Scheinheilige Empörung über Bundeswehr-Einsätze

30.3.2017, 11:13 Uhr
Scheinheilige Empörung über Bundeswehr-Einsätze

© dpa

Die Bundeswehr ist also aller Wahrscheinlichkeit nach indirekt an tödlichen Luftschlägen in Syrien beteiligt. Der Aufschrei ist groß - und völlig unverständlich.

Mal ganz von vorne: Wenn irgendwo auf der Welt militärisch interveniert werden soll, wirft man nicht mal eben ein paar Bataillone Fallschirmjäger ab und die gucken dann, was los ist. Schon Wochen vor dem eigentlichen Kampfeinsatz kommen die Aufklärungseinheiten zum Einsatz - und da sind wir Deutschen spitze. Die Awacs Aufklärungsflugzeuge mögen ein paar Tage auf dem Buckel haben, sind aber effektiv. Und die Tornados der Bundeswehr liefern auf Befehl hochaufgelöste Bilder an jeden Alliierten, der daran interessiert ist.Und das sind die Amerikaner, solange sie keine Bodentruppen einsetzen.

Diese militärische Amtshilfe ist beileibe nichts Besonderes, sondern Alltag. Wer jetzt empört aufschreit, der ist völlig realitätsfern. Sollen die Deutschen vielleicht dabei nur helfen, Stellungen der Terrormiliz "Islamischer Staat" in unbewohntem Gebiet zu orten? Das geht nicht. Der Krieg (und zwar nicht nur der in Syrien) ist kein Katalog, aus dem man sich gewisse Sachen herauspickt und andere links liegenlässt. Er ist ein ausgesprochen schmutziges Geschäft, und wir haben unsere Finger mit drin. Da beißt die Maus keinen Faden ab.

Jeden Tag sterben in Syrien unschuldige Zivilisten in diesem mörderischen Konflikt. Frau, Kinder, Alte, Junge, Kranke und Verletzte, Hunderttausende sind bereits tot, Millionen auf der Flucht und schwer traumatisiert. Wieso ist das erst so schlimm, wenn sich herausstellt, dass deutsche Soldaten in die Sache involviert sind? Es ist beschämend, dass erst diese scheinheilige Debatte den Menschen im Land die Augen dafür öffnet, welch himmelschreiendes Unrecht in Syrien sich jeden einzelnen Tag ereignet.

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