am Donnerstag noch einmal nachgelegt. In einem Brief an Schulz wies Siemens-Chef Joe Kaeser die Kritik zurück. Das teilte der Dax-Konzern am Donnerstag mit. Zuvor hatte das Handelsblatt darüber berichtet.

Kaeser erinnerte den SPD-Chef in dem Brief angesichts der schwierigen Regierungsbildung an dessen eigene Verantwortung. "Vielleicht sollten Sie sich dabei auch überlegen, wer wirklich verantwortungslos handelt: Diejenigen, die absehbare Strukturprobleme proaktiv angehen und nach langfristigen Lösungen suchen, oder diejenigen, die sich der Verantwortung und dem Dialog entziehen."

Diese Frage stelle sich ja gerade ganz aktuell in einer Zeit, in der es nicht nur die Belange einzelner Unternehmensteile bei Siemens, sondern um ein ganzes Land gehe. "Diese Frage hat ja auch bei der politischen Führung unseres Landes brennende Aktualität", schrieb Kaeser an Schulz.

 

 

SPD-Chef Schulz hatte nach dem Platzen der Sondierungen über ein Bündnis von Union, FDP und Grünen bekräftigt, die Sozialdemokraten wollten in der Opposition bleiben. In dem Brief wies Kaeser außerdem die Kritik von Schulz zurück, Siemens habe wegen öffentlicher Aufträge jahrzehntelang vom deutschen Staat profitiert. Kaeser entgegnete, Siemens habe alleine in den vergangenen fünf Jahren mehr als 20 Milliarden Euro an Steuern, Abgaben und Sozialversicherungsbeiträgen an den deutschen Staat überwiesen.

Kaeser schrieb außerdem unter Verweis auf die Energiewende, dass es in Deutschland kaum mehr Nachfrage für Gas- und Kohlekraftwerke gebe. Die Energiewende sei in der Sache richtig, "in Ausführung und Timing" jedoch höchst unglücklich. Der Siemens-Chef forderte außerdem, der Dialog zwischen Arbeitnehmer- und Unternehmensvertretern müsse umgehend aufgenommen werden. "Der öffentliche Wettbewerb in Populismus und Kampfparolen und die Verweigerung des Dialogs helfen den wirklich Betroffenen nicht weiter, höchstens unseren Wettbewerbern."

Der Protest gegen den geplanten Abbau tausender Stellen bei Siemens hat am Donnerstagmorgen große Teile der Berliner Innenstadt erfasst. Beschäftigte des Elektrokonzerns demonstrierten mit einem Autokorso gegen die Stellenstreichungen.

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