Schüler-Boom: Was die Politik jetzt dringend tun muss

12.7.2017, 19:11 Uhr
Schüler-Boom: Was die Politik jetzt dringend tun muss

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Es ist das Standardprogramm in jedem Wahlkampf: Alle Parteien fordern mehr Geld für die Kitas, Schulen und Unis und betonen, wie wichtig es sei, in Bildung zu investieren. Wenn es hoch kommt, wird in den Koalitionsverhandlungen dann vereinbart, dass das Budget steigen soll - vom großen Wurf bleibt keine Spur.

Wie schmerzhaft uns das auf die Füße fallen wird, zeigen jetzt neue Berechnungen der Bertelsmann-Stiftung, die bis ins Jahr 2030 reichen. 8,6 Millionen Kinder würden dann an den Schulen lernen, sagen die Forscher voraus, also deutlich mehr als heute. Bisher ging die Kultusministerkonferenz davon aus, dass die Zahl bis 2025 auf 7,2 Millionen sinken wird - weil sie sich auf veraltete Prognosen von 2012 stützte. Das ist nicht nur peinlich, sondern ein echtes Problem, weil alle anderen Zahlen (Lehrerstellen, Investitionen) darauf beruhen.

Unser Schulsystem ist ohnehin schon unterfinanziert - da betreiben die Gewerkschaften und Verbände keine Panikmache, das ist einfach so. Schultoiletten sind ständig kaputt, der Putz bröckelt, es gibt zu wenige Lehrer und Sozialpädagogen. Auch in Bayern. Das alles wird noch viel drastischere Auswirkungen haben, wenn es mehr Schüler gibt.

Weg mit dem Kooperationsverbot

Die Länder können die Bildungsausgaben ganz offensichtlich nicht mehr alleine stemmen. Sie sollten also ein eigenes Interesse daran haben, das Kooperationsverbot zu kippen, das seit 2006 im Grundgesetz steht und dem Bund grundsätzlich verbietet, finanziell einzuspringen. Dieses Verbot hat viel mit Machterhalt zu tun: Die Länder wollen bloß keine Kompetenzen an den Bund abgeben - zum Nachteil der Schüler. Auch so kann schlechte Bildungspolitik aussehen.

Inzwischen wurde das Kooperationsverbot zwar aufgeweicht, aber den Schulen darf der Bund trotzdem nur punktuell Geld geben. Zum Beispiel für die Digitalisierung im Klassenzimmer. Auf Dauer wird das nicht reichen.

Derzeit gibt Deutschland in absoluten Zahlen zwar viel für die Bildung aus. Gemessen am volkswirtschaftlichen Gesamtvermögen sind wir unterdurchschnittlich im Vergleich der Industrieländer. Wer sich weiter rühmen will, eine Bildungsnation zu sein, muss sich das auch etwas kosten lassen.

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