Senioren an der Wahlurne: Wer hat Angst vor Rentnern?

28.8.2017, 12:51 Uhr
Rentner nehmen einen immer größer werdenden Anteil an der Wählerschaft ein. Doch auch die jüngere Generation kann "ihre" Themen setzen - nicht nur durch Stimmabgabe.

© Wolfram Kastl/ dpa Rentner nehmen einen immer größer werdenden Anteil an der Wählerschaft ein. Doch auch die jüngere Generation kann "ihre" Themen setzen - nicht nur durch Stimmabgabe.

An den Rentnern kommt bei der Bundestagswahl keiner vorbei. Ihr Anteil an der gesamten Wählerschaft wird aus zwei Gründen immer größer. Erstens steigt glücklicherweise dank medizinischer Fortschritte die Lebenserwartung. Zweitens – und das ist weniger schön – entwickeln sich die Geburtenzahlen in Deutschland seit Jahrzehnten eher ungünstig. Es wächst also "von unten" nicht das nach, was für eine volkswirtschaftlich gute Altersstruktur nötig wäre.

Am 24. September werden die über 60-Jährigen mehr als ein Drittel aller Wahlberechtigen stellen, während die unter 30-Jährigen als Gruppe nicht einmal halb so groß sind. Dazu kommt die Tatsache, dass die Älteren zuverlässiger zur Wahl gehen als ihre Kinder und Enkelkinder. Das verschärft den Vorsprung der Generation Ü60 noch einmal.

Wie wichtig den Parteien die Rentner sind, das war in der zurückliegenden Legislaturperiode zu beobachten. Union und SPD setzten – langfristig gesehen – milliardenschwere Maßnahmen wie die abschlagsfreie Rente ab 63 und die Rentenangleichung zwischen Ost und West um. Unter den jüngeren Abgeordneten gab es ein erhebliches Gegrummel deswegen, denn sie verstehen sich als Anwälte ihrer Generation.

Niemand muss Angst vor den Rentnern haben

Trotzdem muss niemand Angst haben, dass wir in einer Rentnerdemokratie leben, die ausschließlich von den Interessen der Senioren gesteuert wird. Alle Umfragen zeigen, dass es für die Wähler deutlich wichtigere, generationenunabhängige Themen gibt – wie zum Beispiel die Flüchtlingspolitik. Außerdem wäre es ungerecht, den Älteren zu unterstellen, sie würden sich grundsätzlich nur für ihre eigenen Angelegenheiten zu interessieren. Häufig sind sie selbst Eltern und Großeltern und haben sehr wohl einen Blick für deren Interessen.

Ob und wie sehr die über 60-Jährigen in Zukunft den Ton angeben, das liegt aber auch an den Jungen. Sie müssen sich trotz Zeitmangels (Berufsanfänger, Familiengründung) dazu überwinden, in die Parteien einzutreten, deren Versammlungen zu besuchen, in der öffentlichen Debatte mitzumischen. So ist es nun mal in einer Demokratie: Wer sich nicht beteiligt, der hat einen gewissen Nachteil. Die einfachste und wirklich jedem unter 30-Jährigen zuzumutende Maßnahme ist es übrigens, nach dem (groben) Studium der Parteiprogramme wenigstens für sich persönlich das geringste Übel zu erkennen und entsprechend seine Stimme zu vergeben. Also: Wählen gehen! Ausreden gibt es nicht.   

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